Bestandsaufnahme und Rückblick: Bei Daos Gedichte - als Exilliteratur in den USA entstanden - bedienen sich hauptsächlich der Paradoxie als Stilmittel. Dies sei, so sagt er, für ihn der einzige Weg, um die Welt in ihrer Widersprüchlichkeit zu entdecken. Indem er sein Leben poetisch analysiert, kommt auch die Geschichte zu Wort: die zerstobenen Illusionen eines Dichters, der von einer anderen, besseren Welt geträumt hat.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2009Literatur "Heimreisen / sind immer länger als Irrwege / länger als ein Leben", heißt es in dem Gedicht "Eine schwarze Karte", das den neuen Gedichtband von Bei Dao eröffnet (Hanser, 112 Seiten, 14,90 Euro). Und Bei Dao weiß, wovon er spricht, denn seine Irrfahrt ist noch immer nicht beendet - nach langen Jahren des Exils im Westen durfte er seine Heimatstadt Peking nur auf kurze Zeit besuchen, um Frau und Kinder zu sehen und sich vom im Sterben liegenden Vater zu verabschieden, und selbst die Aufenthaltserlaubnis für Hongkong, wo er an der Chinese University lehrt, hängt nach wie vor vom Wohlwollen der staatlichen Behörden ab. So trägt die vorliegende Sammlung, die eine Auswahl aus Gedichtbänden der neunziger Jahre sowie aktuelle Manuskripte vereint, ihren Titel "Buch der Niederlage" einerseits zu Recht, hat Bei Dao doch das, wofür er im Februar 1989 seine Unterschrift gab, die Freilassung des Bürgerrechtlers Wei Jingsheng, und wofür er seit langem kämpft, die Einhaltung der Menschenrechte in China, nicht erreicht und für seinen Einsatz einen hohen Preis bezahlt. Uns Lesern aber scheint, andererseits, diese Niederlage, von der das Buch spricht, zugleich ein Sieg, hat Bei Dao sie doch in Gedichte verwandelt, die wie Zeichnungen auf sehr weißen, großen Blättern sind, auf denen fast unsichtbar zart, dann wieder mit einer schroffen Kontur wirklich erträumte Dinge erscheinen, Dinge und Menschen, die einfach da sind und den Augenblick füllen, trotz oder gerade wegen der Leere zwischen ihnen, und in denen alles aufgehoben ist, was man wissen kann von Sieg und Niederlage und von der Schönheit eines Gedichts.
beha
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Marion Löhndorf stellt den Band mit ausgewählten, zwischen 1992 und 2008 entstandenen Gedichten des chinesischen Essayisten und Lyrikers Bei Dao vor. Der Autor, der als "Symbolfigur eines demokratischen China" gilt, wie sein Übersetzer Wolfgang Kubin mitteilt, lebte vom Ende der 80er Jahre an im Exil, und so handeln auch seine Gedichte überwiegend vom Leben in der Fremde, erklärt die Rezensentin. Traditionelle Themen der Lyrik wie Liebesgedichte oder politische Gedichte fänden sich dagegen nicht, so Löhndorf weiter, die als Grundzug der Texte eine "resignative Melancholie" sieht. Da sich die Lyrik Daos, der heute als Professor für kreatives Schreiben in Hongkong lehrt, "hermetischer Bilder" und vielfältiger Deutung zugänglichen Wendungen bedient, empfiehlt sich "wiederholtes Lesen", rät die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Bei Dao ist der wichtigste chinesische Lyriker der Gegenwart." Marko Martin, Die Welt, 20.03.10
"Große und komplexe Lyrik...die den Autor zu einem der bedeutendsten Dichter Chinas macht.." Kurt Drawert, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.10
"Große und komplexe Lyrik...die den Autor zu einem der bedeutendsten Dichter Chinas macht.." Kurt Drawert, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.10