Interview mit Ruth Ware zu „Das Chalet“
Welche Musik hören Sie gerade? Ich höre eigentlich nicht viel Musik. Ich weiß, das ist seltsam für jemanden, der gerade ein Buch über eine Musik-App geschrieben hat. Wenn ich Musik höre, kann ich mich auf nichts anderes konzentrieren, und aus diesem Grund höre ich sie meistens im Auto. Das letzte Lied, das ich heute Morgen gehört habe, war „Satellite of Love“ von Lou Reed per Zufall bei Spotify.
Die Hauptfiguren von „Das Chalet“ betreiben eine App namens Snoop, mit der man in Echtzeit die Musik hören kann, die eine andere Person gerade hört. Wie sind Sie darauf gekommen? Ich wusste, dass ich über ein Hightech-Unternehmen schreiben wollte. Dafür musste ich eine App erfinden, was sich als überraschend schwierig herausstellte. Ich kam immer wieder auf Ideen, die, wie sich dann beim Googeln herausstellte, bereits existierten. Ich dachte an die Popularität von kurzlebigen Apps in letzter Zeit, zum Beispiel
an Storys, die innerhalb von 24 Stunden verschwinden, oder Nachrichten, die sich nach dem Lesen selbst zerstören. Mir gefiel die Idee einer App, die nur für den Moment existiert. Musik schien zudem…mehr Interview mit Ruth Ware zu „Das Chalet“
Welche Musik hören Sie gerade?
Ich höre eigentlich nicht viel Musik. Ich weiß, das ist seltsam für jemanden, der gerade ein Buch über eine Musik-App geschrieben hat. Wenn ich Musik höre, kann ich mich auf nichts anderes konzentrieren, und aus diesem Grund höre ich sie meistens im Auto. Das letzte Lied, das ich heute Morgen gehört habe, war „Satellite of Love“ von Lou Reed per Zufall bei Spotify.
Die Hauptfiguren von „Das Chalet“ betreiben eine App namens Snoop, mit der man in Echtzeit die Musik hören kann, die eine andere Person gerade hört. Wie sind Sie darauf gekommen?
Ich wusste, dass ich über ein Hightech-Unternehmen schreiben wollte. Dafür musste ich eine App erfinden, was sich als überraschend schwierig herausstellte. Ich kam immer wieder auf Ideen, die, wie sich dann beim Googeln herausstellte, bereits existierten. Ich dachte an die Popularität von kurzlebigen Apps in letzter Zeit, zum Beispiel an Storys, die innerhalb von 24 Stunden verschwinden, oder Nachrichten, die sich nach dem Lesen selbst zerstören. Mir gefiel die Idee einer App, die nur für den Moment existiert. Musik schien zudem eine gute Möglichkeit zu sein, die Persönlichkeit der Charaktere zu vermitteln. Dabei wollte ich auch die seltsame Beziehung, die wir zu Apps haben, beleuchten. Die Idee für Snoop schien all diese Kriterien zu vereinen.
Wie die Anbieter sozialer Medien vermarktet auch Snoop die Privatsphäre. Welches Verhältnis haben Sie zu Social Media?
Mich interessiert generell unsere Hassliebe zur Technologie. Alles, was Apps so praktisch macht – die Genauigkeit der Suchvorschläge, die Bequemlichkeit, dass sie sich unsere Vorlieben und Standorte merken, und die Tatsache, dass sie kostenlos sind –, all das bedeutet, dass die Entwickler Informationen brauchen, die wir nur ungern preisgeben.
Was würden Sie lieber für sich behalten?
Wenn ich nach „The King's Head Pub“ suche, finde ich es toll, dass meine Suchmaschine die Kneipe am Ende meiner Straße anzeigt und nicht eine, die 100 Meilen entfernt ist. Aber es gefällt mir nicht, dass sie weiß, wo ich wohne. Wir müssen uns entscheiden, was wir mehr wollen: Privatsphäre oder Bequemlichkeit. Ich glaube nicht, dass wir das als Gesellschaft schon herausgefunden haben. Alles, was die Gesellschaft in Bewegung versetzt und Menschen mit ihren Gefühlen in Konflikt geraten lässt, bietet sich ganz selbstverständlich an, in einem Roman behandelt zu werden.
Ihr Buch hat mehr als eine Ich-Erzählerin. Was reizte Sie daran?
Ich schreibe gerne aus der Ich-Perspektive. Die Geschichten, die Menschen sich selbst erzählen, und die Versionen von sich, die sie anderen präsentieren, sind für mich unendlich faszinierend. Mit zwei Erzählerinnen konnte ich ihre Wahrnehmungen gegeneinander ausspielen. Es hat Spaß gemacht, die Ereignisse erst aus der einen und dann aus der anderen Sicht zu zeigen.
Im Zentrum von „Das Chalet” steht ein Betriebsausflug in eine Skihütte. Haben Sie selbst Erfahrung mit dem Skifahren?
Ja, ich liebe das Skifahren. Ich würde sagen, dass ich darin ganz passabel, wenn auch nicht besonders gut bin. Es ist der einzige Sport, den ich wirklich mag.
In Deutschland gelten regelmäßige Skiferien als typisches Privileg von Akademikerfamilien. Ist das in England ähnlich?
Skifahren wird in Großbritannien als ziemlich elitär angesehen. Es ist in der Regel sehr teuer und nichts, was die meisten Menschen als Kinder lernen. Es wird zwar immer verbreiteter, aber wir haben nur sehr wenige Skipisten in Großbritannien, was bedeutet, dass es für die meisten Menschen als Hobby nicht zugänglich ist.
Noch einmal zu Snoop: Wenn es diese App gäbe, an wessen Musikauswahl wären Sie dann interessiert?
Wenn überhaupt, wäre ich vielleicht an jemandem mit Persönlichkeit und einer überraschenden Song-Auswahl interessiert. Während des Lockdowns habe ich ein Video von Snoop Dogg gesehen, der in seinem Auto zum Soundtrack von „Die Eiskönigin“ abrockt. Das fand ich toll – so etwas hätte ich nie von ihm erwartet. Das ist genau die Art von schrulliger Einsicht, die ich mir von Snoop wünschen würde.
Interview: Literaturtest, 2022