Wendelin Wiedeking, Hans-Olaf Henkel, Klaus Wagenbach und andere Experten über die Erfolgsstrategie, mit der in Wirtschaft, Politik, Sport und Kultur die Kleinen gegen die Großen bestehen. Als Wendelin Wiedeking im Spätsommer 1992 Chef der Porsche AG wurde, galt die kleine Sportwagenschmiede aus Zuffenhausen als klassischer Übernahmekandidat für einen der Großen der Branche. Knapp ein Jahrzehnt später ist die Situation völlig anders: Porsche ist noch immer der kleinste Fahrzeugproduzent, aber der mit Abstand profitabelste. Und der Erfolg hat einen Namen: Wendelin Wiedeking. Er machte aus dem Makel des "Winzlings" eine Tugend - und entdeckte das Davidprinzip. Warum dieses Davidprinzip nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in Politik, Sport und Kultur erfolgreich ist, zeigen Wendelin Wiedeking und 15 profilierte Experten aus allen Bereichen der Gesellschaft. Mit Originalbeiträgen von: Hermann Beil Hans Magnus Enzensberger Volker Finke Christian Führer Stefanie Graf Hans-Olaf Henkel Felix Huby Dirk Maxeiner und Michael Miersch Rezzo Schlauch Holger Schnitgerhans Gerhard Schröder Helmut Sihler Lothar Späth Klaus Wagenbach Martin Walser Wendelin Wiedeking.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2002Wirtschaftsbuch
Ein Porsche kommt
selten allein
Porsche ist der kleinste und profita belste Autohersteller der Welt. Heute. Noch vor zehn Jahren stand die Firma mit dem Rücken zur Wand. Dann kam Wendelin Wiedeking. 1992 übernahm der promovierte Maschinenbauer das Ruder. Es wurde „die Geschichte von einem Kleinen, der am Boden lag, sich selbst wieder aufstellte, den aufrechten Gang neu erlernte und die Großen das Fürchten lehrte. Es wurde die Geschichte von David, der es den Goliaths zeigt. Porsche entdeckte sein David-Prinzip.” So schreibt Wiedeking in der Einleitung. Was war geschehen? Wiedeking schnitzte eine Strategie, die auf die eigene Situation und die eigenen Fähigkeiten zugeschnitten war. Der erste Schritt bestand in der Erkenntnis: Wir sind anders. Wir sind nicht das kleine Abziehbild der Großen. Sollen die Großen machen, was sie wollen. Porsche hat eine eigene Identität.
Zum 50. Geburtstag und zehnjährigen Firmenjubiläum von Wiedeking kam es zu der PR-Idee, den Ruf von Chef und Firma durch ein Buch noch heller strahlen zu lassen. Häufig ein Vorgehen, das in Selbstbeweihräucherung endet. Im vorliegenden Fall aber nicht ganz. Denn es wurden 16 sehr unterschiedliche Mitautoren eingeladen, über die Erfolgsstrategien der Kleinen nachzudenken. Erfreulicherweise ohne Porsche preisen zu müssen. Leider gelingt dies nicht jedem, manche Autoren wie etwa Gerhard Schröder lassen die Firma etwas vordergründig hochleben. Das Buch lebt indes von einigen gelungenen Essays. Allen voran jener von Klaus Wagenbach, der seit 1965 seinen Berliner Kleinverlag im Haifischbecken schwimmen lässt, und zeigt, dass Größe und Weisheit nicht immer Hand in Hand gehen – sondern sich sogar immer häufiger ausschließen. „Alle wollen Marktführer werden, aber das Salz ihrer auf diesem Weg aufgefressenen Konkurrenten macht sie nur durstiger, nicht weiser”, schreibt er. Die besten Taktiken, um zu überleben und anzugreifen, seien Unabhängigkeit und Überzeugungen.
Sehr lesenswert ist auch der „Dialog über den Luxus” von Hans Magnus Enzensberger, der ein Plädoyer für Luxus als ein Mehr an Ruhe, Zeit und Sicherheit ist. Und ein Zwischenruf, dem Prinzip des Immer-höher-und-weiter den Saft abzudrehen. „Die Zukunft des Luxus liegt nicht in der Vermehrung, sondern in der Verminderung; nicht in der Anhäufung, sondern in der Vermeidung. Minimalismus und Unsichtbarkeit, das ist besser als dieses blöde Auf-den-Putz- hauen, die schiere Verausgabung.”
Im Grunde sind sich die meisten Autoren einig: Erfolgreich ist, wer unabhängig sowie mit Leidenschaft seine Geschäftsidee verfolgt. Gute Ideen wachsen außerdem immer und überall, auch jenseits von Massenmarketing und Globalisierung, von Rezession und Angstökonomie. Auf dem Fußballfeld ebenso wie hinter Kirchenmauern.
Peter Felixberger
Der Autor ist Chefredakteur des Online-Magazins changeX.
Wendelin Wiedeking: Das Davidprinzip. Eichborn Verlag, Frankfurt 2002, 240 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Ein Porsche kommt
selten allein
Porsche ist der kleinste und profita belste Autohersteller der Welt. Heute. Noch vor zehn Jahren stand die Firma mit dem Rücken zur Wand. Dann kam Wendelin Wiedeking. 1992 übernahm der promovierte Maschinenbauer das Ruder. Es wurde „die Geschichte von einem Kleinen, der am Boden lag, sich selbst wieder aufstellte, den aufrechten Gang neu erlernte und die Großen das Fürchten lehrte. Es wurde die Geschichte von David, der es den Goliaths zeigt. Porsche entdeckte sein David-Prinzip.” So schreibt Wiedeking in der Einleitung. Was war geschehen? Wiedeking schnitzte eine Strategie, die auf die eigene Situation und die eigenen Fähigkeiten zugeschnitten war. Der erste Schritt bestand in der Erkenntnis: Wir sind anders. Wir sind nicht das kleine Abziehbild der Großen. Sollen die Großen machen, was sie wollen. Porsche hat eine eigene Identität.
Zum 50. Geburtstag und zehnjährigen Firmenjubiläum von Wiedeking kam es zu der PR-Idee, den Ruf von Chef und Firma durch ein Buch noch heller strahlen zu lassen. Häufig ein Vorgehen, das in Selbstbeweihräucherung endet. Im vorliegenden Fall aber nicht ganz. Denn es wurden 16 sehr unterschiedliche Mitautoren eingeladen, über die Erfolgsstrategien der Kleinen nachzudenken. Erfreulicherweise ohne Porsche preisen zu müssen. Leider gelingt dies nicht jedem, manche Autoren wie etwa Gerhard Schröder lassen die Firma etwas vordergründig hochleben. Das Buch lebt indes von einigen gelungenen Essays. Allen voran jener von Klaus Wagenbach, der seit 1965 seinen Berliner Kleinverlag im Haifischbecken schwimmen lässt, und zeigt, dass Größe und Weisheit nicht immer Hand in Hand gehen – sondern sich sogar immer häufiger ausschließen. „Alle wollen Marktführer werden, aber das Salz ihrer auf diesem Weg aufgefressenen Konkurrenten macht sie nur durstiger, nicht weiser”, schreibt er. Die besten Taktiken, um zu überleben und anzugreifen, seien Unabhängigkeit und Überzeugungen.
Sehr lesenswert ist auch der „Dialog über den Luxus” von Hans Magnus Enzensberger, der ein Plädoyer für Luxus als ein Mehr an Ruhe, Zeit und Sicherheit ist. Und ein Zwischenruf, dem Prinzip des Immer-höher-und-weiter den Saft abzudrehen. „Die Zukunft des Luxus liegt nicht in der Vermehrung, sondern in der Verminderung; nicht in der Anhäufung, sondern in der Vermeidung. Minimalismus und Unsichtbarkeit, das ist besser als dieses blöde Auf-den-Putz- hauen, die schiere Verausgabung.”
Im Grunde sind sich die meisten Autoren einig: Erfolgreich ist, wer unabhängig sowie mit Leidenschaft seine Geschäftsidee verfolgt. Gute Ideen wachsen außerdem immer und überall, auch jenseits von Massenmarketing und Globalisierung, von Rezession und Angstökonomie. Auf dem Fußballfeld ebenso wie hinter Kirchenmauern.
Peter Felixberger
Der Autor ist Chefredakteur des Online-Magazins changeX.
Wendelin Wiedeking: Das Davidprinzip. Eichborn Verlag, Frankfurt 2002, 240 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dass der zum 50. Geburtstag und zehnjährigen Firmenjubiläum von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking erschienene Band "Das Davidprinzip" nicht ganz in Selbstbeweihräucherung mündet, verdankt sich nach Ansicht von Peter Felixberger den sechzehn sehr unterschiedliche Mitautoren, die eingeladen waren, über die Erfolgsstrategien der Kleinen nachzudenken. Erfreulicherweise ohne Porsche preisen zu müssen - was leider nicht jedem gelang, wie der Rezensent festhält. Manche Autoren wie etwa Gerhard Schröder lassen die Firma für Felixbergers Geschmack "etwas vordergründig hochleben". Doch einige gelungene Essays retten für ihn das Buch. So lobt Felixberger insbesondere den Beitrag des Verlegers Klaus Wagenbach, der seit 1965 seinen Berliner Kleinverlag im Haifischbecken schwimmen lasse. Auch Hans Magnus Enzensbergers "Dialog über den Luxus", ein Plädoyer für Luxus als ein Mehr an Ruhe, Zeit und Sicherheit und gegen das Prinzip des Immer-höher-und-weiter, findet Felixberger "sehr lesenswert".
© Perlentaucher Medien GmbH
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