In Brasilien ist vielfach die Rede von "moderner Sklavenarbeit". Die betreffenden Arbeitsverhältnisse sind oft in globale Produktionsnetzwerke eingebunden und durch Migration bedingt. Anhand von Beispielen aus der Bekleidungs- und der Stahlproduktion werden die Strategien von staatlichen Institutionen, sozialen Bewegungen und Gewerkschaften aus repräsentationskritischer und machtanalytischer Perspektive untersucht. Im Zentrum stehen Deutungen, Erfahrungen und Widerstandsstrategien der Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Dispositivanalyse wirft ein neues Licht auf die Begriffe Unfreiheit, Entwürdigung und Ausbeutung.…mehr
In Brasilien ist vielfach die Rede von "moderner Sklavenarbeit". Die betreffenden Arbeitsverhältnisse sind oft in globale Produktionsnetzwerke eingebunden und durch Migration bedingt. Anhand von Beispielen aus der Bekleidungs- und der Stahlproduktion werden die Strategien von staatlichen Institutionen, sozialen Bewegungen und Gewerkschaften aus repräsentationskritischer und machtanalytischer Perspektive untersucht. Im Zentrum stehen Deutungen, Erfahrungen und Widerstandsstrategien der Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Dispositivanalyse wirft ein neues Licht auf die Begriffe Unfreiheit, Entwürdigung und Ausbeutung.
Anne Lisa Carstensen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) an der Universität Osnabrück.
Inhaltsangabe
Inhalt 1. Einleitung 11 1.1 Ausgangspunkt und Erkenntnisinteresse 11 1.2 Stand der Forschung 16 1.2.1 Netzwerke der Produktion und der Migration 16 1.2.2 Freie und unfreie Arbeit 23 1.2.3 Arbeiter_innen, Macht und Subalternität 27 1.3 Theoretische Verortung 31 1.4 Einführung in die Fallstudien 36 1.5 Aufbau der Arbeit 38 2. Forschungsprogramm und Methode 40 2.1 Dispositivanalyse: Definition und zentrale Begriffe 40 2.2 Theoretische Einsatzpunkte der repräsentationskritischen Dispositivanalyse 50 2.2.1 Das Verhältnis zwischen Diskurs, Materialität und Praktiken 50 2.2.2 Subjekt und Dispositiv 58 2.2.3 Subjekt, Macht und Widerstand 65 2.3 Analysekategorien 71 2.4 Methodisches Vorgehen 76 2.5 Exkurs: (Un-)Möglichkeiten situierter und aktivistischer Forschung 90 3. Das Dispositiv Moderne Sklavenarbeit in Brasilien 94 3.1 Moderne Sklavenarbeit, Zwangsarbeit und Menschenhandel im internationalen Diskurs 95 3.2 Entstehung und Entwicklung des Dispositivs 98 3.2.1 Benennung und Anklage von Sklavenarbeit als Menschenrechtsverletzung (1971-1995) 99 3.2.2 Entwicklung der Allianz gegen Sklavenarbeit ab 1995 104 3.2.3 Institutionalisierung des Kampfs gegen Sklavenarbeit ab 2003 107 3.2.4 Menschenhandel: Andere Ausbeutungsverhältnisse, andere Politiken oder nur ein neuer Begriff? 114 3.2.5 Ausblick auf die aktuellen Entwicklungen 117 3.2.6 Zwischenfazit 119 3.3 Ankerpunkte des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit 120 3.3.1 Einbettungen und Abgrenzungen: Einsatzfelder des Dispositivs 121 3.3.2 Ansatzpunkte der Politiken gegen Sklavenarbeit 130 3.3.3 Die Repräsentationslücke in den Initiativen zur Abschaffung moderner Sklavenarbeit 139 3.3.4 Subjekt/Objekt des Dispositivs: Die Arbeitenden als 'versklavte' und 'vulnerable' Bevölkerungsgruppe 147 3.4 Zwischenfazit 156 4. Fallstudie A: Holzkohleproduktion in der Region Carajás 158 4.1 Einleitung 158 4.1.1 Grande Carajás zwischen Agrargrenze und Rohstoffförderung 159 4.1.2 Das Dispositiv Moderne Sklavenarbeit in der Holzkohleproduktion 168 4.1.3 Ausblick auf die Fallstudie 173 4.2 Das Produktionsnetzwerk der Stahl- und Eisenindustrie 176 4.2.1 Akteure, Entwicklungen und Beziehungen im Produktionsnetzwerk 178 4.2.2 Problematisierung des Produktionsnetzwerks der Stahl- und Eisenindustrie 188 4.2.3 Dichotome Beschreibungen und situiertes Wissen 203 4.2.4 Zwischenfazit 209 4.3 Zirkuläre Arbeitsmigration in die carvoarias 210 4.3.1 Migration als Folge und Bedingung von 'Entwicklung' 212 4.3.2 Die Besonderheiten vermittelter zirkulärer Arbeitsmigration und die Figur des gato 214 4.3.3 Migration zwischen Notwendigkeit und Abenteuerlust 224 4.3.4 Zwischenfazit 231 4.4 Arbeit und Ausbeutung in den carvoarias 232 4.4.1 Lage und betriebliche Organisation der carvoarias 233 4.4.2 Arbeitsverhältnisse und Abmachungen 237 4.4.3 Arbeits- und Rahmenbedingungen 247 4.4.4 Zwischenfazit 258 4.5 Normative Grenzziehungen und die Produktivität des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit 259 4.5.1 Inhaltliche Kriterien der Abgrenzung moderner Sklavenarbeit 260 4.5.2 Effekte und Begründungszusammenhänge normativer Grenzziehungen 267 4.5.3 Momente der Versklavung - Momente der Definition 271 4.5.4 Umstrittene und streitende Subjekte: Die Geburt des 'Sklaven' 275 4.5.5 Zwischenfazit 280 4.6 Aushandlung und Widerstand: Konflikte am Arbeitsplatz und darüber hinaus 282 4.6.1 Aushandlung, Konflikt und Hierarchie am Arbeitsplatz 283 4.6.2 Über den Arbeitsplatz hinaus und in den Arbeitsplatz hinein -Flucht, Inspektionen und Befreiungsaktionen 302 4.6.3 Repräsentation der Unrepräsentierbaren 327 4.6.4 Zwischenfazit 332 5. Fallstudie B: Die Bekleidungsindustrie in São Paulo 334 5.1 Einleitung 334 5.1.1 Die Entwicklung des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit in Bezug auf die Bekleidungsindustrie 335 5.1.2 Akteure der Abschaffung moderner Sklavenarbeit 343 5.1.3 Ausblick auf die Fallstudie 348 5.2 Das Produktionsnetzwerk der Bekleidungsindustrie 349 5.2.1 Die Bekleidungsproduktion im Spiegel des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit 351 5.2.2 Problematisierungen: Von kleinen Fischen und großen Profiteuren 362 5.2.3 Situiertes Wissen in und um das GPN der Bekleidungsindustrie 369 5.2.4 Zwischenfazit 372 5.3 Migration als Problem des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit in der Bekleidungsindustrie 374 5.3.1 Kontext: Migration und Migrationspolitiken in Brasilien 375 5.3.2 Diskurse und Praktiken der Migration in der Bekleidungsindustrie 380 5.3.3 Ethnisierte Produktionsbeziehungen, Kulturalisierung und die Subjekte der Migration 393 5.3.4 Zwischenfazit 398 5.4 Arbeit und Ausbeutung in den oficinas 399 5.4.1 Elemente der Haushalts- und Betriebsführung in den oficinas 400 5.4.2 Bedingungen von Arbeit in den oficinas 410 5.4.3 Zwischenfazit 416 5.5 Normative Grenzziehung als konstitutive Praxis im Dispositiv Moderne Sklavenarbeit 417 5.5.1 Objektive Abgrenzungskriterien versus subjektive Erfahrungen unfreier Arbeit 419 5.5.2 Die Frage nach dem 'freien Willen' der 'Versklavten' 424 5.5.3 Zwischenfazit 431 5.6 Widerstand und Handlungsstrategien 432 5.6.1 Aushandlungen, Konflikte und Gegenwehr 432 5.6.2 Repräsentationen der Beschäftigten im Dispositiv Moderne Sklavenarbeit 447 5.6.3 Zwischenfazit 465 6. Schlussfolgerungen: Umstrittene Repräsentationen 'versklavter' Subjekte 467 6.1 Globale Produktions- und Migrationsnetzwerke in der Holzkohleproduktion und Bekleidungsindustrie 468 6.2 Moderne Sklavenarbeit in den carvoarias und oficinas 477 6.2.1 Die grenzziehende Produktivität des Begriffs moderne Sklavenarbeit 479 6.2.2 Das Definitionsparadox mit praktischen Folgen 483 6.3 Widerstand und Repräsentation: Handlungsmacht- und ohnmacht 'versklavter' Subjekte 484 6.3.1 Repräsentationsbeziehungen und Repräsentationslücke 487 6.3.2 Subjektivation als Repräsentationsproblematik 489 6.4 Die Dispositivanalyse als Analyseperspektive: Nutzen und Grenzen 493 6.5 Abschließender Ausblick 495 7. Literatur 499 Abkürzungen 530 Abbildungen und Tabellen 533 Anhang 534 Expert_inneninterviews 534 Beschäftigteninterviews 537 Veranstaltungsbesuche (Auswahl) 538 Danke! 540
Inhalt 1. Einleitung 11 1.1 Ausgangspunkt und Erkenntnisinteresse 11 1.2 Stand der Forschung 16 1.2.1 Netzwerke der Produktion und der Migration 16 1.2.2 Freie und unfreie Arbeit 23 1.2.3 Arbeiter_innen, Macht und Subalternität 27 1.3 Theoretische Verortung 31 1.4 Einführung in die Fallstudien 36 1.5 Aufbau der Arbeit 38 2. Forschungsprogramm und Methode 40 2.1 Dispositivanalyse: Definition und zentrale Begriffe 40 2.2 Theoretische Einsatzpunkte der repräsentationskritischen Dispositivanalyse 50 2.2.1 Das Verhältnis zwischen Diskurs, Materialität und Praktiken 50 2.2.2 Subjekt und Dispositiv 58 2.2.3 Subjekt, Macht und Widerstand 65 2.3 Analysekategorien 71 2.4 Methodisches Vorgehen 76 2.5 Exkurs: (Un-)Möglichkeiten situierter und aktivistischer Forschung 90 3. Das Dispositiv Moderne Sklavenarbeit in Brasilien 94 3.1 Moderne Sklavenarbeit, Zwangsarbeit und Menschenhandel im internationalen Diskurs 95 3.2 Entstehung und Entwicklung des Dispositivs 98 3.2.1 Benennung und Anklage von Sklavenarbeit als Menschenrechtsverletzung (1971-1995) 99 3.2.2 Entwicklung der Allianz gegen Sklavenarbeit ab 1995 104 3.2.3 Institutionalisierung des Kampfs gegen Sklavenarbeit ab 2003 107 3.2.4 Menschenhandel: Andere Ausbeutungsverhältnisse, andere Politiken oder nur ein neuer Begriff? 114 3.2.5 Ausblick auf die aktuellen Entwicklungen 117 3.2.6 Zwischenfazit 119 3.3 Ankerpunkte des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit 120 3.3.1 Einbettungen und Abgrenzungen: Einsatzfelder des Dispositivs 121 3.3.2 Ansatzpunkte der Politiken gegen Sklavenarbeit 130 3.3.3 Die Repräsentationslücke in den Initiativen zur Abschaffung moderner Sklavenarbeit 139 3.3.4 Subjekt/Objekt des Dispositivs: Die Arbeitenden als 'versklavte' und 'vulnerable' Bevölkerungsgruppe 147 3.4 Zwischenfazit 156 4. Fallstudie A: Holzkohleproduktion in der Region Carajás 158 4.1 Einleitung 158 4.1.1 Grande Carajás zwischen Agrargrenze und Rohstoffförderung 159 4.1.2 Das Dispositiv Moderne Sklavenarbeit in der Holzkohleproduktion 168 4.1.3 Ausblick auf die Fallstudie 173 4.2 Das Produktionsnetzwerk der Stahl- und Eisenindustrie 176 4.2.1 Akteure, Entwicklungen und Beziehungen im Produktionsnetzwerk 178 4.2.2 Problematisierung des Produktionsnetzwerks der Stahl- und Eisenindustrie 188 4.2.3 Dichotome Beschreibungen und situiertes Wissen 203 4.2.4 Zwischenfazit 209 4.3 Zirkuläre Arbeitsmigration in die carvoarias 210 4.3.1 Migration als Folge und Bedingung von 'Entwicklung' 212 4.3.2 Die Besonderheiten vermittelter zirkulärer Arbeitsmigration und die Figur des gato 214 4.3.3 Migration zwischen Notwendigkeit und Abenteuerlust 224 4.3.4 Zwischenfazit 231 4.4 Arbeit und Ausbeutung in den carvoarias 232 4.4.1 Lage und betriebliche Organisation der carvoarias 233 4.4.2 Arbeitsverhältnisse und Abmachungen 237 4.4.3 Arbeits- und Rahmenbedingungen 247 4.4.4 Zwischenfazit 258 4.5 Normative Grenzziehungen und die Produktivität des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit 259 4.5.1 Inhaltliche Kriterien der Abgrenzung moderner Sklavenarbeit 260 4.5.2 Effekte und Begründungszusammenhänge normativer Grenzziehungen 267 4.5.3 Momente der Versklavung - Momente der Definition 271 4.5.4 Umstrittene und streitende Subjekte: Die Geburt des 'Sklaven' 275 4.5.5 Zwischenfazit 280 4.6 Aushandlung und Widerstand: Konflikte am Arbeitsplatz und darüber hinaus 282 4.6.1 Aushandlung, Konflikt und Hierarchie am Arbeitsplatz 283 4.6.2 Über den Arbeitsplatz hinaus und in den Arbeitsplatz hinein -Flucht, Inspektionen und Befreiungsaktionen 302 4.6.3 Repräsentation der Unrepräsentierbaren 327 4.6.4 Zwischenfazit 332 5. Fallstudie B: Die Bekleidungsindustrie in São Paulo 334 5.1 Einleitung 334 5.1.1 Die Entwicklung des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit in Bezug auf die Bekleidungsindustrie 335 5.1.2 Akteure der Abschaffung moderner Sklavenarbeit 343 5.1.3 Ausblick auf die Fallstudie 348 5.2 Das Produktionsnetzwerk der Bekleidungsindustrie 349 5.2.1 Die Bekleidungsproduktion im Spiegel des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit 351 5.2.2 Problematisierungen: Von kleinen Fischen und großen Profiteuren 362 5.2.3 Situiertes Wissen in und um das GPN der Bekleidungsindustrie 369 5.2.4 Zwischenfazit 372 5.3 Migration als Problem des Dispositivs Moderne Sklavenarbeit in der Bekleidungsindustrie 374 5.3.1 Kontext: Migration und Migrationspolitiken in Brasilien 375 5.3.2 Diskurse und Praktiken der Migration in der Bekleidungsindustrie 380 5.3.3 Ethnisierte Produktionsbeziehungen, Kulturalisierung und die Subjekte der Migration 393 5.3.4 Zwischenfazit 398 5.4 Arbeit und Ausbeutung in den oficinas 399 5.4.1 Elemente der Haushalts- und Betriebsführung in den oficinas 400 5.4.2 Bedingungen von Arbeit in den oficinas 410 5.4.3 Zwischenfazit 416 5.5 Normative Grenzziehung als konstitutive Praxis im Dispositiv Moderne Sklavenarbeit 417 5.5.1 Objektive Abgrenzungskriterien versus subjektive Erfahrungen unfreier Arbeit 419 5.5.2 Die Frage nach dem 'freien Willen' der 'Versklavten' 424 5.5.3 Zwischenfazit 431 5.6 Widerstand und Handlungsstrategien 432 5.6.1 Aushandlungen, Konflikte und Gegenwehr 432 5.6.2 Repräsentationen der Beschäftigten im Dispositiv Moderne Sklavenarbeit 447 5.6.3 Zwischenfazit 465 6. Schlussfolgerungen: Umstrittene Repräsentationen 'versklavter' Subjekte 467 6.1 Globale Produktions- und Migrationsnetzwerke in der Holzkohleproduktion und Bekleidungsindustrie 468 6.2 Moderne Sklavenarbeit in den carvoarias und oficinas 477 6.2.1 Die grenzziehende Produktivität des Begriffs moderne Sklavenarbeit 479 6.2.2 Das Definitionsparadox mit praktischen Folgen 483 6.3 Widerstand und Repräsentation: Handlungsmacht- und ohnmacht 'versklavter' Subjekte 484 6.3.1 Repräsentationsbeziehungen und Repräsentationslücke 487 6.3.2 Subjektivation als Repräsentationsproblematik 489 6.4 Die Dispositivanalyse als Analyseperspektive: Nutzen und Grenzen 493 6.5 Abschließender Ausblick 495 7. Literatur 499 Abkürzungen 530 Abbildungen und Tabellen 533 Anhang 534 Expert_inneninterviews 534 Beschäftigteninterviews 537 Veranstaltungsbesuche (Auswahl) 538 Danke! 540
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