Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth genießt einen nahezu legendären Ruf als engagierter Essayist, der unermüdlich gegen Mißstände in Österreich polemisiert - auch wenn er dafür im eigenen Land oft als Netzbeschmutzer diffamiert wurde. Dieser Band versammelt Beiträge der letzten zehn Jahre, die Roth in überregionalen Zeitungen, etwa als Autor für Die Zeit oder profil publiziert hat. Er fungiert darin als Seismograph der jüngsten historischen Epoche Österreichs, die von der Wahl Waldheims zum Präsidenten 1986 bis zum EU-Beitritt 1995 reicht. Seine Artikel sind Warnungen vor Antisemitismus und Fremdenparanoia in Österreich, sie wollen verhindern, daß das Land Etappen seiner Vergangenheit, besonders die Rolle im nationalsozialistischen Machtgefüge, ausblendet. Analytische Wahrhaftigkeit treibt Roth dazu, die Ursachen für Verdrängung und Kleingeistigkeit in Österreich aufzuspüren, das eigentliche Wesen der Republik und ihrer Mentalität zu erkunden. Seine Recherche erhellt auch Orte, an denen sich die Institution Staat ihrer schwächsten Mitglieder höchstpersönlich annimmt: Obdachlosenunterkünfte, Erziehungsheime, Psychiatrien. Aufgeschlossen berichtet er in den Interviews am Ende des Bandes über sein Leben als Schriftsteller und die Arbeit am großen Romanzyklus Die Archive des Schweigens.
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