Die Untersuchung der kinderliterarischen Familienszenen schlägt ein anderes Kapitel bürgerlicher Dramengeschichte auf. Zur moraldidaktischen Unterweisung empfohlen und dem Familienkreis zur gemeinsamen Rezeption anheimgestellt greifen die Kinderschauspiele ein differenziertes Spektrum an inhaltlichen und formalen Darstellungsmöglichkeiten auf, das die Grenzen des Rollenspiels deutlich überschreitet. Als aufschlußreich erweist sich die Lektüre darüber hinaus in kulturgeschichtlicher und psychohistorischer Hinsicht. Die kollektiven Vorstellungen und psychischen Dispositionen, die Erwartungen, Hoffnungen und Ängste die den Kindheitsdiskurs zwischen Spätaufklärung und Biedermeier in je spezifischer Weise prägen, sedimentieren sich in den (Sub-)Texten zu aussagekräftigen, epochentypischen Formationen. Die Inszenierung der Familienkindheit zwischen Vaterordnung und Mutterbindung vermittelt so auch gegen die Intention der Autoren einen Eindruck vom spannungsreichen Generationenverhältnis in der historisch jungen bürgerlichen Kleinfamilie.
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