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Der Dichter und sein Kritiker - eine wechselvolle Fehde und ein großes Stück deutscher Geschichte.
Die »Zwangsehe«, wie Günter Grass sie einmal nannte, wurde offiziell am 1. Januar 1960 geschlossen: An diesem Tag besprach der damals 39-jährige Kritiker Marcel Reich-Ranicki »Die Blechtrommel« des gerade 32-jährigen Autors. Er verriss den Roman. Und so begann das wechselhafte, von Rivalität wie Respekt getragene Verhältnis der beiden herausragenden Protagonisten der deutschen Nachkriegsliteratur.
1958 waren sie sich schon einmal im Warschauer Hotel Bristol begegnet - und hatten beide
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Produktbeschreibung
Der Dichter und sein Kritiker - eine wechselvolle Fehde und ein großes Stück deutscher Geschichte.

Die »Zwangsehe«, wie Günter Grass sie einmal nannte, wurde offiziell am 1. Januar 1960 geschlossen: An diesem Tag besprach der damals 39-jährige Kritiker Marcel Reich-Ranicki »Die Blechtrommel« des gerade 32-jährigen Autors. Er verriss den Roman. Und so begann das wechselhafte, von Rivalität wie Respekt getragene Verhältnis der beiden herausragenden Protagonisten der deutschen Nachkriegsliteratur.

1958 waren sie sich schon einmal im Warschauer Hotel Bristol begegnet - und hatten beide bereits ein Leben hinter sich: Der eine war bei der Waffen-SS gewesen, der andere Überlebender des Warschauer Ghettos. Doch beide einte ihre große Liebe zur deutschen Literatur und ihr unbedingter Wille, ihr weiteres Leben dieser Literatur zu widmen. Und so lagen über ein halbes Jahrhundert der Auseinandersetzungen, zahlreiche Romane und Verrisse, Liebeserklärungen und Wut vor ihnen.

Volker Weidermann erzählt so farbig wie schillernd von der wechselseitigen Abhängigkeit von »MRR« und »GG«, von Streit und Nähe, Empörung und Entspannung. Davon, wie auf den großen Eklat 1995, als Reich-Ranicki auf dem berühmt gewordenen Titelbild des Spiegels »Das weite Feld« von Grass buchstäblich zerreißt, 2003 ein versöhnliches Treffen folgt. Zugleich aber weitet Weidermann seine fulminante Doppelbiografie der beiden Könige der deutschen Nachkriegsliteratur zu einem grandiosen Panorama, in dem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt.
Autorenporträt
Volker Weidermann, geboren 1969 in Darmstadt, war Gastgeber des 'Literarischen Quartetts' im ZDF. Er ist Kulturkorrespondent der Zeitund Autor zahlreicher Bücher, darunter 'Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen' und 'Mann vom Meer'. Außerdem ist er Herausgeber der Reihe 'Bücher meines Lebens'.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Dieses Buch lässt das Herz aller Literaturliebhaber höherschlagen. Neidlos erkennt die Rezensentin an, dass Volker Weidermann, Kritiker beim „Spiegel“ und Autor internationaler Bestseller wie „Ostende. 1936, Sommer der Freundschaft“, ein begnadeter Erzähler ist. Seine Doppelbiografie liest sich so spannend wie ein Krimi. Mit feiner Feder porträtiert Weidermann zwei Männer, die die Nachkriegsliteratur geprägt haben: Günter Grass, der Dichter, und sein Kritiker, Literaturpapst Reich-Ranicki. Ein kluges Psychogramm dieses „sonderbaren Zwillingspaars“, das einander ein halbes Jahrhundert in Hassliebe verbunden war, „aneinandergekettet durch die Geschichte, ihre Herkunft und die Bedeutung, die sie einander verliehen“. Beide hatten den Krieg erlebt. Grass auf der Seite der Täter, als Waffen-SS-Mann an der Front, der an Hitler glaubte, Reich-Ranicki auf der Seite der Opfer, als Jude im Warschauer Ghetto und im Keller einer polnischen Familie, in dem er sich 400 Tage versteckte. 1958 lernten sie sich in Warschau kennen, Grass erzählte Reich-Ranicki, dass er gerade die „Blechtrommel“ schrieb, den Roman, der ihm zu Weltruhm verhelfen sollte. Reich-Ranicki verriss das Buch, was er später zurücknahm. Selbst ein Papst irrt mal und es macht ihn sympathisch, wenn er es zugibt.

 

Must-read für alle, die ihr Wissen über die Protagonisten deutscher Nachkriegsliteratur erweitern wollen.

© BÜCHERmagazin, Christiane von Korff

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.2019

4. Freund oder Feind?

Freundschaften, die lange halten sollen, müssen gepflegt werden. Das Gleiche gilt für Feindschaften, stellt man fest, wenn man Volker Weidermanns Buch liest über die ziemlich innige Beziehung zwischen Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki. Wobei, so Weidermanns These, zwischen den beiden eher eine Art "Zwangsehe" geherrscht hat, also eine Art von merkwürdiger Sympathie, die aus dem resignierten Eingeständnis entsteht, dass man einander in diesem Leben wohl nicht mehr loswird.

Diese Zwangsehe war auch fruchtbar - ihr entsprang Literaturgeschichte. Dass der Schreibende agiert, der Kritiker reagiert, liegt in der Natur der Sache. Weidermann führt allerdings die Biographien des Dichters und seines Kritikers so geschickt zusammen, dass man auch das Schreiben von Grass als eine Art von Reaktion auf die Kritik betrachten kann, auf eine bisweilen beißende Kritik, die durch neue, bessere Romane widerlegt werden sollte. Eigentlich hat Reich-Ranicki wohl große Stücke auf Grass gehalten, das geht aus jeder Rezension hervor. Vielleicht war ja eigentlich seine Absicht, ihn durch vernichtende Kritik zu ermutigen, seinen Kram besser zu erledigen? So etwas kommt ja auch in Ehen vor.

Die beiden hatten eigentlich viel gemeinsam: Polen, die Liebe zur Literatur, zur Sprache, politische Überzeugungen, nicht zuletzt die Zugehörigkeit zur Gruppe 47. Die Zwangsehe hätte auch in eine Liebe münden können. Tat sie aber nicht. Stattdessen vollzog sich zwischen den beiden eine eigenartig antagonistische Aufarbeitung der deutschen Geschichte, zwischen dem Ex-Waffen-SS-Autor, der gern das nationale Gewissen gab, und dem jüdischen Kritiker, der sich in der Nazizeit viele Monate lang in einem polnischen Keller versteckt halten musste.

Weidermanns Buch vermittelt ein interessantes Bild vom westdeutschen Literaturbetrieb. War es damals auch so lustig und aufregend, die Zeitung aufzuschlagen, um zu erfahren, wie denn nun die neueste Folge ausschaute; wie Reich-Ranicki nun wieder auf Grass reagiert oder wie Grass über Reich-Ranicki in einem Interview wieder böse gesprochen hatte? Sehr empfohlen sei das Buch auch allen, die sich schon immer besser mit Grass auskennen wollten, ohne gleich jene Bücher lesen zu müssen, die ja laut Reich-Ranicki ohnehin nicht lesenswert sind.

Shou Aziz

Volker Weidermann: "Das Duell. Die Geschichte von Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki". Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten, 22 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Eine Hassliebe mit etlichen öffentlichen und halböffentlichen ausgetragenen Gefechten. Diesen Konfliktgehalt Weidermann arbeitet sehr scharfsinnig heraus und gibt den weitestgehenden bekannten Biografien der beiden Literaturriesen durch Reibung und Rivalität neue erzählerische Energie.« Katharina Borchardt Deutschlandfunk Büchermarkt 20200602