"Das Individuelle" ist - ebenso wie seine Ableitungen "Individuum" und "Individualität" - ein zentraler Begriff abendländischen Denkens und somit Kristallisationspunkt einer Vielzahl theorie- und konzeptgeschichtlicher Diskurse. Zugleich ist mit ihm eine analytische Kategorie gegeben, deren erkenntnisstimulierende Wirkung innerhalb der aktuellen historischen, philosophischen, literaturwissenschaftlichen und soziologischen Forschungen ungebrochen ist, und die nicht zuletzt ganz spezifische wissenschaftliche Interessen im Bereich der Mediävistik markiert. Der vorliegende Sammelband will das Potential dieser Begriffe für die Untersuchung von Phänomenen aus dem weiten Bereich der mittelalterlichen vita religiosa nutzbar machen. Dabei verfolgen die einzelnen Beiträge eine Vielzahl verschiedener Perspektiven: Theoretisch orientierte Untersuchungen sind ebenso vertreten wie Fallstudien, die nach Formen der Selbsterkenntnis und -wahrnehmung des Menschen im Horizont göttlicher Transzendenz, nach Verfahren der Modellierung und Typisierung von Persönlichkeiten in hagiographischen und historiographischen Texten sowie nach den vielgestaltigen Varianten des Verhältnisses von Einzelnem und religiöser Gemeinschaft fragen.