Dr. Martin Kirsch ist als Psychiater an der renommierten Berliner Charité tätig. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die in der Mehrheit eine stark medikamentös unterstützte Therapie befürworten, ist Kirsch eher im analytischen Sektor angesiedelt. (...) Martin Kirsch will zunächst wissen was seine
Patienten antreibt. Über ihre persönliche Geschichte versucht er die Auslöser der psychischen Erkrankung…mehrDr. Martin Kirsch ist als Psychiater an der renommierten Berliner Charité tätig. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die in der Mehrheit eine stark medikamentös unterstützte Therapie befürworten, ist Kirsch eher im analytischen Sektor angesiedelt. (...) Martin Kirsch will zunächst wissen was seine Patienten antreibt. Über ihre persönliche Geschichte versucht er die Auslöser der psychischen Erkrankung zu finden und dann eine geeignete Therapie auszuwählen. Privat lebt der Arzt zurückgezogen im Prenzlauer Berg. Dieser gehörte damals noch nicht zu den guten Berliner Bezirken, sondern galt als heruntergekommener Arbeiterbezirk mit zwielichtigen Gestalten. Der Doktor fühlt sich dort wohl und stromert am Abend durch die Bars. Seine Verlobte kommt hingegen aus gutem Hause und lebt noch bei ihren Eltern in Oranienburg. Nach der Hochzeit will die zukünftige Frau Kirsch aber mit ihrem Ehemann in ein Haus ziehen, das im südlichen Berlin stehen soll. Martin Kirsch ist sich jedoch nicht sicher, ob es dazu kommen wird. Will er wirklich dieses Leben?
Noch unsicherer wird er, als eines Tages eine junge Frau in die Charité gebracht wird. Sie wurde nackt und bewusstlos in dem Wald von Caputh gefunden. Nachdem sie eine Zeit lang im Koma gelegen hat, erwacht sie zwar wieder, hat jedoch eine vollständige Amnesie. Der einzige Hinweis, den sie bei sich trug, war eine Vortragsankündigung. Diese lud ein interessiertes Publikum zu einem Vortrag von Albert Einstein ein. Dr. Kirsch nimmt das so genannte Einstein-Mädchen in seiner Abteilung auf und versucht mit einer Mischung aus Psychiatrie/Psychologie und kriminalistischer Arbeit ihre Herkunft zu ermitteln. Was hat sie mit Albert Einstein zu tun? Woher kommt sie? Warum vermisst sie niemand?
Diese Fragen möchte der Arzt unbedingt klären. Er versteift sich allerdings so in den Fall, dass er nicht merkt wie er in einen Strudel aus politischen Veränderungen, Intrigen und Krankheit stürzt.
Philip Sington erzählt die Geschichte des Einstein-Mädchens in verschiedenen Strängen. Teilweise wird ihre Geschichte durch Briefe und Erzählungen parallel zu Dr. Kirschs Fortschritten beschrieben. So begleitet der Leser zwar den Arzt auf seiner Suche, erhält aber auch immer eine gewisse Anzahl von Zusatzinformationen, die es ermöglichen das Puzzle noch einen kleinen Tick schneller zusammen zu setzen. Innerhalb dieser Stränge ist die Sprache recht unterschiedlich und entspricht den einzelnen Erzählerpersönlichkeiten. Insgesamt kann man aber in Bezug auf die Sprache sagen, dass der Text klar verständlich und nicht zu kompliziert konzipiert ist. Er lässt sich flüssig lesen und beschreibt die Situationen und Personen ausreichend. Teilweise hätte ich mir jedoch umfangreichere Beschreibungen gewünscht, um die jeweilige Stimmung besser einfangen zu können.
Innerhalb der Erzählung tauchen zwar viele historische Persönlichkeiten auf, die Geschichte kann aber auch ohne Hintergrundwissen verstanden werden. Wenn man nach der Lektüre allerdings noch ein wenig recherchiert erhält man sehr interessante Zusatzinformationen. Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll gewissen darauf noch knapp in einem Nachwort einzugehen. Besonders wenn man bedenkt aus welcher Fachrichtung der Autor kommt.
Manchem Leser könnten auch die physikalischen Informationen zu komplex sein. Ich bin jedoch der Meinung, dass man die eigentliche Geschichte auch verstehen und sogar genießen kann, wenn man die wissenschaftlichen Aspekte nicht verstanden hat.
Fazit: Ich habe mich beim Lesen des Werkes gut unterhalten gefühlt. Es verbindet Geschichte, Medizin, Spurensuche und einen Hauch Physik gut miteinander. Zudem wird ein interessanter Spannungsbogen aufgebaut und man ist sich als Leser in manchen Situationen nicht mehr sicher, ob man wirklich die richtigen Schlüsse gezogen hat. Man grübelt mal in die eine Richtung, denkt man hat die Lösung gefunden und weifelt dann doch wieder.
Allerdings hat mir ein wenig die sprachliche Raffinesse gefehlt.