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Konzerne sind "institutionelle Psychopathen", allein von ihrer Konstitution schon destruktiv für die Gesellschaft und ihre Moral - wer solche Thesen hört, mag zunächst an Ideen aus dem Hinterstübchen politischer Ideologen denken. Aber Joel Bakan, international anerkannter Jurist und Professor an der University of British Columbia, zeigt in "Das Ego der Konzerne" sowohl logisch als auch historisch fundiert, wie es zu diesen global agierenden Missgeburten der industriellen Welt kommen konnte und wie ihnen beizukommen ist.

Produktbeschreibung
Konzerne sind "institutionelle Psychopathen", allein von ihrer Konstitution schon destruktiv für die Gesellschaft und ihre Moral - wer solche Thesen hört, mag zunächst an Ideen aus dem Hinterstübchen politischer Ideologen denken. Aber Joel Bakan, international anerkannter Jurist und Professor an der University of British Columbia, zeigt in "Das Ego der Konzerne" sowohl logisch als auch historisch fundiert, wie es zu diesen global agierenden Missgeburten der industriellen Welt kommen konnte und wie ihnen beizukommen ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2005

Wirtschaftsbuch
Zum Thema
Rote Karte für die Shareholder
Lawrence E. Mitchell: Der parasitäre Konzern. Riemann One Earth Spirit, München 2002, 414 Seiten, 21,90 Euro.
Auch Mitchell kritisiert die großen Kapitalgesellschaften und fordert Gesetzesänderungen: etwa die Streichung des Stimmrechts der Aktionäre, Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungen und Abschaffung der Quartalsbilanzen.
Lug und Trug der Marktwirtschaft
John Kenneth Galbraith: Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs. Siedler Verlag, München 2005, 112 Seiten, 14 Euro.
Galbraith, Altmeister der Kritik der entfesselten Märkte, holt zum polemischen Rundschlag gegen die Unwahrheiten der Wirtschaft aus. Er entlarvt den reaktionären Geist in vielen Konzernen.
Konzerne gleichen Psychopathen
Sie bestimmen, was wir essen, wie wir uns fortbewegen, amüsieren und informieren, womöglich sogar, was wir glauben. Die Rede ist von Großkonzernen, genauer: Von jenen börsennotierten Big Playern anglo-amerikanischen Zuschnitts, die heute so viel Macht besitzen wie früher allenfalls die Kirche oder die Krone. Wie aber sind die Kapitalgesellschaften dazu gekommen? Wer hat ihnen die Lizenz zur Weltherrschaft verliehen? Und wie lässt sich die entfesselte Kraft an die Kandare nehmen?
Joel Bakan hat diesen Fragen ein Buch gewidmet, das sich bemerkenswert von der populären Kapitalismusschelte abhebt. Denn der Juraprofessor aus Kanada seziert mit den Instrumenten der Rechtswissenschaft. Die Beweisaufnahme führt in die Anfänge der Industrialisierung. Geboren wurden die Kapitalgesellschaften vor 300 Jahren - mitten im Spekulantenmilieu der Londoner Kaffeehäuser. Doch das englische Parlament erklärte sie bald als illegal. Erst mit dem Kapitalhunger der industriellen Revolution erfuhr die geächtete Unternehmensform eine Wiedergeburt. Per Gesetz wurden Kapitalgesellschaften zur Rechtspersönlichkeit erhoben - ausgestattet mit bürgerlichen Rechten. Und damit begann der kometenhafte Aufstieg des Kapitalismus.
Wohl wussten die Regierungen um die Gefahren dieser Entfesselung und steuerten dagegen. Doch die Globalisierung befreit die Konzerne nun vom Gängelband der heimatlichen Aufseher und verleiht ihnen Allmacht. Das sei beunruhigend, könne aber gesetzlich nicht angefochten werden, stellt Bakan nüchtern fest. Dann holt er zum Gegenschlag aus und unterzieht die verdächtige Rechtsperson des Großkonzerns einem psychologischen Gutachten. Bakans Befund ist niederschmetternd: Konzerne gleichen Psychopathen. Sie haben kein Mitgefühl, kein Verantwortungsbewusstsein und kein Gewissen. Sie bekämpfen jeden unerbittlich, der sich ihnen in die Quere stellt, und verdecken ihr egozentrisches Wesen hinter der Fassade der Corporate Social Responsibility.
Wohlgemerkt - die Anklage zielt auf die Unternehmensform, nicht auf die Lenker der Konzerne. Die spricht Bakan frei als rechtschaffene Menschen, die als Führungskraft gesetzlich nicht befugt sind, das Geld der Aktionäre für soziale Zwecke auszugeben. Selten hat man von Kapitalismuskritikern so differenzierte Urteile vernommen. So milde aber der kanadische Rechtsexperte mit den Personen an der Konzernspitze verfährt, so scharf geht er mit dem System des Konzernkapitalismus ins Gericht. Gefahr im Verzug, lautet sein Fazit.
Als Beweis legt Bakan die zunehmende Besetzung des kommerzfreien Gemeinwesens durch die Wirtschaft vor: die Manipulation der Werbung, die Unterwanderung der Schulen durch Firmensponsoring, die Besitznahme öffentlicher Räume durch Einkaufszentren, die fortschreitende Privatisierung von Bildung, Gesundheit und Sicherheit. Da entpuppt sich die Kraft der Wirtschaft zur moralischen Selbstregulierung als Einbildung.
Was also tun? Die Konzerne wie einst verbieten? Die Regulierung verschärfen? Auf die Macht der Kunden, Mitarbeiter und so genannten Stakeholder vertrauen? All diese Korrektive seien nicht wirksam oder realistisch, meint Bakan. Vielmehr mahnt er das Prinzipielle an: Die Herrschaft der Konzerne ist nicht unantastbar, sie ist ihnen kraft Gesetz erteilt, aber jederzeit zu widerrufen. Das sollten die Bürger nicht vergessen und sich erinnern, dass sie selbst ihrem Wesen nach sozial, moralisch und mitfühlend sind: „Keine gesellschaftliche Ordnung, die wesentliche Elemente der menschlichen Natur unterdrückt, hat auf Dauer Bestand - das gilt auch für die Unternehmensordnung.”
Gundula Englisch
Joel Bakan: Das Ende
der Konzerne. Die selbstzerstörerische Kraft der Unternehmen.
Europa Verlag, Leipzig 2005,
230 Seiten, 12,90 Euro.
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