"Hanna Rosin zeigt, dass sich Frauen auf die heutige Arbeitswelt viel besser einstellen können als Männer: ein faszinierendes Buch" -- NEW YORK TIMES
"Dieses Buch beschreibt, warum das Zeitalter des Testosterons zu Ende geht." -- VANITY FAIR
In fast allen Bereichen unserer heutigen Lebens- und Arbeitswelt sind Frauen auf dem Vormarsch. In "Das Ende der Männer" zeigt Hanna Rosin auf, warum Frauen bald an der Spitze der Gesellschaft stehen werden - ein großes Debattenbuch, in Bedeutung und Weitsicht vergleichbar mit den Werken Simone de Beauvoirs oder Naomi Wolfs.
Ist die jahrtausendealte Herrschaft des Patriarchats am Ende? Noch nicht, sagt Hanna Rosin, doch die massiven Veränderungen der Berufswelt und des Bildungssystems haben eine Dynamik in Gang gesetzt, die das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nachhaltig verändert. So scheinen viele Anforderungen der modernen Dienstleistungsgesellschaft - Flexibilität, soziale Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit - eindeutig Frauen in die Hände zu spielen, während Männer oft von den Umwälzungen überfordert sind. Hanna Rosin zeigt - frei von ideologischen Prämissen -, wie sich heute das Leben von Männern und Frauen unterscheidet, wie sehr sich die Art und Weise geändert hat, wie heute gearbeitet, gelernt, zusammengelebt wird. Differenziert und mit vielen konkreten Beispielen gelingt es Rosin, die Chancen und Schattenseiten des "weiblichen Jahrhunderts" in den Blick zu nehmen. "Das Ende der Männer" ist keine feministische Streitschrift, keine Prophezeiung, sondern eine messerscharfe, weitsichtige Diagnose.
"Dieses Buch beschreibt, warum das Zeitalter des Testosterons zu Ende geht." -- VANITY FAIR
In fast allen Bereichen unserer heutigen Lebens- und Arbeitswelt sind Frauen auf dem Vormarsch. In "Das Ende der Männer" zeigt Hanna Rosin auf, warum Frauen bald an der Spitze der Gesellschaft stehen werden - ein großes Debattenbuch, in Bedeutung und Weitsicht vergleichbar mit den Werken Simone de Beauvoirs oder Naomi Wolfs.
Ist die jahrtausendealte Herrschaft des Patriarchats am Ende? Noch nicht, sagt Hanna Rosin, doch die massiven Veränderungen der Berufswelt und des Bildungssystems haben eine Dynamik in Gang gesetzt, die das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nachhaltig verändert. So scheinen viele Anforderungen der modernen Dienstleistungsgesellschaft - Flexibilität, soziale Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit - eindeutig Frauen in die Hände zu spielen, während Männer oft von den Umwälzungen überfordert sind. Hanna Rosin zeigt - frei von ideologischen Prämissen -, wie sich heute das Leben von Männern und Frauen unterscheidet, wie sehr sich die Art und Weise geändert hat, wie heute gearbeitet, gelernt, zusammengelebt wird. Differenziert und mit vielen konkreten Beispielen gelingt es Rosin, die Chancen und Schattenseiten des "weiblichen Jahrhunderts" in den Blick zu nehmen. "Das Ende der Männer" ist keine feministische Streitschrift, keine Prophezeiung, sondern eine messerscharfe, weitsichtige Diagnose.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Für Ralf Bönt, Autor des Männermanifests "Das entehrte Geschlecht", reiht sich die Autorin mit ihrem Buch in die Tradition eines unguten Diskurses ein, der unmittelbar mit der dunklen Seite der Gender Studies zusammenhängt und irgendwie auch mit Alice Schwarzer. Beinhart erscheint Bönt hier die Ideologie der Wahrheitsmissachtung zugunsten von Interessen durchgedrückt. So gesehen sind Frauen dann auch besser gerüstet für die Anforderungen unseres Zeitalters, klar, meint er. Ursachenforschung betreibe Hanna Rosin leider nicht, und auch keine Untersuchung in Sachen Männergesundheit und gleichberechtigte Vaterschaft. Stattdessen sieht sich der Rezensent mit Ressentiments konfrontiert, die für ihn höchstens eins bedeuten: Das Ende des Feminismus.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2013Über Männer und Frauen lässt sich trefflich empiriefrei reden
Dumm wird man nicht geboren, für dumm wird man verkauft: Hanna Rosin ist verwirrt von den Debatten über die Ungleichheit der Geschlechter und setzt auf Krawall
Die Lust an der Frage, inwiefern Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, brachte manchen Fortschritt, hat aber auch eine ganz schwarze Rückseite. Denn Jahrzehnte später verplempern ganze Generationen ihre Jugend mit dem Studium der sogenannten "gender studies", in denen es siebzehn kategorisierte Geschlechter gibt, aber niemand die Klosterstudie kennt. Sucht man im Internet nach "Judith Butler" und "cloister-study", so erhält man nämlich auch im Januar 2013 sagenhafte null Treffer. Das ist ungefähr so, als würde Physik als Friedensforschung gelten und Forscher, die man nach Hiroshima und Nagasaki fragte, mit den Schultern zuckten, ob es sich vielleicht um Reisgerichte im Schnellimbiss handelt. Keine akademische Disziplin hat je einen solchen Offenbarungseid geleistet wie die "gender studies".
Dabei muss man nicht einmal unbedingt darauf verweisen, dass praktisch die größte Verirrung nicht gescheut wurde: In ihrem Buch "Der kleine Unterschied" führte Alice Schwarzer einst ausgerechnet David Reimer als Beleg der Beauvoirschen These an, als Frau werde man nicht geboren, zur Frau werde man gemacht. Sie stellte die Frauenbewegung damit auf eine Lüge, denn tatsächlich war der junge Mann, dessen Beschneidung verunglückt war und den man daraufhin komplett kastrierte und als Mädchen erzog, längst in Depressionen versunken. Die Verheimlichung seines wahren Geschlechtes vor ihm selbst misslang, er tötete sich später.
Schwarzer focht das nicht an, sie sprang Ende der neunziger Jahre auf die genetische Pseudotheorie an, der Mann sei ein Mängelwesen. Schuld daran: das Y-Chromosom. Den vorläufigen Höhepunkt dieser sexistischen Kampagne bildete ein "Spiegel"-Titel im Jahr 2003 mit der Überschrift: "Eine Krankheit namens Mann".
Pikanterweise führte man als Beweis die kürzere Lebenserwartung von Männern an. Die Klosterstudie von Marc Luy war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon zehn Jahre alt. Sie besagt, dass die Unterschiede der Lebenserwartung von Männern und Frauen bei gleicher Lebensweise fast verschwinden. Im real existierenden sozialen System der Bundesrepublik Deutschland verdoppelte sich die Differenz dagegen, obwohl sie schon bei Kriegsende dreimal so hoch war wie im Kloster.
Hanna Rosins Buch "Das Ende der Männer" fügt sich nahtlos in die Tradition des unguten Diskurses ein, in dem Interessen indirekt formuliert werden und Wahrheiten gar nicht mehr. Hanna Rosin ist als beinharte Ideologin bekannt, die Stillen unanständig findet und für das Mitgefühl während der Beschneidung ihrer Söhne das Stillhormon verantwortlich macht. In der Einleitung zu ihrem Buch schreibt sie: "Persönlichkeitstests zeigen seit Jahrzehnten, dass der Mann Neuland nur mit Trippelschritten betritt, während die Frau regelrecht hineinrast." Wie Schuppen fällt es dem Leser denn auch von den Augen, dass das ferne Ende des Atlantiks, den Südpol, den Nordpol und den Mond zuerst Frauen betraten. Sie entdeckten die Elektrodynamik, infizierten sich mit Kuhpocken, um zu beweisen, dass man sich impfen kann. Der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war, man muss es kaum erwähnen: eine Frau.
Rosin stellt de Beauvoir, die bemängelte, dass die Frau nicht wie der Mann über sich hinausgehe, auf den Kopf. Dabei ist es nicht etwa so, dass an der Beobachtung, dass etwas zu Ende gehe, nichts dran wäre. Ganz im Gegenteil: Die vielbeschworene gläserne Decke ist durchstoßen. Vor zwei Jahren wurde festgestellt, dass bei unverheirateten und kinderlosen Amerikanern unter dreißig Frauen zwölf bis fünfundzwanzig Prozent mehr verdienen als Männer. Zu dieser Zahl fügt Rosin eine Unmenge ähnlicher hinzu. So verdienen Frauen in den Vereinigten Staaten jetzt 42,2 Prozent der Familieneinkommen. Schon 2008 hatten Frauen der Arbeiterklasse dort ein höheres Einkommen als Männer. 2009 waren zum ersten Mal mehr Frauen als Männer in Arbeit. 2011 hatten Frauen 51,4 Prozent der leitenden Positionen und akademischen Berufe inne, 1980 waren es noch 26,1 Prozent. In Saudi-Arabien stellen Frauen mehr als die Hälfte aller Studierenden und Promovierten.
Hanna Rosin glaubt, dass Frauen für die postindustrielle Gesellschaft besser geeignet sind als Männer, da sie flexibler, sozialer, kreativer und ausdauernder sind. So erkläre sich auch, dass die meisten Menschen sich heute statt eines Sohnes lieber eine Tochter wünschten. Tatsächlich gibt es diese Tendenz. Es ist auch bekannt, dass aus den neuen Bundesländern sehr viel mehr Frauen wegziehen, während Männer verstärkt an ihrem Wohnort bleiben und Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen.
Leider fragt Rosin nie nach den Ursachen dieser Entwicklungen. Sie weiß nicht, dass sie selbst den Mann auch nur als Herrscher oder Versager, als Memme oder Supermann, als Genie oder Idioten ansieht. Unterschiedlichen Erwartungsdruck kennt sie nicht. So pflügt sie selbst ihre wichtige Erkenntnis, dass Frauen im Prozess der Emanzipation zu keinerlei Zugeständnissen bereit sind, in einem Mahlstrom des Ressentiments unter. Als ob kein Mann je Mathematik betrieben, eine Rechenmaschine gebaut oder eine große Partie Schach gespielt hätte, ist sie sicher, dass der Besitzer eines Y-Chromosoms den heutigen Anforderungen nicht gewachsen ist. Ihr Paradies ist eine Kleinstadt, in der das Einkommen von Frauen "140 Prozent über dem der Männer" liegt.
Auch Hanna Rosin kennt nach Jahrzehnten des Geschlechterkrieges die Klosterstudie nicht. Kein Väteraufbruch, keine Männergesundheit und keine gleichberechtigte Elternschaft hat je ihre Sinne gestreift. Die studierte Literaturwissenschaftlerin verherrlicht gar eine Frau, die unter dem Motto "Arbeite wie ein Mann. Denke wie ein Mann. Handle wie ein Mann" aus ihrer Ehe ausbricht und sich mit einer Bar selbständig macht, als Flauberts Monsieur Homais ebenbürtig. Denn dieser sei ein "angesehener Bürger der Stadt und eine Art mystischer Heiler".
Dass Homais keine Art mystischer Heiler, sondern das nach Geld und Ruhm gierende, über jedes Leid der anderen trampelnde schamlose Unglück der Bovarys ist, Hanna Rosin stört es nicht. Deshalb ist ihr Buch auch nicht die Geschichte vom Ende der Männer, sondern die vom Ende des Feminismus. Frauen sind nämlich nicht mehr, wie August Bebel noch dachte, die gute sozialistische Kraft, während Männer die böse kapitalistische sind. Lautlos und von Frauen unbemerkt, steigen Männer derweil aus den eisigen Höhen und dem gläsernen Keller, die zusammen das Patriarchat darstellten: Überrepräsentiertheit am oberen Ende wie am unteren Ende der sozialen Skala. Was Rosin als Ende der Männer feiert, ist deren Eroberung der Mitte. Denn sie haben längst erkannt, dort lässt es sich leben. Die Differenz der Lebenserwartungen hat sich bereits von sechs bis sieben auf fünf Jahre verringert.
RALF BÖNT
Hanna Rosin: "Das Ende der Männer" und der Aufstieg der Frauen.
Aus dem Englischen von Heike Schlatterer und Helmut Dierlamm. Berlin Verlag, Berlin 2013. 352 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dumm wird man nicht geboren, für dumm wird man verkauft: Hanna Rosin ist verwirrt von den Debatten über die Ungleichheit der Geschlechter und setzt auf Krawall
Die Lust an der Frage, inwiefern Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, brachte manchen Fortschritt, hat aber auch eine ganz schwarze Rückseite. Denn Jahrzehnte später verplempern ganze Generationen ihre Jugend mit dem Studium der sogenannten "gender studies", in denen es siebzehn kategorisierte Geschlechter gibt, aber niemand die Klosterstudie kennt. Sucht man im Internet nach "Judith Butler" und "cloister-study", so erhält man nämlich auch im Januar 2013 sagenhafte null Treffer. Das ist ungefähr so, als würde Physik als Friedensforschung gelten und Forscher, die man nach Hiroshima und Nagasaki fragte, mit den Schultern zuckten, ob es sich vielleicht um Reisgerichte im Schnellimbiss handelt. Keine akademische Disziplin hat je einen solchen Offenbarungseid geleistet wie die "gender studies".
Dabei muss man nicht einmal unbedingt darauf verweisen, dass praktisch die größte Verirrung nicht gescheut wurde: In ihrem Buch "Der kleine Unterschied" führte Alice Schwarzer einst ausgerechnet David Reimer als Beleg der Beauvoirschen These an, als Frau werde man nicht geboren, zur Frau werde man gemacht. Sie stellte die Frauenbewegung damit auf eine Lüge, denn tatsächlich war der junge Mann, dessen Beschneidung verunglückt war und den man daraufhin komplett kastrierte und als Mädchen erzog, längst in Depressionen versunken. Die Verheimlichung seines wahren Geschlechtes vor ihm selbst misslang, er tötete sich später.
Schwarzer focht das nicht an, sie sprang Ende der neunziger Jahre auf die genetische Pseudotheorie an, der Mann sei ein Mängelwesen. Schuld daran: das Y-Chromosom. Den vorläufigen Höhepunkt dieser sexistischen Kampagne bildete ein "Spiegel"-Titel im Jahr 2003 mit der Überschrift: "Eine Krankheit namens Mann".
Pikanterweise führte man als Beweis die kürzere Lebenserwartung von Männern an. Die Klosterstudie von Marc Luy war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon zehn Jahre alt. Sie besagt, dass die Unterschiede der Lebenserwartung von Männern und Frauen bei gleicher Lebensweise fast verschwinden. Im real existierenden sozialen System der Bundesrepublik Deutschland verdoppelte sich die Differenz dagegen, obwohl sie schon bei Kriegsende dreimal so hoch war wie im Kloster.
Hanna Rosins Buch "Das Ende der Männer" fügt sich nahtlos in die Tradition des unguten Diskurses ein, in dem Interessen indirekt formuliert werden und Wahrheiten gar nicht mehr. Hanna Rosin ist als beinharte Ideologin bekannt, die Stillen unanständig findet und für das Mitgefühl während der Beschneidung ihrer Söhne das Stillhormon verantwortlich macht. In der Einleitung zu ihrem Buch schreibt sie: "Persönlichkeitstests zeigen seit Jahrzehnten, dass der Mann Neuland nur mit Trippelschritten betritt, während die Frau regelrecht hineinrast." Wie Schuppen fällt es dem Leser denn auch von den Augen, dass das ferne Ende des Atlantiks, den Südpol, den Nordpol und den Mond zuerst Frauen betraten. Sie entdeckten die Elektrodynamik, infizierten sich mit Kuhpocken, um zu beweisen, dass man sich impfen kann. Der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war, man muss es kaum erwähnen: eine Frau.
Rosin stellt de Beauvoir, die bemängelte, dass die Frau nicht wie der Mann über sich hinausgehe, auf den Kopf. Dabei ist es nicht etwa so, dass an der Beobachtung, dass etwas zu Ende gehe, nichts dran wäre. Ganz im Gegenteil: Die vielbeschworene gläserne Decke ist durchstoßen. Vor zwei Jahren wurde festgestellt, dass bei unverheirateten und kinderlosen Amerikanern unter dreißig Frauen zwölf bis fünfundzwanzig Prozent mehr verdienen als Männer. Zu dieser Zahl fügt Rosin eine Unmenge ähnlicher hinzu. So verdienen Frauen in den Vereinigten Staaten jetzt 42,2 Prozent der Familieneinkommen. Schon 2008 hatten Frauen der Arbeiterklasse dort ein höheres Einkommen als Männer. 2009 waren zum ersten Mal mehr Frauen als Männer in Arbeit. 2011 hatten Frauen 51,4 Prozent der leitenden Positionen und akademischen Berufe inne, 1980 waren es noch 26,1 Prozent. In Saudi-Arabien stellen Frauen mehr als die Hälfte aller Studierenden und Promovierten.
Hanna Rosin glaubt, dass Frauen für die postindustrielle Gesellschaft besser geeignet sind als Männer, da sie flexibler, sozialer, kreativer und ausdauernder sind. So erkläre sich auch, dass die meisten Menschen sich heute statt eines Sohnes lieber eine Tochter wünschten. Tatsächlich gibt es diese Tendenz. Es ist auch bekannt, dass aus den neuen Bundesländern sehr viel mehr Frauen wegziehen, während Männer verstärkt an ihrem Wohnort bleiben und Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen.
Leider fragt Rosin nie nach den Ursachen dieser Entwicklungen. Sie weiß nicht, dass sie selbst den Mann auch nur als Herrscher oder Versager, als Memme oder Supermann, als Genie oder Idioten ansieht. Unterschiedlichen Erwartungsdruck kennt sie nicht. So pflügt sie selbst ihre wichtige Erkenntnis, dass Frauen im Prozess der Emanzipation zu keinerlei Zugeständnissen bereit sind, in einem Mahlstrom des Ressentiments unter. Als ob kein Mann je Mathematik betrieben, eine Rechenmaschine gebaut oder eine große Partie Schach gespielt hätte, ist sie sicher, dass der Besitzer eines Y-Chromosoms den heutigen Anforderungen nicht gewachsen ist. Ihr Paradies ist eine Kleinstadt, in der das Einkommen von Frauen "140 Prozent über dem der Männer" liegt.
Auch Hanna Rosin kennt nach Jahrzehnten des Geschlechterkrieges die Klosterstudie nicht. Kein Väteraufbruch, keine Männergesundheit und keine gleichberechtigte Elternschaft hat je ihre Sinne gestreift. Die studierte Literaturwissenschaftlerin verherrlicht gar eine Frau, die unter dem Motto "Arbeite wie ein Mann. Denke wie ein Mann. Handle wie ein Mann" aus ihrer Ehe ausbricht und sich mit einer Bar selbständig macht, als Flauberts Monsieur Homais ebenbürtig. Denn dieser sei ein "angesehener Bürger der Stadt und eine Art mystischer Heiler".
Dass Homais keine Art mystischer Heiler, sondern das nach Geld und Ruhm gierende, über jedes Leid der anderen trampelnde schamlose Unglück der Bovarys ist, Hanna Rosin stört es nicht. Deshalb ist ihr Buch auch nicht die Geschichte vom Ende der Männer, sondern die vom Ende des Feminismus. Frauen sind nämlich nicht mehr, wie August Bebel noch dachte, die gute sozialistische Kraft, während Männer die böse kapitalistische sind. Lautlos und von Frauen unbemerkt, steigen Männer derweil aus den eisigen Höhen und dem gläsernen Keller, die zusammen das Patriarchat darstellten: Überrepräsentiertheit am oberen Ende wie am unteren Ende der sozialen Skala. Was Rosin als Ende der Männer feiert, ist deren Eroberung der Mitte. Denn sie haben längst erkannt, dort lässt es sich leben. Die Differenz der Lebenserwartungen hat sich bereits von sechs bis sieben auf fünf Jahre verringert.
RALF BÖNT
Hanna Rosin: "Das Ende der Männer" und der Aufstieg der Frauen.
Aus dem Englischen von Heike Schlatterer und Helmut Dierlamm. Berlin Verlag, Berlin 2013. 352 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.01.2013KURZKRITIK
Schlaffe Beute
Hanna Rosins Abgesang auf die
Männer – ein Scheuklappentext
Wenn man ein Wasserglas betrachtet, dann sagen manche Menschen, es sei halb voll. Andere, dass es halb leer sei. So sind die Menschen. Doch egal, was sie sagen: Die Welt, diese bunte, verrückte, ist immer komplexer, immer mehr als nur ein halbvoll-halbleeres Wasserglas.
Eine Wasserglas-Betrachterin ist Hanna Rosin. Sie hat mit der Finanz- und Wirtschaftskrise einen tipping point ausgemacht, an dem ihr Wasserpegel von Voll auf Leer umschlägt. Schlecht für die Männer. Denn, so die auf 400 Seiten totgerittene These, seitdem geht die Herrschaft des Patriarchats zu Ende, während die der Frauen anbricht.
Warum das so ist? In erster Linie, weil Hanna Rosin ihre Welt nur nach diesem einzigen Kriterium durchkämmt und nur das, was ins (Beute-)Schema passt, aufschreibt. In der Philosophie nennt man dergleichen einen vorgefassten selektiven Standpunkt. Rosins Standpunkt ist äußerst selektiv: Der Mann an sich habe mit den äußeren Krisen auch seinen eigenen inneren Sinn verloren, seine jahrtausendelang erfolgreichen Strategien funktionierten nicht mehr. Sein Festhalten an überkommenen Rollenmodellen aber mache ihn nun schlaff und schlaffer, er traue sich schon gar nicht mehr auf die Straße. Im Gegenzug erweisen sich Frauen als geschmeidiger, cremiger, optimistischer, pragmatischer: Sie machen einfach ihr Ding.
Man wird nicht in Abrede stellen können, dass Hanna Rosins Beobachtungen jeweils stimmen. Zur Weltformel werden sie darum noch nicht – oder nur, wenn man Powerpoint-Thesen für Argumente hält, wenn man mit Scheuklappen auf die Welt schaut, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Insofern ist Rosins Arbeit über die Erdnah-Männchen und die „Geschlechtsumwandlung der Mittelschicht“ noch flüssiger als das Wasser in ihrem Glas. Sie ist überflüssig.
BERND GRAFF
Hanna Rosin: Das Ende der Männer. Und der Aufstieg der Frauen. Aus dem Englischen von H. Schlatterer und H. Dierlamm. Berlin Verlag, Berlin 2013. 400 Seiten, 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Schlaffe Beute
Hanna Rosins Abgesang auf die
Männer – ein Scheuklappentext
Wenn man ein Wasserglas betrachtet, dann sagen manche Menschen, es sei halb voll. Andere, dass es halb leer sei. So sind die Menschen. Doch egal, was sie sagen: Die Welt, diese bunte, verrückte, ist immer komplexer, immer mehr als nur ein halbvoll-halbleeres Wasserglas.
Eine Wasserglas-Betrachterin ist Hanna Rosin. Sie hat mit der Finanz- und Wirtschaftskrise einen tipping point ausgemacht, an dem ihr Wasserpegel von Voll auf Leer umschlägt. Schlecht für die Männer. Denn, so die auf 400 Seiten totgerittene These, seitdem geht die Herrschaft des Patriarchats zu Ende, während die der Frauen anbricht.
Warum das so ist? In erster Linie, weil Hanna Rosin ihre Welt nur nach diesem einzigen Kriterium durchkämmt und nur das, was ins (Beute-)Schema passt, aufschreibt. In der Philosophie nennt man dergleichen einen vorgefassten selektiven Standpunkt. Rosins Standpunkt ist äußerst selektiv: Der Mann an sich habe mit den äußeren Krisen auch seinen eigenen inneren Sinn verloren, seine jahrtausendelang erfolgreichen Strategien funktionierten nicht mehr. Sein Festhalten an überkommenen Rollenmodellen aber mache ihn nun schlaff und schlaffer, er traue sich schon gar nicht mehr auf die Straße. Im Gegenzug erweisen sich Frauen als geschmeidiger, cremiger, optimistischer, pragmatischer: Sie machen einfach ihr Ding.
Man wird nicht in Abrede stellen können, dass Hanna Rosins Beobachtungen jeweils stimmen. Zur Weltformel werden sie darum noch nicht – oder nur, wenn man Powerpoint-Thesen für Argumente hält, wenn man mit Scheuklappen auf die Welt schaut, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Insofern ist Rosins Arbeit über die Erdnah-Männchen und die „Geschlechtsumwandlung der Mittelschicht“ noch flüssiger als das Wasser in ihrem Glas. Sie ist überflüssig.
BERND GRAFF
Hanna Rosin: Das Ende der Männer. Und der Aufstieg der Frauen. Aus dem Englischen von H. Schlatterer und H. Dierlamm. Berlin Verlag, Berlin 2013. 400 Seiten, 19,99 Euro.
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"Der transparente Mann, flexibel bis in seine eigene Definition: Ist das nicht das Ergebnis, auf das Frauen - oder wenigstens: Feministinnen - gewartet haben? Offenbar gerade nicht. Und an dieser Stelle beginnen Rosins Thesen, interessant zu werden. Sie vermeidet den üblichen Abzweig des Arguments in Richtung kulturtheoretischen Brusthaarmessens; stattdessen widmet sie sich den Frauen selbst, genauer: dem versteckteren Komplex der Umverteilung gesellschaftlicher Geschlechterrollen.", Die Welt, Mara Delius, 15.01.2013