In seinem Buch analysiert Gary Hamel die Methoden erfolgreicher Unternehmen wie Whole Foods, General Electrics, Gore-Tex und Google und ermutigt Manager zu einer verbesserten Unternehmensführung. So eröffnen sich neue Perspektiven für vorwärtsgewandte Führungskräfte, die zu Pionieren innovativen Managements werden.
Wirtschaft und Technik haben in den letzten Jahrzehnten rasante Fortschritte gemacht. Auch die Märkte und das Kundenverhalten haben sich dramatisch verändert. Die gängigen Managementmethoden dagegen stammen aus der Steinzeit. Manager müssen sich den neuen Entwicklungen anpassen - sonst werden sie untergehen wie einst die Dinosaurier. Im 21. Jahrhundert sind demokratische Unternehmensgrundsätze unabdingbar, Hierarchien werden durch Netzwerke ersetzt.
Wirtschaft und Technik haben in den letzten Jahrzehnten rasante Fortschritte gemacht. Auch die Märkte und das Kundenverhalten haben sich dramatisch verändert. Die gängigen Managementmethoden dagegen stammen aus der Steinzeit. Manager müssen sich den neuen Entwicklungen anpassen - sonst werden sie untergehen wie einst die Dinosaurier. Im 21. Jahrhundert sind demokratische Unternehmensgrundsätze unabdingbar, Hierarchien werden durch Netzwerke ersetzt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2008Mogelpackung
Wie aus der Zukunft des Managements dessen Ende wird
Für Manager kommt es zurzeit knüppeldick: Sie werden angegriffen von allen Seiten und sind zu den Prügelknaben der Nation verkommen. Und jetzt das noch: Der vom Econ-Verlag zum Management-Guru beförderte Gary Hamel, der de facto Chef einer amerikanischen Unternehmensberatung ist und daneben einen Lehrauftrag an der London Business School ausübt, verkündet das Ende des Managements. Zumindest scheint es so, wenn man das vorliegende Buch zur Hand nimmt. Bei einem Blick auf den Titel der amerikanischen Originalversion "The Future of Management" wird indessen schnell deutlich, welche Mogelpackung Verlag, Lektor und möglicherweise auch der Übersetzer offeriert haben: Sie haben das Cover schlicht falsch ins Deutsche übersetzt.
Offenbar wollte man im Kampf um Aufmerksamkeit mit der Wahl des provozierenden und irritierenden Titels einen Marketing-Gag landen, dessen das etwas langatmige und redundante Buch, das für Kenner der modernen Managementlehre so viel spektakuläre Neuigkeiten nicht enthält, wohl bedarf. Bei näherem Hinsehen geht es Gary Hamel keineswegs darum, das Ende des Managements heraufzubeschwören, vielmehr fordert er einen Paradigmawechsel bei Führungsstil und Führungsorganisation.
Nach seiner Einschätzung, die leider nicht mit harten Fakten unterfüttert wird, sind die in den großen Unternehmen praktizierten Managementsysteme zu einseitig auf Effizienzsteigerung, Kontrolle, Standardisierung und Konformität ausgerichtet. Über die Unternehmen lege sich der Mehltau einer lähmenden Bürokratie. Dies wiederum behindere Innovationen und Anpassungsfähigkeit, also die Fähigkeiten, auf die es im 21. Jahrhundert besonders ankomme. Er begründet die Managementdefizite damit, dass in den Unternehmen immer noch die Poltergeister des Managements wie Frederick Winslow Taylor sowie Henri Fayol und deren Epigonen ihr Unwesen trieben und den Managern ihren genetischen Code implantiert hätten.
Mit den Management-Systemen der Vergangenheit könne man jedoch nicht die Schlachten der Zukunft gewinnen, so seine wohl kaum zu bestreitende Grundthese. Management im 21. Jahrhundert bedeute vor allem, Eigeninitiative, Kreativität und Hingabe der Menschen zu entfachen und zu belohnen. Man könne moderne Unternehmen nicht mehr im Stile einer Kommandowirtschaft führen, und auch der tiefe Graben zwischen den Führungskräften und den Mitarbeitern müsse schleunigst überwunden werden. Es müssten grenzüberschreitende Lernprozesse zugelassen werden, da nur so am Rande des Spektrums liegende neue Chancen erkannt werden und neue strategische Optionen erschlossen werden könnten. Im 21. Jahrhundert komme es vor allem darauf an, das innovative Potential der Mitarbeiter auch mit gezieltem Einsatz der vielfältigen kommunikationstechnischen Möglichkeiten des Web 2.0 zu nutzen und dadurch die Agilität der Unternehmen zu fördern. Dieser Gedanke verdient zweifellos Beachtung.
Gary Hamel reitet eine Philippika gegen alte aus kirchlicher und militärischer Organisation stammende Denkmuster. Er fordert eine Neuerfindung des genetischen Codes der Manager und will hierfür mit seinem Buch zwar keine Blaupause, wohl aber Hilfen zur Selbsthilfe liefern.
ROBERT FIETEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie aus der Zukunft des Managements dessen Ende wird
Für Manager kommt es zurzeit knüppeldick: Sie werden angegriffen von allen Seiten und sind zu den Prügelknaben der Nation verkommen. Und jetzt das noch: Der vom Econ-Verlag zum Management-Guru beförderte Gary Hamel, der de facto Chef einer amerikanischen Unternehmensberatung ist und daneben einen Lehrauftrag an der London Business School ausübt, verkündet das Ende des Managements. Zumindest scheint es so, wenn man das vorliegende Buch zur Hand nimmt. Bei einem Blick auf den Titel der amerikanischen Originalversion "The Future of Management" wird indessen schnell deutlich, welche Mogelpackung Verlag, Lektor und möglicherweise auch der Übersetzer offeriert haben: Sie haben das Cover schlicht falsch ins Deutsche übersetzt.
Offenbar wollte man im Kampf um Aufmerksamkeit mit der Wahl des provozierenden und irritierenden Titels einen Marketing-Gag landen, dessen das etwas langatmige und redundante Buch, das für Kenner der modernen Managementlehre so viel spektakuläre Neuigkeiten nicht enthält, wohl bedarf. Bei näherem Hinsehen geht es Gary Hamel keineswegs darum, das Ende des Managements heraufzubeschwören, vielmehr fordert er einen Paradigmawechsel bei Führungsstil und Führungsorganisation.
Nach seiner Einschätzung, die leider nicht mit harten Fakten unterfüttert wird, sind die in den großen Unternehmen praktizierten Managementsysteme zu einseitig auf Effizienzsteigerung, Kontrolle, Standardisierung und Konformität ausgerichtet. Über die Unternehmen lege sich der Mehltau einer lähmenden Bürokratie. Dies wiederum behindere Innovationen und Anpassungsfähigkeit, also die Fähigkeiten, auf die es im 21. Jahrhundert besonders ankomme. Er begründet die Managementdefizite damit, dass in den Unternehmen immer noch die Poltergeister des Managements wie Frederick Winslow Taylor sowie Henri Fayol und deren Epigonen ihr Unwesen trieben und den Managern ihren genetischen Code implantiert hätten.
Mit den Management-Systemen der Vergangenheit könne man jedoch nicht die Schlachten der Zukunft gewinnen, so seine wohl kaum zu bestreitende Grundthese. Management im 21. Jahrhundert bedeute vor allem, Eigeninitiative, Kreativität und Hingabe der Menschen zu entfachen und zu belohnen. Man könne moderne Unternehmen nicht mehr im Stile einer Kommandowirtschaft führen, und auch der tiefe Graben zwischen den Führungskräften und den Mitarbeitern müsse schleunigst überwunden werden. Es müssten grenzüberschreitende Lernprozesse zugelassen werden, da nur so am Rande des Spektrums liegende neue Chancen erkannt werden und neue strategische Optionen erschlossen werden könnten. Im 21. Jahrhundert komme es vor allem darauf an, das innovative Potential der Mitarbeiter auch mit gezieltem Einsatz der vielfältigen kommunikationstechnischen Möglichkeiten des Web 2.0 zu nutzen und dadurch die Agilität der Unternehmen zu fördern. Dieser Gedanke verdient zweifellos Beachtung.
Gary Hamel reitet eine Philippika gegen alte aus kirchlicher und militärischer Organisation stammende Denkmuster. Er fordert eine Neuerfindung des genetischen Codes der Manager und will hierfür mit seinem Buch zwar keine Blaupause, wohl aber Hilfen zur Selbsthilfe liefern.
ROBERT FIETEN
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