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Totemismus, dieser suggestive Begriff, der vor 75 Jahren so viele rätselhafte Phänomene deckte und scheinbar auch erklärte, ist eine Illusion. Levi-Strauss, der in der Tradition von Durkheim und Marcel Mauss steht und wie diese auf eine umfassende Wissenschaft vom Menschen zielt, untersucht in seiner kritischen Geschichte dieser Fiktion zugleich die Ursachen ihrer Entstehung innerhalb unserer Gesellschaft: die Wissenschaft versuchte, wie sehr auch unbewußt, das Andersartige noch fremder zu machen, von der eigenen Erfahrungswelt fortzurücken. So konnte die Totemismus genannte Projektion dazu…mehr

Produktbeschreibung
Totemismus, dieser suggestive Begriff, der vor 75 Jahren so viele rätselhafte Phänomene deckte und scheinbar auch erklärte, ist eine Illusion. Levi-Strauss, der in der Tradition von Durkheim und Marcel Mauss steht und wie diese auf eine umfassende Wissenschaft vom Menschen zielt, untersucht in seiner kritischen Geschichte dieser Fiktion zugleich die Ursachen ihrer Entstehung innerhalb unserer Gesellschaft: die Wissenschaft versuchte, wie sehr auch unbewußt, das Andersartige noch fremder zu machen, von der eigenen Erfahrungswelt fortzurücken. So konnte die Totemismus genannte Projektion dazu dienen, den auf primitive Institutionen ausgeübten Druck zu verstärken, um sie von den unseren zu entfernen. Das war besonders opportun im Falle der religiösen Phänomene, bei denen die Annäherung zu viele Affinitäten hätte offenbar werden lassen.
Autorenporträt
Claude Lévi-Strauss wurde 1908 in Brüssel geboren und starb am 1. November 2009 in Paris. Er gilt als Begründer des Strukturalismus und lehrte von 1935 bis 1939 Soziologie an der Universität von São Paulo und von 1935 bis 1945 an der New School for Social Research. 1950 erhielt er an der École Pratique des Hautes Études einen Lehrstuhl für Vergleichende Religionswissenschaften der schriftlosen Völker und 1959 am Collège de France den Lehrstuhl für Anthropologie.