Totemismus, dieser suggestive Begriff, der vor 75 Jahren so viele rätselhafte Phänomene deckte und scheinbar auch erklärte, ist eine Illusion. Levi-Strauss, der in der Tradition von Durkheim und Marcel Mauss steht und wie diese auf eine umfassende Wissenschaft vom Menschen zielt, untersucht in seiner kritischen Geschichte dieser Fiktion zugleich die Ursachen ihrer Entstehung innerhalb unserer Gesellschaft: die Wissenschaft versuchte, wie sehr auch unbewußt, das Andersartige noch fremder zu machen, von der eigenen Erfahrungswelt fortzurücken. So konnte die Totemismus genannte Projektion dazu dienen, den auf primitive Institutionen ausgeübten Druck zu verstärken, um sie von den unseren zu entfernen. Das war besonders opportun im Falle der religiösen Phänomene, bei denen die Annäherung zu viele Affinitäten hätte offenbar werden lassen.