Der Beitrag Carl Gustav Jungs zur Tiefenpsychologie ist bisher außerhalb des engen Kreises seiner Anhänger weitgehend unterschätzt worden. Die Gründe für den fehlenden Dialog zwischen Freudianern, deren Schulen sich inzwischen extrem differenziert haben, und Jungianern sind vielfältig. Der Ursprung liegt in den schwierigen persönlichen Beziehungen zwischen Freud und Jung und der Diskriminierung Jungs als 'Ketzer'. Sie bestand hauptsächlich in der Verbreitung von Allgemeinplätzen, die die Jungsche Lehre als mystifizierend und unwissenschaftlich diffamierten. Auf der anderen Seite findet sich ein regelrechter Kult um Jung seitens seiner Nachfolger, der eine kritische Diskussion seines Werks und eine nähere Untersuchung der vielen Widersprüche, die sich in ihm finden lassen, so gut wie unmöglich machte. Das Buch geht von der Annahme aus, dass die Lehre Jungs immer noch einen wichtigen Bezugspunkt für die dynamische Psychologie darstellt. Der erste Teil ist der von einer historisch-epistemologischen Analyse der Entwicklungen nach Freud und Jung ausgehende Versuch einer Gegenüberstellung der verschiedenen Schulen; der zweite Teil versucht, die Nützlichkeit der Jungschen Grundsätze für eine im engeren Sinne klinische Anwendung darzulegen.
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