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In ihrem Buch erzählt Pumla Gobodo-Madikizela, schwarze Psychologin aus Südafrika, Mitglied der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth and Reconciliation Commission, TRC), von ihren Begegnungen mit Eugene de Kock, einem der obersten Killer der Geheimpolizei im Südafrika der Apartheid. Die Autorin traf de Kock, der in Südafrika den Spitznahmen "Prime Evil" - frei übersetzt "Oberster Verbrecher" - führt, im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Pretoria, wo de Kock eine 212-jährige Haftstrafe für seine Verbrechen absitzt. Beim Lesen können wir nachvollziehen, wie die…mehr

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Produktbeschreibung
In ihrem Buch erzählt Pumla Gobodo-Madikizela, schwarze Psychologin aus Südafrika, Mitglied der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth and Reconciliation Commission, TRC), von ihren Begegnungen mit Eugene de Kock, einem der obersten Killer der Geheimpolizei im Südafrika der Apartheid. Die Autorin traf de Kock, der in Südafrika den Spitznahmen "Prime Evil" - frei übersetzt "Oberster Verbrecher" - führt, im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Pretoria, wo de Kock eine 212-jährige Haftstrafe für seine Verbrechen absitzt. Beim Lesen können wir nachvollziehen, wie die Autorin hin- und hergerissen wird zwischen dem Wunsch, einen Schuldigen zu finden, Verantwortung für all das Leid und die Verbrechen, die im Namen der Apartheid verübt wurden, zu übertragen und dem Impuls einem Menschen, der bereut, zu vergeben. Das menschliche Gesicht des Verbrechens ist es, was zugleich erschreckt und berührt. Und was die Autorin dazu zwingt, ihr eigenes Konzept von Reue undden Grenzen der Vergebung zu überdenken.
Autorenporträt
Pumla Gobodo-Madikizela
Klinische Psychologin, Mitglied der Wahrheits- und Versöhnungskommission
Südafrikas. Zahlreiche internationale Vorträge zu Fragen der Versöhnung. Lebt in Südafrika.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2006

"Versöhnung nur durch Vergeben"
Südafrikanische Psychologie-Professorin über das Ende der Apartheid

WIESBADEN. In Südafrika hat das Böse einen Namen: Eugene de Cock. Dieser Mann trage den Beinamen "Prime Evil", sagt Pumla Gobodo-Madikizela, der oberste Bösewicht. Für ihr Buch hat die Professorin für klinische Psychologie an der Universität von Kapstadt den Hauptverantwortlichen zahlreicher Rassenverbrechen während der Apartheid befragt. De Cock wird für den Tod unzähliger Schwarzer verantwortlich gemacht, im Auftrag des Staates soll er Morde organisiert und zum Teil auch selbst ausgeführt haben. Sein Name sei im ganzen Land mit Schrecken verbunden gewesen.

Die Professorin war Mitglied der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die zur Vergangenheitsbewältigung geschaffen wurde; dort sei sie ihm während Täter-Anhörungen das erste Mal persönlich begegnet. Doch nicht nur die Mitglieder der Kommission, auch Mütter von ermordeten Schwarzen sprachen mit de Cock - und vergaben ihm. Völlig überrascht sei sie davon gewesen, erinnert sich die 51 Jahre alte Südafrikanerin. Warum und weshalb so etwas möglich ist, wollte die Psychologin, die sich vor allem mit den Themen Trauma und Vergebung beschäftigt, wissen - und besuchte de Cock im Gefängnis.

"Er sah aus wie jeder andere Mensch, dem ich auf der Straße, beim Einkaufen oder in der Kirche begegnet bin", erinnert sie sich an das erste Treffen. Sie habe einige allgemeine Fragen gestellt, bevor sie auf die Verbrechen einging. "Als ich anfing, diese Fragen zu stellen, begann seine Hand zu zittern, und ihm standen Tränen in den Augen." Um ihn zu beruhigen, habe sie seine Hand genommen; unvergeßlich sei ihr, was de Cock daraufhin gesagt habe: "Sie haben gerade die Hand, mit der ich abgedrückt habe, berührt."

Geplant hatte die Professorin nur ein einziges Treffen, doch sie verbrachte drei Monate damit, e Cock zu befragen: über seine Jugend, seinen Vater, seine Zeit bei der Armee, seine Gefühle. Mehr als 46 Stunden hat Gobodo-Madikizela auf Band festgehalten, zwei Jahre hat sie benötigt, um das Material zu sortieren und ihr Buch zu schreiben. Heute sieht die Psychologin in ihm ein Opfer des totalitären Systems. Er habe Reue gezeigt, und auch sie habe ihm seine Taten vergeben, sagt sie.

Vergeben, das ist eines der wichtigsten Dinge, für die die Professorin aus Südafrika während ihrer Deutschland-Reise wirbt. In Oestrich-Winkel zum Beispiel hält Gobodo-Madikizela einen Vortrag mit dem Titel "Die Überwindung des Traumas": In der European Business School versucht sie vor einigen Dutzend Zuhörern zu erklären, warum es nach dem Ende der Apartheid in Südafrika nicht zu neuen Morden und Ausschreitungen und zu einem Kreislauf der Gewalt gekommen ist. "Denjenigen, die ihre Verbrechen in einer öffentlichen Anhörung gestanden und glaubwürdig bereuten, wurde ihre Strafe erlassen", sagt sie.

Und nicht nur das: Das Gegenüberstellen von reuigen Tätern und Angehörigen habe oft dazu geführt, daß diese den Mördern ihrer Verwandten vergaben. So konnten nach dem Ende der Apartheid weitere Rassenspannungen weitgehend vermieden werden. Zusammen mit den Erfahrungen, die nach dem Ende anderer kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Volksgruppen gemacht wurden, läßt dies für Gobodo-Madikizela nur einen Schluß zu: "Echte Versöhnung ist nur durch Vergebung möglich."

THOMAS SCHMID

Pumla Gobodo-Madikizela: Das Erbe der Apartheid - Trauma, Erinnerung, Versöhnung. Ab Mai im Verlag Barbara Budrich. 14,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein Buch, das unsere Menschlichkeit anrührt, unser Mitgefühl und unseren Anstand."Desmond Tutu "Die Bedeutung dieses Buches geht weit über die Grenzen Südafrikas hinaus."Nelson Mandela im Vorwort "Die Geschichte eines nahezu unvorstellbaren Gespräches... eine Reise zum Bösen, zur Unschuld und zu den Grauzonen dazwischen."New York Times "Ein überwältigend persönlicher Bericht ..., der klar und voller Energie geschrieben ist, getragen von enormer Empathie."Washington Post "Eine Psychologin von überragender moralischer Intelligenz und Klarheit... Gobodo-Madikizela hat einen wunderschönen Beleg der Moral erschaffen."TIME "Eine Untersuchung der Prozesse der Vergebung, ein überzeugendes Argument für die Südafrikanische Formel der Versöhnung über die Straße der Wahrheit und nicht zuletzt ein Zeugnis der Stärke des Mitgefühls, zu der die Autorin fähig ist."J.M. Coetzee,südafrikanischer Literaturnobelpreisträger Lesen Sie auch das Spiegel-Gespräch vom 8.5.2006 online