Hedvig wohnt nicht am Ende der Welt, sie wohnt dahinter. Und das kann manchmal ganz schön langweilig sein. Aber jetzt kommt Hedvig in die Schule - und plötzlich ist ihr Leben ungeheuer aufregend! Nur dumm, dass Hedvigs Einfälle manchmal ganz anders ausgehen, als sie es sich vorgestellt hat. Als sie zum Beispiel ihrem Erzfeind Seife ins Trinken schüttet und danach Angst haben muss, seine ganze Familie vergiftet zu haben. Aber zum Glück hat Hedvig Eltern, die sie auch mit ihrem ganzen Quatsch im Kopf lieben, und Linda, die gleich am ersten Schultag Hedvigs beste Freundin wird. Und als sie dann auch noch ihr erstes Schwimmabzeichen schafft und das rosa Ponyschloss zu Weihnachten bekommt - ja, da ist alles gut!
Der erste Band um Hedvig und ihre kleine Welt ist perfekt zum Vorlesen und passend für die Schultüte!
Der erste Band um Hedvig und ihre kleine Welt ist perfekt zum Vorlesen und passend für die Schultüte!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2012Ins Hühnerhaus ziehen
und auf der Stange sitzen bleiben
Sehnsüchtig wartet Hedvig den ganzen Sommer darauf, dass mal etwas Spannendes passiert. Als zum ersten Mal der schwarze Schulbus vor ihrem Haus auftaucht, hat das Warten ein Ende: Die so liebenswerte wie redselige Heldin durchlebt und durchleidet ihr erstes Schuljahr. Die erfolgreiche schwedische Autorin Frida Nilsson (u.a. Ich, Gorilla und der Affenstern ) wählt für dieses Buch eine unspektakuläre Umgebung. Eine stinknormale Schule in der nächsten Kleinstadt, und Hedvigs Eltern sind nett, glücklich und normal. Unfälle, Trennungen, hochdramatische Ereignisse sucht man vergeblich. Doch Hedvig mit ihren vielen phantastischen Einfällen und ihrer Erstklässlersicht mischt das Leben ihrer Mitmenschen gehörig auf. Wenn sie in der Pause eine Mitschülerin als Pferd im Schuppen einsperrt und vergisst, sie wieder zu befreien, bis das Pferd vom Lehrer vermisst wird, tut sich für das Mädchen schlagartig ein schwarzer Abgrund auf. „Jetzt kann sie genauso gut ins Hühnerhaus ziehen und auf der Stange sitzen bleiben, bis sie stirbt.“ Das erste Schuljahr ist eine Achterbahn der Gefühle zwischen unendlicher Seligkeit (über das marzipanrosa Ponyschloss zu Weihnachten) und Grauen (als Hedvig denkt, sie hätte ihren Klassenkameraden mit Seife im Saft vergiftet). Nilsson gelingt es wunderbar, diese Unbedingtheit der Gefühle, die der Kindheit vorbehalten ist, in Hedvigs ganz alltäglichem Leben greifbar zu machen. Auch familiäre Schwierigkeiten deutet sie in knappen, unsentimentalen Sätzen – großartig übersetzt von Friederike Buchinger – lieber nur an, anstatt sie breit auszuwalzen. Etwa wenn Hedvigs beste Freundin Linda zur Weihnachtsfeier in der Schule als Einzige keine selbstgebackenen Lebkuchen mitbringt, weil ihre alleinerziehende Mutter von der Arbeit in der Hosenträgerfabrik vollkommen absorbiert wird. So ist Hedvig durchaus zeitgemäß – doch die wundersame Kinderwelt einer Siebenjährigen wird dennoch nicht an den Zeitgeschmack verraten. (ab 7 Jahre)
Anja Herkenrath
Frida Nilsson:Hedvig! Mit Ill. v. Anke Kuhl. Aus d. Schwed. v. Friederike Buchinger. Gerstenberg 2012. 144 S., 12,95 Euro.
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und auf der Stange sitzen bleiben
Sehnsüchtig wartet Hedvig den ganzen Sommer darauf, dass mal etwas Spannendes passiert. Als zum ersten Mal der schwarze Schulbus vor ihrem Haus auftaucht, hat das Warten ein Ende: Die so liebenswerte wie redselige Heldin durchlebt und durchleidet ihr erstes Schuljahr. Die erfolgreiche schwedische Autorin Frida Nilsson (u.a. Ich, Gorilla und der Affenstern ) wählt für dieses Buch eine unspektakuläre Umgebung. Eine stinknormale Schule in der nächsten Kleinstadt, und Hedvigs Eltern sind nett, glücklich und normal. Unfälle, Trennungen, hochdramatische Ereignisse sucht man vergeblich. Doch Hedvig mit ihren vielen phantastischen Einfällen und ihrer Erstklässlersicht mischt das Leben ihrer Mitmenschen gehörig auf. Wenn sie in der Pause eine Mitschülerin als Pferd im Schuppen einsperrt und vergisst, sie wieder zu befreien, bis das Pferd vom Lehrer vermisst wird, tut sich für das Mädchen schlagartig ein schwarzer Abgrund auf. „Jetzt kann sie genauso gut ins Hühnerhaus ziehen und auf der Stange sitzen bleiben, bis sie stirbt.“ Das erste Schuljahr ist eine Achterbahn der Gefühle zwischen unendlicher Seligkeit (über das marzipanrosa Ponyschloss zu Weihnachten) und Grauen (als Hedvig denkt, sie hätte ihren Klassenkameraden mit Seife im Saft vergiftet). Nilsson gelingt es wunderbar, diese Unbedingtheit der Gefühle, die der Kindheit vorbehalten ist, in Hedvigs ganz alltäglichem Leben greifbar zu machen. Auch familiäre Schwierigkeiten deutet sie in knappen, unsentimentalen Sätzen – großartig übersetzt von Friederike Buchinger – lieber nur an, anstatt sie breit auszuwalzen. Etwa wenn Hedvigs beste Freundin Linda zur Weihnachtsfeier in der Schule als Einzige keine selbstgebackenen Lebkuchen mitbringt, weil ihre alleinerziehende Mutter von der Arbeit in der Hosenträgerfabrik vollkommen absorbiert wird. So ist Hedvig durchaus zeitgemäß – doch die wundersame Kinderwelt einer Siebenjährigen wird dennoch nicht an den Zeitgeschmack verraten. (ab 7 Jahre)
Anja Herkenrath
Frida Nilsson:Hedvig! Mit Ill. v. Anke Kuhl. Aus d. Schwed. v. Friederike Buchinger. Gerstenberg 2012. 144 S., 12,95 Euro.
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