Angelockt durch eine ungewöhnliche Stellenanzeige kommt Prudencia Prim, eine unabhängige, gebildete, moderne und mit zahlreichen Titeln versehene junge Frau in San Ireneo de Arnois an, um dort 'einem höflichen Mann und seinen Büchern als Bibliothekarin zu Seite zu stehen'. Zwar hat Prudencia Prim, die Bücher liebt und selbst auf der Flucht ist vor dem Getöse der Welt, das gute Gefühl, dass dies der Tag ist, auf den sie ihr Leben lang gewartet hat. Doch wie nachhaltig sich ihr Leben verändern wird, weiß sie nicht. Denn in San Ireneo ist nichts, wie es scheint ...
Das Erwachen der Señorita Prim erzählt die wundersame Geschichte eines kleinen Dorfes, das der modernen Welt den Rücken gekehrt hat und wieder zu den essentiellen Dingen zurückgekehrt ist. Ein außergewöhnlicher Roman, eine ganz bezaubernde und kluge Geschichte über Zeit und alte Werte, Literatur, Freundschaft und vor allem Liebe.
Das Erwachen der Señorita Prim erzählt die wundersame Geschichte eines kleinen Dorfes, das der modernen Welt den Rücken gekehrt hat und wieder zu den essentiellen Dingen zurückgekehrt ist. Ein außergewöhnlicher Roman, eine ganz bezaubernde und kluge Geschichte über Zeit und alte Werte, Literatur, Freundschaft und vor allem Liebe.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2013Ungleichheit macht Liebe
Natalia Sanmartin Fenollera debütiert zur Frauenfrage
Gleichheit heißt das geschlechterpolitische Mantra der Gegenwart. Männer und Frauen sollen sich als ebenbürtige Partner begegnen, im Beruf ebenso wie im Privatleben. In einer solchen geschlechterpolitisch korrekten Welt stehen jedem und jeder die gleichen Chancen offen. Erwartet wird, dass auch Frauen Karriere machen und ihr Glück maximieren. Die junge, schöne, mit vielen akademischen Titeln ausgestattete und bis an die Grenzen der Zumutbarkeit optimierte Señorita Prim entspricht diesem Ideal so sehr, dass sie es leid ist.
In ihrem Romandebüt testet die junge spanische Autorin Natalia Sanmartin Fenollera das ästhetische und lebensweltliche Potential einer rückwärtsgewandten Utopie. Sie schildert eine elitäre Kolonie mit hohem Bildungsstand. Der Name des Örtchen "San Ireneo de Arnois" ist Programm. Seine Einwohner huldigen Kirchenvater Irenäus, der die "Ungläubigen" bekämpfte, und erproben - angeleitet durch Augustinus und Thomas von Aquin - den wahren Glauben und das richtige Leben.
In San Ireneo befinden sich ehemalige Führungskräfte der Gesellschaft, unter ihnen eine Klinikdirektorin und eine Professorin für Isabelinische Dichtung. Hier wird entschleunigt, geheiratet und viel Zeit in eine kulturell ambitionierte Erziehung der Kinder gesteckt. Ökonomisch basiert das Dorf auf Subsistenzwirtschaft. Es ist weitgehend autark, und jedes Mitglied trägt zum Wohlergehen aller bei. Kurze und geregelte Arbeitszeiten ermöglichen ein ausschweifendes geselliges Leben. Durch ständige Treffen, Gespräche und Beratungsrunden weiß jeder alles über jeden, wobei diese extreme Form der sozialen Kontrolle erstaunlicherweise als angenehm erlebt wird.
Señorita Prim fühlt sich in dieser Gesellschaft geachtet und aufgehoben wie nie zuvor. Auch ihr Privatleben wird im Rahmen solcher Treffen verhandelt: Gesucht wird ein passender Ehemann für die junge Dame. Als Bibliothekarin arbeitet sie weit unter ihrem Niveau für den spröden und über alle Maßen gelehrten Gründer der Kolonie - und verliebt sich in ihn. Ungleichheit sei die Basis jeder Beziehung, meint die alte Lulú Thiberville dazu vielsagend und polemisiert gegen den gegenwärtigen ,Gleichheitswahn'.
Der dubiose Angebetete aber erweist sich als intellektuell gewendeter Mr Darcy aus Jane Austens "Stolz und Vorurteil". Ähnlich wie Austens Darcy ist er ein der Welt halb entrückter Kautz. Auf seine Umwelt reagiert er wenig sensibel, erzieht die Kinder der verstorbenen Schwester und hält gelegentlich akademische Vorträge. Seine Bibliothekarin begeistert ihn durch Schönheit und Feingefühl - und zugleich gilt sie ihm als sentimental, unvernünftig, stolz und hart. Immer wieder gelingt es ihm, der gebildeten Angestellten seine argumentative Überlegenheit zu demonstrieren. Sie kämpft dagegen an und sehnt sich doch nach ihm. Nach vielen Irrungen und Wirrungen winkt das Happy End: Mr Darcy gibt eine Anzeige auf und hofft, so das dezente Liebessignal, auf gemeinsame Reisetätigkeit. "Schönheit wird die Welt retten", notiert Señorita Prim mit Fjodor Dostojewski - und spätestens an dieser Stelle droht Gevatter Kitsch dem zarten Romanpflänzchen den Garaus zu machen.
Kitsch ist aber nicht nur Thema, sondern auch Schreibmodell des Textes. Gezielt setzt die Autorin literarische Verweise auf Frauenliteratur wie Jane Austens Erzählungen, "Betty und ihre Schwestern", einen Neuengland-Roman über eine tragische Geschichte dreier Schwestern, und "Bridget Jones" ein, deren Titelheldin in ihrem drögen Mr Darcy wider Erwarten einen begehrenswerten Mann erblickt. Señorita Prim aber ist aparter als Bridget, und ihr Darcy wirkt düsterer als derjenige der Vorgängerin.
"Das Erwachen der Señorita Prim" trägt Züge eines geschlechterpolitischen Manifests der Generation Y, die von work-life balance und alternativen Lebensmodellen träumt. Diese Alternativen aber führen hier zurück zu alten und neuen Klischees. Wer sich für E. L. James' "Fifty Shades of Grey" begeistert, findet in Sanmartin Fenolleras Roman die Coming-out-Geschichte einer jungen Frau, die dominante Männer mag, ohne Peitsche und Handschellen allerdings. fifty shades brighter: Sadomasochismus wird in den Kopf verlegt - ästhetisch hart an der Kitschgrenze und geschlechterpolitisch provokant.
SANDRA RICHTER.
Natalia Sanmartin Fenollera: "Das Erwachen der Señorita Prim".
Aus dem Spanischen von Anja Rüdiger. Thiele Verlag, München 2013. 363 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Natalia Sanmartin Fenollera debütiert zur Frauenfrage
Gleichheit heißt das geschlechterpolitische Mantra der Gegenwart. Männer und Frauen sollen sich als ebenbürtige Partner begegnen, im Beruf ebenso wie im Privatleben. In einer solchen geschlechterpolitisch korrekten Welt stehen jedem und jeder die gleichen Chancen offen. Erwartet wird, dass auch Frauen Karriere machen und ihr Glück maximieren. Die junge, schöne, mit vielen akademischen Titeln ausgestattete und bis an die Grenzen der Zumutbarkeit optimierte Señorita Prim entspricht diesem Ideal so sehr, dass sie es leid ist.
In ihrem Romandebüt testet die junge spanische Autorin Natalia Sanmartin Fenollera das ästhetische und lebensweltliche Potential einer rückwärtsgewandten Utopie. Sie schildert eine elitäre Kolonie mit hohem Bildungsstand. Der Name des Örtchen "San Ireneo de Arnois" ist Programm. Seine Einwohner huldigen Kirchenvater Irenäus, der die "Ungläubigen" bekämpfte, und erproben - angeleitet durch Augustinus und Thomas von Aquin - den wahren Glauben und das richtige Leben.
In San Ireneo befinden sich ehemalige Führungskräfte der Gesellschaft, unter ihnen eine Klinikdirektorin und eine Professorin für Isabelinische Dichtung. Hier wird entschleunigt, geheiratet und viel Zeit in eine kulturell ambitionierte Erziehung der Kinder gesteckt. Ökonomisch basiert das Dorf auf Subsistenzwirtschaft. Es ist weitgehend autark, und jedes Mitglied trägt zum Wohlergehen aller bei. Kurze und geregelte Arbeitszeiten ermöglichen ein ausschweifendes geselliges Leben. Durch ständige Treffen, Gespräche und Beratungsrunden weiß jeder alles über jeden, wobei diese extreme Form der sozialen Kontrolle erstaunlicherweise als angenehm erlebt wird.
Señorita Prim fühlt sich in dieser Gesellschaft geachtet und aufgehoben wie nie zuvor. Auch ihr Privatleben wird im Rahmen solcher Treffen verhandelt: Gesucht wird ein passender Ehemann für die junge Dame. Als Bibliothekarin arbeitet sie weit unter ihrem Niveau für den spröden und über alle Maßen gelehrten Gründer der Kolonie - und verliebt sich in ihn. Ungleichheit sei die Basis jeder Beziehung, meint die alte Lulú Thiberville dazu vielsagend und polemisiert gegen den gegenwärtigen ,Gleichheitswahn'.
Der dubiose Angebetete aber erweist sich als intellektuell gewendeter Mr Darcy aus Jane Austens "Stolz und Vorurteil". Ähnlich wie Austens Darcy ist er ein der Welt halb entrückter Kautz. Auf seine Umwelt reagiert er wenig sensibel, erzieht die Kinder der verstorbenen Schwester und hält gelegentlich akademische Vorträge. Seine Bibliothekarin begeistert ihn durch Schönheit und Feingefühl - und zugleich gilt sie ihm als sentimental, unvernünftig, stolz und hart. Immer wieder gelingt es ihm, der gebildeten Angestellten seine argumentative Überlegenheit zu demonstrieren. Sie kämpft dagegen an und sehnt sich doch nach ihm. Nach vielen Irrungen und Wirrungen winkt das Happy End: Mr Darcy gibt eine Anzeige auf und hofft, so das dezente Liebessignal, auf gemeinsame Reisetätigkeit. "Schönheit wird die Welt retten", notiert Señorita Prim mit Fjodor Dostojewski - und spätestens an dieser Stelle droht Gevatter Kitsch dem zarten Romanpflänzchen den Garaus zu machen.
Kitsch ist aber nicht nur Thema, sondern auch Schreibmodell des Textes. Gezielt setzt die Autorin literarische Verweise auf Frauenliteratur wie Jane Austens Erzählungen, "Betty und ihre Schwestern", einen Neuengland-Roman über eine tragische Geschichte dreier Schwestern, und "Bridget Jones" ein, deren Titelheldin in ihrem drögen Mr Darcy wider Erwarten einen begehrenswerten Mann erblickt. Señorita Prim aber ist aparter als Bridget, und ihr Darcy wirkt düsterer als derjenige der Vorgängerin.
"Das Erwachen der Señorita Prim" trägt Züge eines geschlechterpolitischen Manifests der Generation Y, die von work-life balance und alternativen Lebensmodellen träumt. Diese Alternativen aber führen hier zurück zu alten und neuen Klischees. Wer sich für E. L. James' "Fifty Shades of Grey" begeistert, findet in Sanmartin Fenolleras Roman die Coming-out-Geschichte einer jungen Frau, die dominante Männer mag, ohne Peitsche und Handschellen allerdings. fifty shades brighter: Sadomasochismus wird in den Kopf verlegt - ästhetisch hart an der Kitschgrenze und geschlechterpolitisch provokant.
SANDRA RICHTER.
Natalia Sanmartin Fenollera: "Das Erwachen der Señorita Prim".
Aus dem Spanischen von Anja Rüdiger. Thiele Verlag, München 2013. 363 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Geschlechterpolitisch provokanter Kitsch - geht so was? Geht, meint Sandra Richter, die das Buch E.-L.-James-LeserInnen ans schmachtende Herz legt. Doch Vorsicht, warnt Richter zugleich: SM gibt es hier nur in der Theorie, als Coming-out einer Frau mit Vorliebe für dominante Männer gewissermaßen. Dass Natalia Sanmartin Fenollera dafür ein paar Schritte zurückgeht und ihre Dystopie einer entschleunigten, sozial durchkontrollierten, männerdominierten Kolonie thematisch und auch stilistisch (bei Austen und Co.) hart am Kitsch anlegt, ist möglicherweise nicht jedermanns Schuh, gibt die Rezensentin zu bedenken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine ganz besondere, gefühlvolle, ungewöhnliche und ermutigende Geschichte um die Schönheit der kleinen Dinge, die kein Herz unberührt lässt." ELLE "Ein Buch, über das, was der Fortschritt uns genommen hat, über den ständigen Zeitmangel, die Freundschaft und die Liebe zu den kleinen Dingen." GRAZIA "Die ganze Welt ist verliebt in die Señorita Prim. Natalia Sanmartín Fenollera hat mit sicherer Hand einen modernen Roman geschrieben, der den Leser zurück zu den großen Geschichten des neunzehnten Jahrhunderts führt." CINCO DÍAS "Widerstand bedeutet nicht immer, voranzustürmen, sondern zu erkennen, was wir verloren haben." EL PAÍS ""Es gibt sie noch die guten Dinge!" "Widerstand bedeutet nicht immer, voranzustürmen, sondern zu erkennen, was wir verloren haben." - Die Senorita Prim flüchtet vor dem Getöse der Welt - wer sich in die Arme dieses Buches wirft, flüchtet ganz entspannt mit." Brigitte "Als sie die neue Stelle als Bibliothekarin antritt, ahnt Prudencia Prim nicht, auf was sie sich einlässt. Denn ihr extravaganter Chef und die Bewohner des Dorfes ticken alle etwas anders als der Rest der Welt. Natalia Sanmartin Fenollera hat ein Buch über Entschleunigung geschrieben. Eine Ode an das, was wirklich zählt. Ein Schatz!" Cosmopolitan "Eine Stellenanzeige kann ein ganzes Leben ändern. Als Señorita Prim in dem Örtchen San Ireneo de Arnois vorspricht, ahnt sie noch nichts davon. Das sinnliche Debüt von Natalia Sanmartin Fenollera besticht durch erfrischende Fabulierlust." GONG "Eine junge Bibliothekarin hat genug von Lärm und Getriebe, sie sucht Ruhe und Schönheit im Dorf San Ireneo. Ein Romandebut aus Spanien, das international begeistert!" Woman "Ein Buch wie ein Spaziergang durch eine Parallelwelt, in der (.) die Menschen besser sind und das Leben schöner. Ungeöwhnlich gut geschrieben, einfach empfehlenswert." Wiener Journal