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Das einzige literarische Zeugnis in Romanform über München in der Zeit von Lola Montez bis zur Revolution von 1848/49. 1915, kurz vor seinem Tod, vollendete Ruederer dies Werk über die Entwicklung Münchens zur Zeit König Ludwig I., das eigentlich als Auftakt zu einem mehrbändigen Romanwerk gedacht war.

Produktbeschreibung
Das einzige literarische Zeugnis in Romanform über München in der Zeit von Lola Montez bis zur Revolution von 1848/49. 1915, kurz vor seinem Tod, vollendete Ruederer dies Werk über die Entwicklung Münchens zur Zeit König Ludwig I., das eigentlich als Auftakt zu einem mehrbändigen Romanwerk gedacht war.
Autorenporträt
Josef Ruederer (1861 - 1915) stammte aus dem Münchner Großbürgertum, widmete sich aber entgegen den Wünschen seines Vaters ganz der Schriftstellerei. Er gehörte zum Umkreis der Münchener Sezession, war 1901 Mitbegründer der "Elf Scharfrichter" und veröffentlichte seine Texte im "Simplicissimus" und der "Jugend".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2008

Nichts gegen den König
Josef Ruederer: „Das Erwachen”
„Graubärtige Männer sah man da mit Knüppeln einherschreiten, andere trugen Schläger, selbst farbige Parapluies wurden als Waffe geschwungen.” Aufruhr in München, im Revolutionsjahr 1848.
Ach, 1848. So viele Hoffnungen auf Freiheit und alle vergeblich. Der größte Kampf der Deutschen für die Demokratie und deren erschütternde Niederlage, mit der der Aufstieg des Militarismus, der Intoleranz, der Großmannssucht begann. In Berlin bauten die Bürger Barrikaden. In Baden jagten sie ihren Herzog davon und kämpften die Sache aus gegen die siegreichen Heere der Gegenrevolution, tapfer und traurig. „Und wo Dein Vater liegt, mein Schatz, da hat noch mancher Preuße Platz”, heißt es im „badischen Wiegenlied” von 1849, dem Grabgesang für eine gute Sache, den letzten bewaffneten Kampf, auf den Deutsche wirklich stolz sein durften.
So war das im ganzen Land, nur in München war es nur ein bisschen so. Oh ja, auch in der Wittelsbacher Residenzstadt, beherrscht, geprägt und neu gebaut von dem genialisch irrlichternden Ludwig I., begehrten die Bürger ebenfalls auf. Sie plünderten höchst revolutionär Amtsstuben und warfen Möbel und Schriftstücke aus dem Fenster. Und einer schreit: „Man soll auch nicht zu weit gehen! Jedenfalls nichts gegen den König. Das bitt ich mir aus.” Der Volkszorn galt dessen Geliebter, der fremden, unheimlich lockenden Lola Montez. Josef Ruederer schildert so die revolutionären Umtriebe, ein „biergetränktes Bacchanal”, in „Das Erwachen”. Ruederer, geboren 1861, war ein Ur-Münchner, wuchs auf am Rindermarkt, sein Vater war Mitbegründer des Löwenbräu; der Sohn ein begabter Schreiber, begnadeter Spötter und gleichzeitig grimmiger Verehrer der eigenen Stadt. Sein bedauerlich frühes Ableben 1915 ließ nur das Fragment eines enormen Projekts entstehen, eben „Das Erwachen”. Es wäre ein, sehr münchnerisches, heiter-sarkastisches Gegenstück zu „Berlin Alexanderplatz” gewesen, der große Roman einer Stadt. Doch er hat es nicht mehr geschafft.
So ist er nicht hinausgekommen über die Ära König Ludwigs I., geschildert aus der Sicht verschiedener Münchner wie des Schießstattwirts Luegecker und der Bäckerfamilie Gaigl. Zeitweilig trug das Buch den feinsinnigen Titel „Weißblaue Achtundvierziger”, in dem schon steckte, dass der Münchner anders aufbegehrt als der Berliner. So ist der Aufruhr von 1848 das gut münchnerische Gegenteil einer Revolution, oder vielleicht im besseren Falle die Münchner Weise, denen da oben zu bedeuten, dass die Geduld derer da unten nunmehr zur Neige gehe. Viel mehr, als den König zu wechseln und seine Mätresse unter Beschimpfungen aus dem Lande zu jagen, haben sie nicht erreicht. Lola, schreibt Ruederer, sei „diejenige, die sich erfrechen wollte, die Morgenröte des Liberalismus an Bayerns tintenklecksartigem Horizont heraufzuführen”. JOACHIM KÄPPNER
Josef Ruederer Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus
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