Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: 1,0, Universität Konstanz (Fachbereich Geschichte und Soziologie), Veranstaltung: Klassiker Max Weber Masterseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Deutsche Ethikrat ist nicht nur eine relativ moderne Institution, sondern auch die Antwort auf ein modernes Phänomen. Mit seiner Hilfe soll eine Lösung gefunden werden, wie der permanente wissenschaftliche Fortschritt sich mit der Würde des Menschen vereinbaren lässt. Die Lösungsbemühungen besitzen die Form eines überprüfenden Austausches von Begründbarkeit der unterschiedlichen Positionen.Max Weber hat sich in seinem Werk ausführlich mit unterschiedlichen Rationalisierungen beschäftigt, im Besonderen mit Rationalisierungen des ethischen Handelns wie des Rechts. Zudem ist bei Weber die Idee der Rationalisierung und der Ethik nicht trennbar von religionssoziologischen Überlegungen. Und diese Problemstellungen sind bei Weber immer auch in die Fragestellung nach der Besonderheit okzidentaler Kulturerscheinungen eingebettet. Im Folgenden soll einleitend erörtert werden, wie sich das Ethikverständnis des Deutschen Ethikrates mit Webers Methodologie begreifen lassen könnte. Daran anschließend steht zur Frage, ob Webers Konzept der unterschiedlichen Rationalisierungen von Wertsphären einen anschaulichen Überblick über die Positionen und Konstellationen im Ethikrat Aufschluss geben kann. Als nächstes werde ich versuchen Überlegungen anzustellen, ob Webers Konzepte zu einer Gesinnungs- und Verantwortungsethik zu einem besseres Verständnis mancher Dissensproblemen im Ethikrat beitragen könnten. Und weil der Schwerpunkt des Deutschen Ethikrates unter anderem in der Formulierung von Gesetzesvorschlägen liegt, befasse ich mich im Weiteren mit der Frage, ob sich mithilfe von Weber verstehen lässt, was jene Tatsache letztlich für die Vorstellung von Rationalität im Ethikrat bedeutet und inwiefern dadurch der Praxis des Ethikrates Grenzen gesetzt werden.Zuletzt interessiere ich mich für mögliche Voraussetzungen der Thematiken und Problematiken des Ethikrates, und versuche ihre Entstehung anhand Webers religionssoziologischer Rekonstruktion der Eigenart eines okzidentalen Rationalisierungsprozesses zu verstehen. Denn Weber hat die unterschiedliche Religionen nach der Rationalisierung und Systematisierung ihrer Glaubensinhalte untersucht und die These aufgestellt, dass diese Praktiken zwar heute ihrer nun als irrational empfundenen religiösen Ziele entkleidet wurden, doch selbst immer noch weiter leben und an andere Ziele geknüpft sind, möglicherweise an die Idee des permanenten Fortschrittes und das daran gebundene irrationales Erfolgstreben.
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