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Die Vorstellung vom Fegefeuer gehört zum festen Bestand der landläufigen christlichen Glaubensüberzeugung. Die Wenigsten wissen allerdings, dass diese Vorstellung keine Grundlage im biblischen Text hat. Woher kommt sie also, wie fand sie in die christliche Dogmatik Eingang und welchen Stellenwert hat das Purgatorium für eine zeitgenössische Theologie? Hier wird eine Studie über die Entstehung der Vorstellung vom Fegefeuer vorgelegt, die sich auf die Entwicklung in der frühen Kirche konzentriert. Dabei wird von den ersten Belegstellen bei Cyprian der Faden der Verankerung dieser…mehr

Produktbeschreibung
Die Vorstellung vom Fegefeuer gehört zum festen Bestand der landläufigen christlichen Glaubensüberzeugung. Die Wenigsten wissen allerdings, dass diese Vorstellung keine Grundlage im biblischen Text hat. Woher kommt sie also, wie fand sie in die christliche Dogmatik Eingang und welchen Stellenwert hat das Purgatorium für eine zeitgenössische Theologie?
Hier wird eine Studie über die Entstehung der Vorstellung vom Fegefeuer vorgelegt, die sich auf die Entwicklung in der frühen Kirche konzentriert. Dabei wird von den ersten Belegstellen bei Cyprian der Faden der Verankerung dieser Glaubensvorstellung bis zu Augustinus verfolgt. Da das Fegefeuer in der Bibel oder dem Judentum nicht belegt ist, geht der Autor der Frage nach, ob es antike Wurzeln hat und wie die Fegefeuervorstellung mit der frühkirchlichen Bußpraxis zusammenhängt. Damit wird ein zentrales Stück der Theologiegeschichte beleuchtet, das nicht nur von historischem oder kirchenhistorischen Interesse ist.
Autorenporträt
Andreas Merkt, geb. 1967, ist Professor für Alte Kirchengeschichte und Patrologie an der Universität Regensburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.09.2005

Ab ins Fegefeuer
Die Idee einer Läuterungswelt stammt aus der Spätantike
Spätestens seit der epochalen Studie, die der französische Mediävist Jacques Le Goff 1981 über die „Geburt des Fegefeuers” veröffentlicht hat, bildet das Purgatorium einen zentralen Bestandteil der heutigen Vorstellungen vom Mittelalter. Die Zwischenwelt zwischen Himmel und Hölle, in der die nicht definitiv verdammten Sünder geläutert und der paradiesischen Gottesschau durch mehr oder minder ausdauernde Bußübungen würdig gemacht werden, diese Zwischenwelt spielte eine wesentliche Rolle bei den Bemühungen um die Disziplinierung der Gläubigen durch die mittelalterliche Kirche; und stellte auf diese Weise zugleich eine wichtiges Element in der Lebenswirklichkeit dieser Epoche dar.
In seiner kleinen, im Haupttext nur gut neunzig Seiten umfassenden Studie versucht nun der Regensburger Kirchenhistoriker Andreas Merkt nachzuweisen, dass die Vorstellung des Fegefeuers sich bereits in spätantik-christlichen Quellen finden lässt. Er beschränkt sich dabei im Wesentlichen auf Schriften, die in der römischen Provinz Nordafrika vor der Mitte des 3. Jahrhunderts entstanden sind. In der Tat finden sich etwa in den Werken Tertullians und Cyprians Hinweise auf die Idee einer „Läuterungswelt”, in der die Verstorbenen nach dem Tod ihre Sünden büßen. Allerdings ist die Vorstellung dieser Welt von einer unübersehbaren Statik geprägt, etwa wenn Tertullian schreibt, dass jeder Gläubige in der Unterwelt so lange bleiben müsse, wie er es verdiene. Selbst die Heiligen würden gemäß ihren Verdiensten erst früher oder später auferstehen.
Zwischen derartigen Ideen und dem mittelalterlichen Konzept vom Fegefeuer, in dem ein reger, heilsrelevanter Austausch zwischen Diesseits und Jenseits besteht, liegen im wahrsten Sinne des Wortes Welten. Welten, in denen sich nicht zuletzt zentrale Aktivitäten der Heiligen abspielen: Durch die Gebete der Menschen zur intercessio bei Gott veranlasst, sind sie in der Lage, die Zeit, die der Sünder im Fegefeuer verbringen muss, abzukürzen. Aus der Korrumpierung dieser Idee sollte schließlich der spätmittelalterliche Ablasshandel mit seinen bekannten Folgen hervorgehen. Die Intervention der Heiligen musste nicht länger allein durch mühsame Gebetsgedanken, sondern konnte durch finanzielle Investitionen gesichert werden.
Doch werden derartig grundlegende Veränderungen in den Vorstellungen vom Fegefeuer nicht weiter behandelt, und auch die Rezeptionsgeschichte der untersuchten spätantiken Texte fehlt vollständig. So bleibt es am Ende bei einer Untersuchung von Jenseitsvorstellungen in frühen afrikanischen Schriften, die als Anzeichen für einen tiefgreifenden Bewusstseinswandel gedeutet werden, „einen Wandel freilich, der erst in den folgenden Jahrhunderten zum Durchbruch kommt.” Wie sich dieser Prozess, der doch von entscheidender Bedeutung war, im Einzelnen vollzog, erfährt der Leser lediglich andeutungsweise. Der im Untertitel des Buches erhobene Anspruch, „Entstehung und Funktion einer Idee” zu analysieren, wird insofern nur in sehr rudimentärer Form eingelöst.
ARNE KARSTEN
ANDREAS MERKT: Das Fegefeuer. Entstehung und Funktion einer Idee. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005. 130 Seiten, 29,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Viel Neues erfährt Arne Karsten nicht in der Studie des Regensburger Kirchenhistorikers Andreas Merkt. Also fühlt er sich dazu veranlasst, selbst über die Vorstellungen des Fegefeuers und dessen ersten Erwähnungen zu referieren. Der Autor selbst konzentriert sich auf Schriften aus der römischen Provinz Nordafrika, die bereits Mitte des 3. Jahrhunderts entstanden sind, lesen wir. Damit weist er nach, dass bereits in spätantik-christlichen Quellen über Vorstellungen vom Purgatorium diskutiert wurde. Der Rezensent vermisst jedoch sowohl die Erläuterung grundlegender Veränderungen in diesen Vorstellungen als auch die Rezeptionsgeschichte der untersuchten Texte und resümiert schließlich: Der im Untertitel erhobene Anspruch, die "Entstehung und Funktion einer Idee" zu untersuchen, wird "nur in sehr rudimentärer Form" eingelöst.

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