Mexiko 1910, die Amme Reja ist alt geworden und sitzt Tag für Tag in ihrem Schaukelstuhl.
Plötzlich ist sie aber verschwunden und die Familie des Großgrundbesitzers Francisco Mortales, die auf einer Farm in Linares lebt und Zuckerrohr anbaut, macht
sich auf die Suche nach der alten Frau.
Sie
finden diese schließlich, entgegen aller Erwartungen, sehr lebendig mit einem Säugling im Arm. Der…mehrMexiko 1910, die Amme Reja ist alt geworden und sitzt Tag für Tag in ihrem Schaukelstuhl.
Plötzlich ist sie aber verschwunden und die Familie des Großgrundbesitzers Francisco Mortales, die auf einer Farm in Linares lebt und Zuckerrohr anbaut, macht
sich auf die Suche nach der alten Frau.
Sie finden diese schließlich, entgegen aller Erwartungen, sehr lebendig mit einem Säugling im Arm. Der kleine Junge war über und über mit Bienen bedeckt, die ihn so vor den wilden Tieren schützten, als man ihn zum Sterben an diese Stelle legte.
Die Mortales nehmen den Jungen bei sich auf und lieben ihn wie ein eigenes Kind. Einige der Farmarbeiter sehen in dem kleinen Simonopio den Teufel, den er wurde mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren.
Der hinzugerufene Arzt gibt der Familie kaum Hoffnung, dass er überlebt, denn aufgrund der Fehlbildung kann er nicht gestillt werden. Doch Nana Reja hat ein Tuch mit Milch getränkt und ihm so Tropfen für Tropfen geduldig und liebevoll eingeflößt.
Simonopio ist ein ganz besonderer Junge, seine Sprache konnte sich nicht richtig entwickeln und so hat er es irgendwann aufgegeben zu sprechen, weil ihn doch keiner verstand. Doch er verfügt über feine Reize und kann verstehen, was die Bienen ihm zuraunen, er durchstreift die Umgebung, bleibt auch ganze Tage und Nächte weg und beobachtet sehr genau was um ihn herum passiert.
So ist er es auch, der die Familie wieder und wieder vor Schicksalsschlägen bewahrt. Als im Oktober 1918 die Spanische Grippe sehr vielen Menschen den Tod bringt, hält er die Mortales davon ab zur Beerdigung des ersten Opfers zu gehen. Auf der Totenmesse haben sich unzählige angesteckt, da niemand wusste, dass dies der Beginn einer furchtbaren Pandemie ist.
Als eine Landreform kommt, haben die Großgrundbesitzer Angst vor Enteignung und den damit verbundenen Verlust ihrer Felder. Auch den Mortales wäre es wohl so ergangen, hätte nicht Simonopio ihnen Orangenblüten gebracht und so pflanzten sie statt des Zuclerrohrs unzählige Orangenbäumen. Die Zitrusfrüchte ließen sich gut verkaufen und sie blieben von einer Enteignung verschont.
Doch das eigentliche Grauen sitzt nah bei ihnen, der "Kojote", ein Farmarbeiter, der in Simonopio den Teufel sieht und diesen abgrundtief hasst und nicht länger den Herren dienen will...
Der Schreibstil ist eher ungewöhnlich und wechselt die Perspektive mehrfach. Letztlich handelt es sich um die Erinnerungen eines inzwischen alten Mannes, der endlich seine Geschichte erzählen will und ein altes Versprechen einlösen möchte, dem kleinen Francisco, den seine Mutter unverhofft mit 39 Jahren gebar.
Der junge Mortales ist mit dem etwa 13 Jahren älteren Simonopio aufgewachsen und nur Francisco konnte die besondere Sprache des Simonopio verstehen, da der Bienenjunge sich traute mit dem Baby zu sprechen. "Sieh hin, lausche und lerne!" gibt er seinem Bruder mehrfach mit auf den Weg.
Das Buch ist sprachlich sehr ausgefeilt: poetisch, sehr feinfühlig, mal magisch, mal melancholisch, sehr bildgewaltig und ja, voller Liebe! Ich kann mir dieses Buch wunderbar als Kinoverfilmung vorstellen!
Ich habe mit der Familie mitgefühlt, mich mit ihnen gefreut und auch mit gelitten. Man wird zum Teil der Familie, kann förmlich das Knarzen des Schaukelstuhls der Nana Reja, das gleichmäßige Rattern der Nahmaschine der Beatriz Mortales, das feine Summen der Bienen hören und den Duft der Orangenbäume riechen.
Meine Hochachtung an die Übersetzerin, die den Roman wunderbar in Deutsch umgesetzt hat!
Fazit:
Ein großartiger und besonderer Roman, der wirklich zu Herzen geht und an den ich mich gerne erinnere!