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Das Forum Romanum war das politische, wirtschaftliche und religiöse Herz des alten Rom, von dem aus die Geschicke eines ganzen Weltreichs gelenkt wurden. Noch heute ist es eine der bekanntesten Stätten der klassischen Antike. Die bruchstückhafte Erhaltung der Bauten macht es dem heutigen Betrachter jedoch beinahe unmöglich, sich seine einstige Pracht vor Augen zu führen. Gilbert J. Gorskis und James E. Packers herausragende Rekonstruktionen erwecken das Forum Romanum wieder zum Leben. In ihrem preisgekrönten Buch vereinen die beiden Autoren Fachwissen aus Archäologie, Architektur und…mehr

Produktbeschreibung
Das Forum Romanum war das politische, wirtschaftliche und religiöse Herz des alten Rom, von dem aus die Geschicke eines ganzen Weltreichs gelenkt wurden. Noch heute ist es eine der bekanntesten Stätten der klassischen Antike. Die bruchstückhafte Erhaltung der Bauten macht es dem heutigen Betrachter jedoch beinahe unmöglich, sich seine einstige Pracht vor Augen zu führen. Gilbert J. Gorskis und James E. Packers herausragende Rekonstruktionen erwecken das Forum Romanum wieder zum Leben. In ihrem preisgekrönten Buch vereinen die beiden Autoren Fachwissen aus Archäologie, Architektur und modernster 3D-Technik zu einem ästhetischen und wissenschaftlich fundierten Gesamtkunstwerk. Detailliert und gut nachvollziehbar beleuchten die Experten Geschichte, Architektur und Rekonstruktion der wichtigsten Gebäude und vermitteln dem Leser einen Gesamteindruck des Forums im Wandel der Zeit. Mit über 300 qualitätsvollen Abbildungen und 3D-Rekonstruktionen.
Autorenporträt
James E. Packer ist emeritierter Professor für klassische Archäologie und Philologie an der Northwestern University in Illinois. Im Laufe seiner akademischen Karriere veröffentlichte Packer zahlreiche Bücher, u.a. ein dreibändiges Standardwerk zum Trajansforum in Rom. Zusätzlich verfügt James E. Packer über jahrzehntelange Erfahrung mit 3D-Rekonstruktionen antiker Stätten. Gilbert J. Gorski ist ein erfahrener Architekt und Experte in den Bereichen architektonische Illustrationen und 3D-Rekonstruktionen. Für seine herausragenden architektonischen Zeichnungen und Entwürfe erhielt er mehrfach Preise der American Society of Architectural Illustrators und des American Institute of Architects. Er ist Lehrstuhlinhaber für Architektur an der University of Notre Dame in Indiana. Cornelius Hartz ist Klassischer Philologe und arbeitet als freier Lektor, Autor und Übersetzer in Hamburg. Jörg Fündling, geb. 1970, Dr. phil, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Rh

einisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.2019

Zeitreise ins vierte Jahrhundert

Endlich wieder lieferbar: Der Architekt Gilbert J. Gorsky führt mit dem Archäologen James E. Packer über das Forum Romanum - das Ergebnis ist beeindruckend, aber aufgrund seines Formats und Gewichts wird man diesen Prachtband wohl nicht vor Ort konsultieren.

Gestehen wir doch, es ist ein saures und trauriges Geschäft, das alte Rom aus dem neuen herauszuklauben" schreibt Goethe am 7. November 1786 in sein Tagebuch der "Italienischen Reise". Als er vom Kapitol hinunter auf die Senke blickte, wo die oberen Teile des mächtigen Triumphbogens des Kaisers Septimius-Severus und Säulen antiker Bauten aus der Erde ragten, war man sich zu dieser Zeit noch nicht sicher, ob die "Kuhweide", wie der Ort damals hieß, wirklich die Stätte des berühmten Forum Romanum sei. Sie war es. Nur lag ein Großteil der antiken Reste unter einer mächtigen Schuttschicht.

Anfang des neunzehnten Jahrhunderts begann man, den Schutt abzutragen, nachantike Bauten auf dem Gelände abzureißen und einzelne Ruinen auszugraben. Darüber erschienen erste wissenschaftliche Berichte. Als Rom 1871 die Hauptstadt des vereinigten Italien wurde, beschloss man, das ehemalige politische Zentrum der Stadt vollständig freizulegen. Man fand ein Trümmerfeld. Denn schon im Mittelalter und vor allem in der Renaissancezeit hatten die Bauten auf dem Forum als beliebter Steinbruch gedient, der nicht nur die begehrten Säulen, Blöcke und Platten aus weißem und buntfarbigem Marmor lieferte, den die Römer einst aus allen Teilen des Reiches angeschleppt hatten, sondern auch Unmengen von schon zurechtgeschnittenen Steinblöcken aus Travertin. So ist vieles untergegangen. Dennoch gelang es Architekten und Archäologen, durch Studium der vorhandenen Fragmente und im Vergleich mit nachantiken und antiken Darstellungen, etwa auf Münzen, das Aussehen der wichtigsten Forumsbauten zu erschließen. Die Publikationen darüber füllen Regale.

Eindrucksvoll für den heutigen Forumsbesucher ist die in den dreißiger Jahren durchgeführte Wiederherstellung der Curia, des Versammlungsorts der römischen Senatoren. Sie wurde zwar schon im siebten nachchristlichen Jahrhundert - deshalb ist der Bau erhalten - zur Kirche S. Adriano al Foro geweiht, blieb aber auch als Kirche noch vier Jahrhunderte lang Tagungsstätte des "Senats", also des Gemeinderats des inzwischen so kleinen mittelalterlichen Roms. Als durch die fortschreitende Zerstörung antiker Bauten das Bodenniveau des Forums anstieg, musste man die Zugangstür und später auch den Fußboden von S. Adriano entsprechend anheben. 1930, bei der Wiederherstellung der Curia fanden sich sechs Meter unter dem Boden der im siebzehnten Jahrhundert erneut umgestalteten Kirche die Reste des antiken Marmorbodens, auf dem einst die Stühle der römischen Senatoren standen.

Die Curia, der Septimius-Severus-Bogen und der schon vor mehr als tausend Jahren umgebaute und noch immer als Kirche dienende Tempel des Kaisers Antoninus Pius und seiner Frau Faustina sind die einzigen Bauten, die dem heutigen Besucher einen Eindruck von der ehemaligen Größe der Forumsarchitektur geben können. Von all den anderen Tempeln oder Profanbauten haben sich meist nur Säulen, Architekturfragmente, Teile des Fußbodens und häufig nur die rohen, einst mit Marmorplatten verblendeten Basen und Fundamente aus Beton oder Ziegel erhalten. Selbst ein Fachmann kann anhand von Grundrissplänen und Rekonstruktionszeichnungen nur schwer eine anschauliche Vorstellung gewinnen, wie das Forum einst in seiner Gesamtheit ausgesehen, wie seine Bauten auf den Besucher gewirkt haben.

Dies darzustellen, war das Ziel des Architekten Gilbert J. Gorsky. In Zusammenarbeit mit dem Archäologen James E. Packer hat er in zehnjähriger Arbeit an die hundert 3D-Rekonstruktionen geschaffen, die der 2015 im Original erschienene Band "Das Forum Romanum" in meist großformatigen Bildern zeigt. Die deutsche Übersetzung war schnell ausverkauft, von morgen an ist sie wieder im Handel. Man sieht das Forum und seine Bauten aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Vogelperspektive, Teil- und Schrägansichten und ganz häufig aus der Sicht eines damaligen Forumsbesuchers, der über den Platz, durch Straßen und Tore geht, in Gebäude blickt oder aus Säulenhallen herausschaut. Da er die Bilder mit Darstellungen von Personen belebt, sind die Größenverhältnisse gut erfahrbar.

Beeindruckend ist die enorm plastische Wirkung und auch die differenzierte Schatten- und Farbgebung dieser 3D-Bilder: Rote Porphyr-, grüne Marmorsäulen, hellglänzend die vergoldeten Bronzefiguren auf den Tempeldächern und Triumphbögen. Das alles ist durch Befund und antike Quellen gesichert. Sicherlich war auch der in der römischen Architektur so häufig verwendete weiße Marmor zumindest teilweise bemalt. Nur wissen wir nicht, wie und in welchem Ausmaß. An einer Detailansicht des Septimius-Severus-Bogen wird beispielhaft gezeigt, welch unterschiedliche Farbfassungen möglich sind und vor allem welch entscheidende Wirkung sie auf das Erscheinungsbild des Bauwerks haben. Da es aber keine Beweise für eine bestimmte Farbwahl gibt, sind auch diese Farbfassungen hypothetisch und sagen, wie die lange Geschichte der Farbrekonstruktionen antiker Architektur und Skulptur beweist, meist mehr über den Geschmack ihrer Entstehungszeit als über die Antike aus. Und so sieht man in diesem Buch keine phantasievollen Farbspielereien.

Natürlich können auch die 3D-Rekonstruktionen nur Annäherungen sein und müssen schon aus Formatgründen manches vereinfachen. Sie stützen sich jedoch auf Beobachtungen und Erkenntnisse von fast zweihundert Jahren Grabung und Forschung. Andererseits werden noch heute bei einzelnen Bauten architektonische Detailfragen kontrovers diskutiert. Um eine Rekonstruktion herzustellen, musste Gorski sich für eine bestimmte Lösung entscheiden. Manchmal war auch das schwer: So hat er bei der großen Gerichtsbasilika, deren Aufbau des oberen Stockes umstritten ist, zwei unterschiedliche ihm möglich scheinende Lösungen angeboten.

Das Buch präsentiert das Forum in dem Zustand, wie es um die Mitte des vierten Jahrhunderts nach Christus, also in der Zeit der Nachfolger Kaiser Konstantins, aussah. Das hat seinen guten Grund: Damals standen noch alle berühmten Bauten beziehungsweise waren wiederaufgebaut, und später kam nichts mehr Wesentliches hinzu. Das Aussehen des Forums zu dieser Zeit ist das Ergebnis einer langen geschichtlichen Entwicklung. Sie wird von James E. Packer geschildert - einem ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet.

Die Jahrhunderte der frühen römischen Republik handelt er kurz ab, er konzentriert sich auf die Zeit vom Ende der Republik bis zum Ausgang der Antike. Die Mächtigen der späten Republik und dann vor allem Caesar und Augustus gaben dem Forum eine Struktur, die erstaunlicherweise jahrhundertelang kaum verändert wurde. Die nachfolgenden Kaiser Vespasian und Antoninus Pius fügten nämlich dem Forum nur je einen Tempel hinzu; Domitian eine monumentale Reiterstatue, die ihn aber nicht lange überlebte; Septimius Severus seinen monumentalen Triumphbogen, und Diokletian stellte am Forumsplatz Säulenmonumente auf.

Generell fühlten sich alle Kaiser verpflichtet, wenn am Forum ein Bau niederbrannte, und das war nicht selten, ihn in gleicher oder kaum veränderter Form wiederaufzubauen.

Dass das Forum die politische Geschichte widerspiegelt, ist klar. Wie diese aber von Packer geschildert und mit vielen anderen Aspekten wie Finanzierung und Bautechniken verbunden wird, das ist spannend zu lesen. Im letzten und umfangreichsten Kapitel wird jeder einzelne Bau des Forums analysiert, sein heutiger Zustand in Fotos dokumentiert und seine individuelle Geschichte in antiker und nachantiker Zeit geschildert. Durch die vielen Quellenzitate ist dieses Kapitel eine wahre Fundgrube, in der man gerne gräbt, weil die Texte flott und verständlich geschrieben sind und sich damit von mancher Schriftbemühung akademischer Gelehrsamkeit abheben.

Aufgrund des Formats und Gewichts ist das Werk zur Lektüre vor Ort freilich wenig geeignet. Man muss sich vor dem nächsten Rom-Besuch ein paar 3D-Bilder auf sein Smartphone laden, um vor Ort eine bessere Anschauung zu gewinnen. Nach Lektüre des Buches geht wohl auch mancher, jetzt wissend in welche Kirchen und Palazzi die Steine von Forum Romanum gewandert sind, mit geschärftem Blick durch Rom. Die antike Bronzetür der Curia findet er leicht: Sie schließt seit bald vierhundert Jahren und noch heute das Eingangsportal von S. Giovanni in Laterano.

RAIMUND WÜNSCHE

Gilbert J. Gorski und James E. Packer: "Das Forum Romanum".

Aus dem Englischen von Cornelius Hartz und Jörg Fündling. WBG Verlag, Darmstadt 2019. 464 S., Abb., geb., 224,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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",Das Forum Romanum' basiert auf dem umfangreichen archäologischen und schriftlichen Quellenmaterial, das sich zu dieser wichtigen antiken Stätte erhalten hat. (Das Buch) ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie digitale Visualisierungen die traditionelle Forschung bereichern können, aber auch auf ihr gründen. Dieses Buch ist ein Meilenstein (...)." (History Today) "Die Präsentation (der Monumente) wird durch prächtige Illustrationen aufgewertet (...). Am spektakulärsten sind hierbei die knapp 150, von G. Gorski eigens angefertigten 3D-Rekonstruktionen." (American Journal of Archaeology) Auszeichnungen: Gewinner des PROSE Award for Excellence in Humanities 2016 Gewinner des PROSE Award for Archaeology and Ancient History 2016 der Association of American Publishers