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Ein Bild trifft den Blick der Betrachterin und lässt sie nicht los. Das Foto einer geisterhaften Pflanze in einem Tschernobyl-Buch. Das rauchvernebelte Gesicht eines Grubenarbeiters in einer Kiewer Ausstellung. Oder ein syrisches Flüchtlingspaar bei der Landung auf Lesbos, abgedruckt in der New York Times. Woraus besteht die Gegenwart? Aus dem, was in Ausstellungen hängt, an Plakatwänden verwittert oder über die Bildschirme läuft? Wie gelingt es, den intimen Moment der Bestürzung oder des Staunens in Sprache zu verwandeln?
Mit den Foto-Kolumnen, die sie 2015 in der Frankfurter Allgemeinen
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Produktbeschreibung
Ein Bild trifft den Blick der Betrachterin und lässt sie nicht los. Das Foto einer geisterhaften Pflanze in einem Tschernobyl-Buch. Das rauchvernebelte Gesicht eines Grubenarbeiters in einer Kiewer Ausstellung. Oder ein syrisches Flüchtlingspaar bei der Landung auf Lesbos, abgedruckt in der New York Times. Woraus besteht die Gegenwart? Aus dem, was in Ausstellungen hängt, an Plakatwänden verwittert oder über die Bildschirme läuft? Wie gelingt es, den intimen Moment der Bestürzung oder des Staunens in Sprache zu verwandeln?

Mit den Foto-Kolumnen, die sie 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu schreiben begann, hat die Autorin ihr eigenes Genre geschaffen: kurze Prosa, Landschaft, Biografie, Zeitgeschichte und Form auf minimalem Raum verdichtend. Gerade weil Katja Petrowskaja alles persönlich nimmt, ob das Foto von einer alten Frau im Kaukasus, die der Sessellift in den Himmel trägt, oder den Anblick einer Brüsseler Hauswand nach den Terroranschlägen, gewinnen ihre Texte eine Kraft, die dem Augenblick seine Wahrheit abringt.
Autorenporträt
Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, lebt seit 1999 in Berlin. Sie studierte in Tartu, Stanford und Moskau Literaturwissenschaft und ist als Journalistin für deutsch und russischsprachige Medien tätig. Ihr literarisches Debüt Vielleicht Esther (2014) wurde in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Sie lebt in Tbilissi und Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Anton Holzer ist von Katja Petrowskajas Band "Das Foto schaute mich an" begeistert. Darin gesammelt finden sich über die Jahre zufällig gefundene Fotografien und die Texte, die die deutsch-ukrainische Autorin seit bereits sieben Jahren für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung darüber schreibt, erklärt Holzer. Sie verbindet dafür diese unbekannten, rätselhaften und außergewöhnlichen Bilder mit eigenen Erinnerungen an die Familie und Geschichten über verschiedene Aspekte des Lebens wie Freundschaft und Verwandtschaft, aber auch Neuanfänge oder Tod, das Kriegsmotiv stets im Hintergrund, jedoch nicht, so Holzer, als Hauptmotiv. Petrowskaja gelingt es dem Rezensenten zufolge stets das Schöne in den Fotografien zu entdecken und sie historisch einzuordnen. Holzer reiht sie neben Autor*innen wie Walter Benjamin oder Susan Sontag ein in den "Horizont der großen Foto-Literatur".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2022

Meditationen
statt Gewalt
Katja Petrowskaja beschreibt
in ihrem Fotobuch Osteuropa
voller Poesie und Melancholie
Der Kalte Krieg ist auf dem Höhepunkt. Und doch lächeln da ein amerikanisches Mädchen und ein sowjetischer Milizionär gemeinsam auf einem Foto. Samantha Smith, damals zehn Jahre alt, hatte 1982 dem sowjetischen Staatschef Juri Andropow einen Brief geschrieben, ihre Sorge galt einem Atomkrieg. Der lud sie in sein Reich ein. Und so landete Smith „in der Mitte unseres Lebens, wie vom Himmel gefallen“, schreibt die Schriftstellerin und Journalistin Katja Petrowskaja, geboren 1970 in Kiew. Der Moment, der etwas Entwaffnendes hatte, gab Hoffnung. Aber nicht lange genug.
Nicht alle Fotos, die Petrowskaja seit 2015 regelmäßig in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung besprochen hat, handeln vom Krieg. Eine Auswahl ist nun als Buch erschienen – und doch wird dieses Buch „vom Krieg umklammert“, schreibt sie im Nachwort. Die Textminiaturen oder Meditationen über einzelne Fotos, die ihr scheinbar wahllos in die Hände gerierten, entstanden seit Putins Angriff auf die Ostukraine – „aus Ohnmacht vor der Gewalt“.
Wohl selten wurde Privates und Politik so poetisch kommentiert. Und selten wird dem Leser schmerzlicher bewusst, wie Vergangenheit und Gegenwart miteinander in Verbindung stehen, schaut man etwa auf das von Deutschen zerstörte Kiew 1943 oder auf ein Radrennen ebendort kurz nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986.
Andropow hatte übrigens zurückgeschrieben: „Ja, Samantha, wir in der Sowjetunion versuchen alles zu tun, damit es auf der Erde keinen Krieg gibt.“ Was Putin wohl geschrieben hätte?
ROBERT PROBST
Foto: unbekannter Fotograf, 1983 / Maine State Museum
Katja Petrowskaja:
Das Foto schaute mich an. Kolumnen.
Mit 52 Abbildungen.
Suhrkamp-Verlag,
Berlin 2022.
256 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Mit ihrem Buch schreibt [Petrowskaja] sich in den Horizont der großen Foto-Literatur, für die bisher Autoren wie Walter Benjamin, Roland Barthes, Susan Sontag oder W.G. Sebald standen. Künftig wird man die Autorin dieses Buches auch zu diesem Kreis zählen müssen.« Anton Holzer Neue Zürcher Zeitung 20220726