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"Das Freudenschiff" erzählt die außergewöhnliche, aber wahre Geschichte von dem ersten Schiff, dessen Fracht das Besiedeln der britischen Kolonien in Australien unterstützen sollte. 1789 werden zweihundertvierzig Frauen aus den Gefängnissen Englands an Bord der "Lady Julian" gebracht. Sie sollen als Mätressen nach Australien. Sie sind Diebinnen, Betrügerinnen und Prostituierte, und in London bliebe ihnen als Alternative nur der Galgen. Diese ungewöhnliche Schiffsladung dienstbarer Mädchen steht der männlichen Besatzung der "Lady Julian" ebenso ungerührt und gern zur Verfügung wie den…mehr

Produktbeschreibung
"Das Freudenschiff" erzählt die außergewöhnliche, aber wahre Geschichte von dem ersten Schiff, dessen Fracht das Besiedeln der britischen Kolonien in Australien unterstützen sollte. 1789 werden zweihundertvierzig Frauen aus den Gefängnissen Englands an Bord der "Lady Julian" gebracht. Sie sollen als Mätressen nach Australien. Sie sind Diebinnen, Betrügerinnen und Prostituierte, und in London bliebe ihnen als Alternative nur der Galgen. Diese ungewöhnliche Schiffsladung dienstbarer Mädchen steht der männlichen Besatzung der "Lady Julian" ebenso ungerührt und gern zur Verfügung wie den ausgehungerten Seemännern anderer Schiffe in den Häfen auf der Route des Schiffs. Und nach einem Jahr kommen in Australien Familien an, sogar Babys sind bereits geboren. Anhand von Gerichtsakten und dokumentierten Zeugenaussagen hat Sian Rees eine faszinierende Mischung aus dramatischem Seeabenteuer und einem bislang unbekannten Stück Geschichte geschaffen.
Autorenporträt
Siân Rees stammt aus einer Familie von Seefahrern und Bootsbauern und lebt in Cornwall. Nach ihrem Geschichtsstudium hielt sie sich einige Jahre im Ausland auf, wo sie auch erstmals auf die "Lady Julian" aufmerksam gemacht wurde. Später entdeckte sie, daß sie mit einer der Frauen auf dem Schiff entfernt verwandt ist. Zuletzt erschien von ihr "Elisa Lynch . Die wahre Geschichte einer irischen Kurtisane und wie sie zur mächtigsten Frau Paraguays wurde".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.04.2002

Gegen den Triebstau
Siân Rees’ Geschichte eines Frauentransports nach Australien
Frauen an Bord bringen Unglück. Schenkt man dieser Matrosenfolklore Glauben, dann ließ Kapitän Aitken sich 1789 auf eine der riskantesten Touren in der Geschichte der christlichen Seefahrt ein. Anfang Juli verließ Aitkens Schiff, die „Lady Julian”, London mit dem Ziel Sydney Cove, einer britischen Strafkolonie im australischen Neu-Südwales. Nicht mit Saatgut oder Werkzeug machte sich die „Lady Julian” auf den Weg zur unterentwickelten Siedlung am Ende der Welt. Im Rumpf der dreimastigen Bark drängten sich 240 weibliche Gefangene. Mit ihnen sollte der Frauenmangel in Sydney Cove behoben werden, der unter Gefangenen wie Bewachern triebstauhalber schon einige Male zu Unruhen geführt hatte.
Verbannung statt Verbrennung
Viele Australier behaupten stolz, sie stammten von einem der ersten in Botany Bay abgesetzten Sträflinge ab. Doch auch in Großbritannien lassen sich noch Verwandte der „convicts” finden. Siân Rees ist eine von ihnen. Die Oxford-Absolventin aus Cornwall hatte sich schon länger mit den Ladies auf der „Lady Julian” befasst, als sie auf Unterlagen stieß, die ihre eigene Verwandtschaft mit einer der Zwangspassagiere bewiesen. „Das Freudenschiff” heißt Rees’ Darstellung des etwas bizarr wirkenden Menschentransports. Der Originaltitel lautet, weniger verschämt, „The Floating Brothel” – das schwimmende Bordell.
Die meisten deportierten Frauen waren für kleinere Straftaten wie Diebstahl verurteilt worden. Es befanden sich auch Prostituierte an Bord, die aber meist nicht auf Grund ihres Gewerbes, sondern wegen räuberischer Delikte in die Strafkolonie geschickt wurden. In einigen Fällen von Kapitalverbrechen, wie dem der Falschmünzerin Catherine Heyland, war die vom Gesetz vorgesehene Verbrennung in Verbannung umgewandelt worden.
Über Teneriffa, Rio de Janeiro und Kapstadt ging die knapp elf Monate lange Fahrt. Schon in den ersten Tagen hatten sich die 30 männlichen Besatzungsmitglieder – damaligem Gewohnheitsrecht folgend – eine „Braut” genommen. Das bedeutete für die Erwählten eine Verbesserung der Lebensumstände, auch wenn die meisten bald schwanger wurden. In allen angesteuerten Häfen blühte der Handel mit sexuellen Gefälligkeiten, die ein Teil der Frauen den Besatzungen anderer Schiffe gegen Geld gewährten. Aitken ließ derweil die besten Näherinnen unter den Gefangenen antreten, um Hemden herzustellen, durch deren Verkauf der Kapitän sich schadlos zu halten gedachte.
Siân Rees hat sich offensichtlich tief in Register und Akten hineingearbeitet. Dabei verliert sie sich einige Male im Wust von Namen und Gerichtsvorgängen, die eher verwirren als informieren. Insgesamt ist Rees’ nüchterne, unpolemische Art der Darstellung jedoch wohltuend bei einem saftigen Thema, das leicht zur Kolportage hätte verführen können. Dort, wo Berichte aus erster Hand fehlen, entwirft sie mögliche Szenarien, die eine solide Kenntnis der Lebensumstände im 18. Jahrhundert verraten.
Als die Frauen am 11. Juni 1790 endlich in Sydney Cove an Land gingen, brachten viele von ihnen ein Seemannskind mit. Und auch in ihrer neuen Umgebung blieben sie fruchtbar und mehreten sich. Betrachtet man die weitere wirtschaftliche Entwicklung in und um Sydney, hat sich die Tour der „Lady Julian” gelohnt.
ALEXANDER MENDEN
SIÂN REES: Das Freudenschiff. Die wahre Geschichte von einem Schiff und seiner weiblichen Fracht im 18.Jahrhundert. Europa Verlag, Hamburg 2001. 283 Seiten, 19,90 Euro.
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