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In einer italienischen Hafenstadt hat 1690 der alte Apotheker und Alchimist Gioseffo sein Lebenswerk 'Das Gegengift zur Melancholie' beendet. Während er sich um Protektion für sein Buch bemüht, damit es gedruckt wird und Gioseffo schriftstellerischen Ruhm ernten kann, versagt seine Kunst bei seinem ihm wichtigsten Patienten: der jungen Patrizierin Matilde, die als Stellvertreterin ihres Jahrhunderts an der Melancholie zugrunde geht.

Produktbeschreibung
In einer italienischen Hafenstadt hat 1690 der alte Apotheker und Alchimist Gioseffo sein Lebenswerk 'Das Gegengift zur Melancholie' beendet. Während er sich um Protektion für sein Buch bemüht, damit es gedruckt wird und Gioseffo schriftstellerischen Ruhm ernten kann, versagt seine Kunst bei seinem ihm wichtigsten Patienten: der jungen Patrizierin Matilde, die als Stellvertreterin ihres Jahrhunderts an der Melancholie zugrunde geht.
Autorenporträt
Piero Meldini wurde 1941 in Rimini geboren, wo er seit 1972 die über vierhundert Jahre alte Bibliothek Gambalunghiana leitet. Er veröffentlichte Publikationen zur Zeitgeschichte, Ikonologie, Volkskunst und zur Kulturgeschichte des Kochens. Die Schutzheilige des Taumels ist Meldinis Debütroman, der bei seinem Erscheinen in Italien für Furore sorgte und mit dem Premio Baguta ausgezeichnet wurde. In Deutschland erschien außerdem Das Gegengift zur Melancholie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.1997

Schweres Wetter
Piero Meldini und die Macht der Melancholie · Von Ralf Konersmann

Wer von den Geschehnissen und Stimmungen dieses Romans berichten will, der muß zunächst über das Wetter sprechen. Zu Beginn - wir schreiben das Jahr 1609 und befinden uns in einer italienischen Hafenstadt - liegt beißende Kälte über dem Land. Über zehn Monate erstreckt sich die Erzählhandlung, und fast immer herrscht Unwetter. Selten erscheinen die Kulissen, die Piero Meldini für seinen zweiten Roman gefunden hat, anders als unwirtlich. Gleichgültig gegen das Individuum, untermalt eine stiefmütterliche Natur die Geschicke der Menschen, vor allem das Schicksal Gioseffos, von dessen einsamen Kämpfen der Roman erzählt.

Gioseffo kämpft viele Kämpfe, und der Rezensent gibt nur wenig preis, wenn er verrät, daß er sie alle verliert. Der alte Apotheker kämpft um sein unglücklich verliebtes Mündel Matilde, ein Mädchen aus vornehmem Hause, das seinen guten Rat in den Wind schlägt und am Ende im Kloster zugrunde geht. Er kämpft um das Wohlwollen der Obrigkeit, die ihn ungeachtet seiner ehrerbietigen Bitt- und Flehbriefe nicht einmal kennt. Vor allem aber bekämpft er sein Leiden, die Melancholie.

Das Gegengift zur Melancholie ist der Titel des Buches, an dem Gioseffo schreibt. Indem er das Leiden erforscht, sucht er es bei sich selbst zu lindern. Meldini schöpft aus dieser Situation, die er mit offenen und versteckten Zitaten kunstvoll ausschmückt, Bilder von großer suggestiver Kraft. Mag der Topos des Heilens durch Schreiben auch konventionell sein, Meldini präsentiert ihn ebenso eindringlich wie überzeugend. Gioseffo schreibt an gegen die Kräfte, die ihn niederdrücken. Als er nicht länger ignorieren kann, daß niemand für sein Werk Interesse aufbringt, wirft er es mit der kalten Entschlossenheit des Verzweifelten ins Feuer.

Meldini wahrt die Würde seines Helden und beschönigt nichts. Nie unterläuft ihm eine Sentimentalität. Die Strenge der Erzähltechnik, die durchaus novellistische Qualitäten hat, bewahrt die Geschichte überdies vor fragwürdiger Aufdringlichkeit. Selbst die "unerhörte Begebenheit" fehlt nicht. Meldini verfügt über jene klare Stimme, nach der das Thema verlangt. Auf wohlfeile Erklärungen und Ausflüchte, gar therapeutische Fingerzeige verzichtet er ganz. Keine Metaphysik oder Weltformel kann dieses Unglück rechtfertigen, und doch erfüllt es sich mit unerbittlicher Konsequenz. Der einzig sichere Hafen, sagt Gioseffo einmal, ist der letzte.

Piero Meldini: "Das Gegengift zur Melancholie". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Barbara Schaden. Berlin Verlag, Berlin 1997. 188 S., geb., 36,- DM.

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