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5 Kundenbewertungen

Sie sind in derselben Jahrgangsstufe und trotzdem in verschiedenen Welten. Julia, Marlene und Leonard im Zentrum der Aufmerksamkeit, der Rest irgendwo in ihrer Umlaufbahn. Dann geschieht etwas, das alles verändert: Eines Morgens macht plötzlich eine Internetseite die Runde, die bis dato auf privat gestellt war. Darauf zu finden sind Julias ungefilterte Gedanken, Bomben in Wortform, die sich in kürzester Zeit viral verbreiten. Es sind Einträge, die ein ganz anderes Bild des beliebten Mädchens zeigen, das alle zu kennen glauben.
Wer hinter der Aktion steckt, ist zunächst unklar, doch nach und nach kommt heraus: Gründe dafür hätten einige.
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Produktbeschreibung
Sie sind in derselben Jahrgangsstufe und trotzdem in verschiedenen Welten. Julia, Marlene und Leonard im Zentrum der Aufmerksamkeit, der Rest irgendwo in ihrer Umlaufbahn. Dann geschieht etwas, das alles verändert: Eines Morgens macht plötzlich eine Internetseite die Runde, die bis dato auf privat gestellt war. Darauf zu finden sind Julias ungefilterte Gedanken, Bomben in Wortform, die sich in kürzester Zeit viral verbreiten. Es sind Einträge, die ein ganz anderes Bild des beliebten Mädchens zeigen, das alle zu kennen glauben.

Wer hinter der Aktion steckt, ist zunächst unklar, doch nach und nach kommt heraus: Gründe dafür hätten einige.
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Autorenporträt
Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Für ihre ersten beiden Jugendbücher wurde sie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, für ihren dritten Roman 'Nicht weg und nicht da' für den Buxtehuder Bullen 2018. Außerdem erhielt sie dafür den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. Zuletzt bei Heyne fliegt erschienen: 'Das Gegenteil von Hasen'. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.
Rezensionen
»Anne Freytag ist mit ihrem ebenso präzisen wie empathischen Stil am Jugendbuchfirmament ein außergewöhnliches Talent.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, Steffen Gnam

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2020

Das süße Miststück
Anne Freytag lüftet das Blog-Geheimnis

"Alles, was anders ist, macht anderen Angst. Und Angst macht etwas mit Menschen." Anne Freytags raffiniert komponiertes Buch über Mobbing im Schulalltag kreist um einen von unbekannter Hand öffentlich gestellten privaten Internetblog. Dort schrieb die beliebte, doch unter oberflächlichen Freundschaften und Liebesentzug leidende Heldin Julia schonungslose Mitschülerbeobachtungen nieder. Die Einträge sind hart und ehrlich, sie hinterlassen ein "Gefühl wie Einschusslöcher". Das Buch erzählt nun die fünf schlimmsten Tage in Julias Leben, seit ihr geheimes Tagebuch viral ging. Andere Protagonisten sind Julias - mit Veröffentlichung heikler Details verlorener - Freund Leonard als sensibler Frauenheld und seine stets im Zentrum stehende Zwillingsschwester Marlene, welche ihre Hautkrankheit und die Fassade ihrer Familie aus gutem Hause mit Schminke kaschiert, der intellektuelle, heimlich in Julia verliebte Edgar und dessen bisexuelle Ex-Freundin Linda, die von Marlene und Julia wegen ihrer Körperfülle gemobbt wurde.

Das Buch über Liebe und Lästern analog und mit Mitteln des Digitalzeitalters verschränkt diverse Mobbingerfahrungen, meidet aber Moralisierung oder Schuldzuweisungen. Selbst die um Aufklärung bemühte Rektorin erlebte in der Jugend Mobbing und ist emotional involviert. Julia, die Passwörter und sensible Inhalte nicht schützte, handelte fahrlässig, ist Opfer wie Täterin, Jägerin und Gemobbte. Drastisch schildert Freytag ihr Spießrutenlaufen als "Miststück mit dem süßen Gesicht" am Tag der Herausgabe ihres Blogs als ungefiltertes Ich.

Im Perspektivwechsel der Schüler, Eltern, Rektorin und Protokolle werden Verdächtige wie Edgar, Linda und Marlene und Motive wie Rache und Eifersucht bis zum überraschenden Ende ausgelotet. Das Buch erörtert die Psychologie von Mobbing und Opfer werden als impliziten Vertrag. Es schildert die Zermürbungstaktik adoleszenter Identität, wenn die Mutter der molligen Linda den Eindruck gewinnt, "als würde jeden Tag etwas weniger von ihr nach Hause kommen". Aus Narzissmus und Unsicherheit gehen die vermeintlich Beliebten auf "die los, die sie lassen", und sich in ihrem Dunstkreis und "Spucknebel" bewegen.

Mobbing ist emotionale Gewalttätigkeit Abweichlern gegenüber, sei es in puncto Gewicht, sexueller Orientierung oder Augenform. Es ist Hackordnung und destruktive Schwarmintelligenz, wenn "Individuen zu einem Mob werden und im Kollektiv vergessen, wer sie sind". Freytag beschwört die Gefahren von Internet, sozialen Medien und ihrem entgrenzten Raum als Superspreader von Hass, Wahrheit und Willkür. So entwirft die Autorin einen in die digitale Zeit übersetzten "Traum in Schwarzweiß über Trümmerfrauen und Zerstörung". Als Folge der vernetzten Welt mutieren Menschen zu Avataren und Figuren auf einem riesigen Spielbrett mit allen Chancen und Risiken: "Jeder von uns ist in der Geschichte eines anderen der Böse."

Im filmähnlichen Finale gerät die Crux, die Wahrheit zu sagen, doch noch zum Segen. Julia fährt mit Edgar, den sie im Blog geschlechtslos nannte und doch attraktiv fand, als "wäre mein Verstand von ihm erregt", im Münchner Linienverkehr und küsst ihn unaufhörlich. Momo lernt, dass es "keine Mitte zwischen Outing und Geheimnis" gibt. Und Marlenes heimliche Liebe Tom, der erst im Blog davon erfuhr, meldet sich bei ihr und lernt sie beim ungeschminkten Facetime-Gespräch samt Narben zu lieben.

Der von zuletzt unerwarteter Seite öffentlich gestellte, ebenso destruktive wie reinigende Blog ist Lügendetektor des Systems im Zerrspiegel von Gut und Böse. Julia, die sich als "glaubwürdige Lüge mit großen braunen Augen" beschreibt, verlässt virtuell und real ihr "Nest aus falscher Nettigkeit" und Schattendasein als Mitläuferin.

Anne Freytag ist mit ihrem ebenso präzisen wie empathischen Stil am Jugendbuchfirmament ein außergewöhnliches Talent. Sie übt nachhaltig Kritik an Mittelmaß, "Crowd-pleasern", Abziehbildern, Normdenken, Geschlechterstereotypen. Der (Angst-)Hase ist ein Leitmotiv in Freytags Roman. Ihre ausgesprochene Sympathie gilt aber den Wölfen unter den Hasen.

STEFFEN GNAM

Anne Freytag: "Das Gegenteil von Hasen". Roman.

Heyne Verlag, München 2020. 416 S., geb., 17,- [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kein gewöhnliches Buch über Mobbing unter Jugendlichen ist Anne Freytag hier gelungen, findet Steffen Gnam. Ziemlich komplex geht es zu, wenn das Opfer, deren Blog über ihre Freunde und Freundinnen plötzlich öffentlich wird, zugleich auch Täterin ist - weil sie lästert und weil sie "Passwörter und sensible Inhalte nicht schützte". Der Kritiker schätzt die Autorin als "außergewöhnliches Talent" und empfiehlt aus vollem Herzen diesen Jugendbuchroman samt seinem überraschenden Schluss - den er natürlich nicht verrät. (Nur soviel: Die Wahrheit bekommt  am Ende doch wieder Oberwasser.)

© Perlentaucher Medien GmbH