Steinerne Gäste. Im Lapidarium des George-Kreises Essay von ULRICH RAULFF Menschenbildner. Fotodokumente Die Plastik des George-Kreises. Entstehung und Überlieferung Ein Forschungsbericht von LUTZ NÄFELT Köpfe aus dem George-Kreis im Deutschen Literaturarchiv
WAR ES seine Ungreifbarkeit, die dem dunkelschönen Begriff die Attraktivität verlieh? Ähnlich wie in Benjamins Aura, in der sich die Eindrücke von Nähe und Ferne rätselhaft verschränkten, schienen sich auch in der Vorstellung vom geheimen Deutschland große Widersprüche zu versöhnen. Wie von unsichtbarer Hand gelenkt, verbanden sich darin Politik und messianische Erwartung, Nation und Kultur, Macht und Geist. Stefan George und Karl Wolfskehl hoben den Begriff aus der Taufe, zur selben Zeit, 1910, als eben die Moderne die Augen aufschlug. Mit dieser wollte freilich der »Staat« Georges nichts zu schaffen haben und entwickelte konsequent seine eigene ästhetische Politik. Lag deren Richtlinienkompetenz bei der Dichtung, so lag ihre Rüstung in den Händen der Plastiker: In dem stehenden Heer aus Hunderten von Köpfen schuf der George-Kreis sich einen Ausdruck, vor dem sich Kunst- und Literaturgeschichte bis auf den heutigen Tag fürchten.
WAR ES seine Ungreifbarkeit, die dem dunkelschönen Begriff die Attraktivität verlieh? Ähnlich wie in Benjamins Aura, in der sich die Eindrücke von Nähe und Ferne rätselhaft verschränkten, schienen sich auch in der Vorstellung vom geheimen Deutschland große Widersprüche zu versöhnen. Wie von unsichtbarer Hand gelenkt, verbanden sich darin Politik und messianische Erwartung, Nation und Kultur, Macht und Geist. Stefan George und Karl Wolfskehl hoben den Begriff aus der Taufe, zur selben Zeit, 1910, als eben die Moderne die Augen aufschlug. Mit dieser wollte freilich der »Staat« Georges nichts zu schaffen haben und entwickelte konsequent seine eigene ästhetische Politik. Lag deren Richtlinienkompetenz bei der Dichtung, so lag ihre Rüstung in den Händen der Plastiker: In dem stehenden Heer aus Hunderten von Köpfen schuf der George-Kreis sich einen Ausdruck, vor dem sich Kunst- und Literaturgeschichte bis auf den heutigen Tag fürchten.