Das Wechselspiel von Licht und Schatten, von Diesseitsfreude und religiöser Inbrunst, Gewalt und Erotik, Naturalismus und Theatralik macht das Werk des italienischen Barockmalers Michelangelo Merisi da Caravaggio einmalig. Höchst abwechslungsreiche Beschreibungen seiner Gemälde bilden das Rückgrat von Christoph Geisers 1987 erstmals veröffentlichtem Roman Das geheime Fieber. Vor den Bildern steht ein moderner Betrachter, der ihnen nach Rom und nach Neapel nachreist, gleichermaßen verführt durch deren Meisterschaft und deren Jünglingsakte. Hinter den Bildern steht die schillernde Figur des Künstlers, dessen Leben in Schlüsselszenen vergegenwärtigt wird. Der Aufeinanderprall von Gegenwart und Geschichte, Wirklichkeit und Kunst, Sublimation und körperlichem Begehren treibt immer neue Überblendungen hervor, die der Virtuosität der barocken Malerei ein modernes literarisches Äquivalent entgegenstellen. Sachkundig und schonungslos wie kaum ein anderer Künstler- oder Kunstroman lässt Das geheime Fieber die glanzvollen und die dunklen, tabuisierten Seiten großer Malerei zur Geltung kommen. Neben die Auseinandersetzung des Autors mit dem eigenen Leben, der eigenen Zeit tritt hier diejenige mit historischen Figuren; damit beginnt eine neue, artistischere Phase in Christoph Geisers Schaffen.