Über das Glück, vom Leben überrascht zu werden ...
Im bretonischen Finistère, am wind- und wellenumtosten »Ende der Welt«, gibt es eine ganz besondere Bibliothek. Sie sammelt Bücher, die nie erscheinen durften. Eines Tages entdeckt dort eine junge Pariser Lektorin ein Meisterwerk, und der Roman wird zum Bestseller. Der Autor, Henri Pick, war der Pizzabäcker des Ortes. Seine Witwe beteuert, er habe zeit seines Lebens kein einziges Buch gelesen und nie etwas anderes zu Papier gebracht als die Einkaufslisten - ob er ein geheimes Zweitleben führte? Diese verrückte Geschichte spornt viele Menschen an, selbst Neues zu wagen: Paare trennen sich, Liebende finden unerwartet zueinander, und so manche Gewissheit wird auf den Kopf gestellt.
Ein französisch-charmanter Roman über die Liebe, verlorene Träume und den Mut, sein Leben in die Hand zu nehmen. Leicht, beschwingt und voller Witz.
Verfilmung unter dem Titel »Der geheime Roman des Monsieur Pick« - zurzeit im Kino!
Im bretonischen Finistère, am wind- und wellenumtosten »Ende der Welt«, gibt es eine ganz besondere Bibliothek. Sie sammelt Bücher, die nie erscheinen durften. Eines Tages entdeckt dort eine junge Pariser Lektorin ein Meisterwerk, und der Roman wird zum Bestseller. Der Autor, Henri Pick, war der Pizzabäcker des Ortes. Seine Witwe beteuert, er habe zeit seines Lebens kein einziges Buch gelesen und nie etwas anderes zu Papier gebracht als die Einkaufslisten - ob er ein geheimes Zweitleben führte? Diese verrückte Geschichte spornt viele Menschen an, selbst Neues zu wagen: Paare trennen sich, Liebende finden unerwartet zueinander, und so manche Gewissheit wird auf den Kopf gestellt.
Ein französisch-charmanter Roman über die Liebe, verlorene Träume und den Mut, sein Leben in die Hand zu nehmen. Leicht, beschwingt und voller Witz.
Verfilmung unter dem Titel »Der geheime Roman des Monsieur Pick« - zurzeit im Kino!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2017Das literarische Meisterwerk eines Pizzabäckers
Oder doch eher ein Fall für die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte? "Das geheime Leben des Monsieur Pick" von David Foenkinos
Natürlich wusste auch David Foenkinos nicht, wie man einen Bestseller schreibt. Als 2009 in Frankreich sein Roman "Les Délicatesses" erschien und mit mehr als anderthalb Millionen verkauften Exemplaren zu dem am meisten gelesenen Buch des Jahres avancierte, war er genauso überrascht wie alle anderen. Es gab keinen Grund, auf diesen Erfolg zu hoffen. Der Roman, unter dem Titel "Nathalie küsst" später auch in Deutschland veröffentlicht, war das achte Buch von Foenkinos, und es ähnelte seinen Vorgängern: Ein Text, der komödiantische und traurige Episoden aneinanderreihte, mal burlesk, mal frivol, ein bisschen Liebesgeschichte und ein Todesfall, stets heiter im Ton. Ebenso leicht zu lesen wie schwer zu erinnern.
Ähnlich ist nun auch sein neuer Roman gestrickt. Er heißt "Das geheime Leben des Monsieur Pick" und versucht nicht nur, das, wenn man so will, Erfolgsmodell des Vorgängers zu imitieren. Er sucht auch der für Foenkinos typischen Mixtur aus Stilen und Themen einen roten Faden mit jener Frage zu geben, die sich der Autor nach dem wundersamen Erfolg von "Nathalie küsst" offenbar gestellt hat: Was macht denn nun einen Bestseller aus? Foenkinos' literarische Antwort ist wiederum typisch für ihn. Natürlich müsse man ein gutes Buch schreiben, möglichst eine Liebesgeschichte. Aber vor allem sollte es sich beim Autor nicht um irgendeine beliebige Person handeln, sondern am besten um eine Art geheimnisumwittertes Phantom, weil für gewöhnlich sonst weder Lektoren noch Journalisten in der Lage seien, ein gutes Buch zu erkennen.
Diese kokett mit dem eigenen Erfolg spielende These bildet in "Monsieur Pick" die Grundlage für ein Geschehen, das trotz des so spürbaren Bemühens, dem Muster alter Romane treu zu bleiben, von einer bislang nicht erreichten Trivialität ist. Das liegt nicht unbedingt an der Rahmenhandlung, die Foenkinos eigentlich genügend Möglichkeiten ließe, das von ihm so geschätzte Spiel mit fiktionalen und realen Elementen fortzusetzen: Im bretonischen Crozon stößt Delphine Despero, strebsame Junglektorin von Grasset, auf eine "Bibliothek der abgelehnten Manuskripte" und dort auf das Buch des vollkommen unbekannten und vor kurzem verstorbenen Pizzabäckers Henri Pick. Sein Roman erscheint postum und wird ein Megaseller. Weil er eine brillante Liebesgeschichte erzählt, natürlich, aber eben auch, weil Picks eigene Biographie so rührend ist. Ein Pizzabäcker, dessen Frau ihn höchstens mal die Einkaufsliste hat schreiben sehen, als Verfasser eines Meisterwerks, das er vor aller Welt verbarg? Das ist es, was in Foenkinos' Roman gleichermaßen die Leser begeistert, Journalisten in Scharen nach Crozon pilgern lässt und den Pariser Literaturbetrieb entlarvt.
Aber diese (durchaus interessante) Kritik am Literaturbetrieb verpufft, der Witz der erzählerischen Konstruktion entfaltet sich nicht. Und das hat mit einer Nachlässigkeit zu tun, die Foenkinos vor allem im Umgang mit Details offenbart. Seine Figuren sind stets eigentümlich hybride Wesen, die überzeichnet wirken und trotzdem unscharf bleiben. Überflüssig ist beispielsweise, über Delphine Despero zu schreiben, sie sei "sehr belesen", wenn zuvor schon erwähnt wurde, dass sie ein "sprach- und literaturwissenschaftliches Studium" absolviert hat und nun als Lektorin arbeitet. Interessant wäre hingegen gewesen, mehr über ihre Beziehung zu dem Grasset-Autor Frédéric Koskas zu erfahren, die, weil der junge Mann nach einem geflopten Debütroman gerade an einem zweiten, von ihr zu lektorierenden Buch sitzt, viel Potential für Verwicklungen böte. Aber Foenkinos macht es sich zu leicht: Denn "Delphine war eine unbestechliche Richterin, ihre Liebe würde keinen Einfluss auf ihr Urteil über sein (Fréderics) Buch haben, das wusste er auch".
An anderen Stellen, an denen Foenkinos, man muss es so sagen, schlicht zu faul für tiefere Gedanken über die Plausibilität der sich entwickelnden Bande zwischen seinen Figuren scheint, nimmt er den Zufall zu Hilfe. Nur ein Beispiel: Der Journalist Jean-Michel Rouche, der mit dem Nachweis über die falsche Autorschaft von Henri Pick auf einen publizistischen Coup hofft, trifft bei seinen Recherchen immer nur auf Frauen, die ihm bereitwillig helfen - und zuweilen auch nur deswegen ihren Weg in die Geschichte gefunden haben. Nirgends aber macht sich Foenkinos die Mühe, ihre Hilfsbereitschaft psychologisch zu begründen, was auch sie wie zufällig wirken lässt. Genauso wenig wie er die realen Figuren, die er ins Geschehen einbaut, irgendeiner Form von literarisierter Verwandlung unterzieht. François Busnel, Moderator der Literatursendung "La Grande Librairie" (bei der Foenkinos selbst zu Gast war), Frédéric Beigbeder, auch Jack Lang tauchen auf, tun, was man von ihnen erwarten darf, und verschwinden wieder. Beigbeder etwa schreibt einen süffisanten Artikel mit dem Titel "Ich bin Pick". Jack Lang immerhin hat die überaus charmante Idee, alle bislang unveröffentlichten Autoren für einen Tag auf die Pariser Straßen zu bitten, damit sie dort ihre Texte vortragen.
All dies macht aus der Geschichte um Monsieur Pick einen Roman, der nicht verspielt wirkt, wie mancher seiner Vorgänger, sondern wie lieblos abgespulte Routine. Dabei muss gerade der darauf achten, die Fäden in der Hand zu behalten, der sich wie Foenkinos für mosaikartiges Erzählen entscheidet, für das assoziativ anmutende Verschachteln von Begebenheiten und Personen, für Fußnoten und Liedtexte. Sonst driftet, was Leichtigkeit vermitteln soll, schnell ins Banale ab. Und Gemeinplätze finden sich in diesem Foenkinos leider zuhauf. Die Karriere der jungen Lektorin etwa erläutert er so: "Dass eine so junge Frau eine solche Position bekleidete, war alles andere als alltäglich, aber wer im richtigen Augenblick zur Stelle ist, hat meist auch Erfolg." Und über ihre Reise in die heimatliche Bretagne heißt es: "Die Freundschaften der Kindheit gehören einer besonderen Kategorie an: Man teilt vor allem die gemeinsame Herkunft." Auch einen Unterhaltungsroman zu schreiben ist eben keine Fingerübung. Man sieht es besonders, wenn es schief geht.
LENA BOPP
David Foenkinos:
"Das geheime Leben des
Monsieur Pick". Roman.
Aus dem Französischen von Christian Kolb. Deutsche
Verlags-Anstalt, München 2017. 331 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Oder doch eher ein Fall für die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte? "Das geheime Leben des Monsieur Pick" von David Foenkinos
Natürlich wusste auch David Foenkinos nicht, wie man einen Bestseller schreibt. Als 2009 in Frankreich sein Roman "Les Délicatesses" erschien und mit mehr als anderthalb Millionen verkauften Exemplaren zu dem am meisten gelesenen Buch des Jahres avancierte, war er genauso überrascht wie alle anderen. Es gab keinen Grund, auf diesen Erfolg zu hoffen. Der Roman, unter dem Titel "Nathalie küsst" später auch in Deutschland veröffentlicht, war das achte Buch von Foenkinos, und es ähnelte seinen Vorgängern: Ein Text, der komödiantische und traurige Episoden aneinanderreihte, mal burlesk, mal frivol, ein bisschen Liebesgeschichte und ein Todesfall, stets heiter im Ton. Ebenso leicht zu lesen wie schwer zu erinnern.
Ähnlich ist nun auch sein neuer Roman gestrickt. Er heißt "Das geheime Leben des Monsieur Pick" und versucht nicht nur, das, wenn man so will, Erfolgsmodell des Vorgängers zu imitieren. Er sucht auch der für Foenkinos typischen Mixtur aus Stilen und Themen einen roten Faden mit jener Frage zu geben, die sich der Autor nach dem wundersamen Erfolg von "Nathalie küsst" offenbar gestellt hat: Was macht denn nun einen Bestseller aus? Foenkinos' literarische Antwort ist wiederum typisch für ihn. Natürlich müsse man ein gutes Buch schreiben, möglichst eine Liebesgeschichte. Aber vor allem sollte es sich beim Autor nicht um irgendeine beliebige Person handeln, sondern am besten um eine Art geheimnisumwittertes Phantom, weil für gewöhnlich sonst weder Lektoren noch Journalisten in der Lage seien, ein gutes Buch zu erkennen.
Diese kokett mit dem eigenen Erfolg spielende These bildet in "Monsieur Pick" die Grundlage für ein Geschehen, das trotz des so spürbaren Bemühens, dem Muster alter Romane treu zu bleiben, von einer bislang nicht erreichten Trivialität ist. Das liegt nicht unbedingt an der Rahmenhandlung, die Foenkinos eigentlich genügend Möglichkeiten ließe, das von ihm so geschätzte Spiel mit fiktionalen und realen Elementen fortzusetzen: Im bretonischen Crozon stößt Delphine Despero, strebsame Junglektorin von Grasset, auf eine "Bibliothek der abgelehnten Manuskripte" und dort auf das Buch des vollkommen unbekannten und vor kurzem verstorbenen Pizzabäckers Henri Pick. Sein Roman erscheint postum und wird ein Megaseller. Weil er eine brillante Liebesgeschichte erzählt, natürlich, aber eben auch, weil Picks eigene Biographie so rührend ist. Ein Pizzabäcker, dessen Frau ihn höchstens mal die Einkaufsliste hat schreiben sehen, als Verfasser eines Meisterwerks, das er vor aller Welt verbarg? Das ist es, was in Foenkinos' Roman gleichermaßen die Leser begeistert, Journalisten in Scharen nach Crozon pilgern lässt und den Pariser Literaturbetrieb entlarvt.
Aber diese (durchaus interessante) Kritik am Literaturbetrieb verpufft, der Witz der erzählerischen Konstruktion entfaltet sich nicht. Und das hat mit einer Nachlässigkeit zu tun, die Foenkinos vor allem im Umgang mit Details offenbart. Seine Figuren sind stets eigentümlich hybride Wesen, die überzeichnet wirken und trotzdem unscharf bleiben. Überflüssig ist beispielsweise, über Delphine Despero zu schreiben, sie sei "sehr belesen", wenn zuvor schon erwähnt wurde, dass sie ein "sprach- und literaturwissenschaftliches Studium" absolviert hat und nun als Lektorin arbeitet. Interessant wäre hingegen gewesen, mehr über ihre Beziehung zu dem Grasset-Autor Frédéric Koskas zu erfahren, die, weil der junge Mann nach einem geflopten Debütroman gerade an einem zweiten, von ihr zu lektorierenden Buch sitzt, viel Potential für Verwicklungen böte. Aber Foenkinos macht es sich zu leicht: Denn "Delphine war eine unbestechliche Richterin, ihre Liebe würde keinen Einfluss auf ihr Urteil über sein (Fréderics) Buch haben, das wusste er auch".
An anderen Stellen, an denen Foenkinos, man muss es so sagen, schlicht zu faul für tiefere Gedanken über die Plausibilität der sich entwickelnden Bande zwischen seinen Figuren scheint, nimmt er den Zufall zu Hilfe. Nur ein Beispiel: Der Journalist Jean-Michel Rouche, der mit dem Nachweis über die falsche Autorschaft von Henri Pick auf einen publizistischen Coup hofft, trifft bei seinen Recherchen immer nur auf Frauen, die ihm bereitwillig helfen - und zuweilen auch nur deswegen ihren Weg in die Geschichte gefunden haben. Nirgends aber macht sich Foenkinos die Mühe, ihre Hilfsbereitschaft psychologisch zu begründen, was auch sie wie zufällig wirken lässt. Genauso wenig wie er die realen Figuren, die er ins Geschehen einbaut, irgendeiner Form von literarisierter Verwandlung unterzieht. François Busnel, Moderator der Literatursendung "La Grande Librairie" (bei der Foenkinos selbst zu Gast war), Frédéric Beigbeder, auch Jack Lang tauchen auf, tun, was man von ihnen erwarten darf, und verschwinden wieder. Beigbeder etwa schreibt einen süffisanten Artikel mit dem Titel "Ich bin Pick". Jack Lang immerhin hat die überaus charmante Idee, alle bislang unveröffentlichten Autoren für einen Tag auf die Pariser Straßen zu bitten, damit sie dort ihre Texte vortragen.
All dies macht aus der Geschichte um Monsieur Pick einen Roman, der nicht verspielt wirkt, wie mancher seiner Vorgänger, sondern wie lieblos abgespulte Routine. Dabei muss gerade der darauf achten, die Fäden in der Hand zu behalten, der sich wie Foenkinos für mosaikartiges Erzählen entscheidet, für das assoziativ anmutende Verschachteln von Begebenheiten und Personen, für Fußnoten und Liedtexte. Sonst driftet, was Leichtigkeit vermitteln soll, schnell ins Banale ab. Und Gemeinplätze finden sich in diesem Foenkinos leider zuhauf. Die Karriere der jungen Lektorin etwa erläutert er so: "Dass eine so junge Frau eine solche Position bekleidete, war alles andere als alltäglich, aber wer im richtigen Augenblick zur Stelle ist, hat meist auch Erfolg." Und über ihre Reise in die heimatliche Bretagne heißt es: "Die Freundschaften der Kindheit gehören einer besonderen Kategorie an: Man teilt vor allem die gemeinsame Herkunft." Auch einen Unterhaltungsroman zu schreiben ist eben keine Fingerübung. Man sieht es besonders, wenn es schief geht.
LENA BOPP
David Foenkinos:
"Das geheime Leben des
Monsieur Pick". Roman.
Aus dem Französischen von Christian Kolb. Deutsche
Verlags-Anstalt, München 2017. 331 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Der gefeierte Bestsellerautor David Foenkinos schreibt amüsant und ohne Larmoyanz über seine Branche. Sein neuer Roman ist ein literarisches Schelmenstück, eine Persiflage auf den Buchmarkt.« Süddeutsche Zeitung