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Paris, 1975. Camilles Mutter ist bei einem Autounfall gestorben. Unter den Beileidsschreiben findet Camille einen rätselhaften Brief von einem Unbekannten, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt: von Annie, der großen Liebe des Verfassers. Camille glaubt an eine Verwechslung, doch in den nächsten Tagen kommen weitere Briefe. Sie erzählen von der jungen Malerin Annie und ihrer wohlhabenden Gönnerin, die seit langem vergeblich versucht, schwanger zu werden. Aus Dankbarkeit erklärt sich Annie bereit, ein Kind für sie zu empfangen und zur Welt zu bringen. Doch was gut gemeint war, wird bald…mehr

Produktbeschreibung
Paris, 1975. Camilles Mutter ist bei einem Autounfall gestorben. Unter den Beileidsschreiben findet Camille einen rätselhaften Brief von einem Unbekannten, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt: von Annie, der großen Liebe des Verfassers. Camille glaubt an eine Verwechslung, doch in den nächsten Tagen kommen weitere Briefe. Sie erzählen von der jungen Malerin Annie und ihrer wohlhabenden Gönnerin, die seit langem vergeblich versucht, schwanger zu werden. Aus Dankbarkeit erklärt sich Annie bereit, ein Kind für sie zu empfangen und zur Welt zu bringen. Doch was gut gemeint war, wird bald zur Quelle von Eifersucht, Misstrauen und Hass, und irgendwann ist Annie spurlos verschwunden ... Camille begreift allmählich, dass diese Geschichte aus den Briefen weit mehr mit ihr zu tun hat, als ihr lieb ist.
Autorenporträt
Grémillon, Hélène
Hélène Grémillon wurde 1977 in Poitou, Westfrankreich, geboren. Sie lebt in Paris und arbeitete als Journalistin, Drehbuch-autorin und Regisseurin. Ihr Debüt Das geheime Prinzip der Liebe war ein Bestseller und erschien in 28 Sprachen.

Steinitz, Claudia
Claudia Steinitz übersetzt seit dreißig Jahren Literatur aus dem Französischen, unter anderem von Albertine Sarrazin, Virginie Despentes und Yannick Haenel.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Von dem unpassend gewählten deutschen Titel "Das geheime Prinzip der Liebe" sollte man sich auf keinen Fall in die Irre führen lassen, warnt Rezensentin Sandra Kegel. Denn Hélène Grémillons im französischen Original als "Der Vertraute" veröffentlichte Debütroman ist keinesfalls "süßliche" Frauenliteratur, sondern ein wahres Juwel, bekräftigt die Kritikerin. Ganz angetan ist sie von dieser Geschichte um eine Leihmutterschaft in der französischen Provinz, in der die Autorin nicht nur die verschiedenen Formen von Liebe - zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern und zwischen Freundinnen - durchspiele, sondern mit beeindruckender Kälte auch zeige, wie schnell diese in Hass umschlagen könne. Gespannt folgt Kegel hier der Verlagslektorin Camille, die in den siebziger Jahren Briefe ohne Absender erhält, in denen sie nicht nur die Geschichte einer Frauenfreundschaft in den dreißiger Jahren liest, die nach einer Leihmutterschaft zerbricht, sondern auch, inwieweit diese Geschichte ihr eigenes Leben betrifft. Geradezu brillant erzähle Grémillon aus vier verschiedenen Perspektiven von unterschiedlichen Formen von Täuschung und Verrat, lobt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.06.2012

Französischer Kreidekreis
Furor der Gefühle: Hélène Grémillons schönes Debüt

Dass man einen Roman nicht unbedingt nach seinem Titel beurteilen sollte, bestätigt aufs Neue das überraschende Debüt der französischen Schriftstellerin Hélène Grémillon. Dass ihr raffiniert konstruierter Roman "Le Confident" - zu Deutsch also "Der Vertraute" - bei uns unter dem süßlichen Titel "Das geheime Prinzip der Liebe" in die Buchläden kommt, ist tatsächlich doppelt schade. Denn die Zeile zielt auf eine ganz bestimmte, vornehmlich weibliche Klientel ab, die das Gesuchte in diesem Buch jedoch nicht finden wird, während andere, die es gerade deshalb ignorieren, so um eine Trouvaille gebracht werden.

"Le Confident" erzählt vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs Brechts kaukasischen Kreidekreis neu. Die Geschichte einer Leihmutterschaft in der französischen Provinz, die im Kern um die Frage kreist, wer sich Mutter nennen darf - die biologische oder die so genannte? -, wird zum eindrucksvollen Zeugnis vom Furor der Gefühle und ihrem ewigen Widerstreit mit der Moral. Hélène Grémillon verhandelt dabei verschiedene Formen von Liebe: zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Freundinnen. Was geschieht, wenn die Liebe sich nicht zeigen darf, und was, wenn sie in Hass umschlägt, das führt uns die Debütantin mit erstaunlicher Kaltblütigkeit vor Augen.

Klar und schnörkellos geschrieben und spannend bis zuletzt, möchte man das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen. Die unverhoffte Freundschaft zweier verschiedener Frauen im Frankreich der späten dreißiger Jahre, die den Keim der Tragödie birgt, wird dabei gerahmt von einer Erzählung im Paris der siebziger Jahre. Camille, Verlagslektorin, hat gerade ihre Mutter beerdigt, als sie eines Tages Post von einem Unbekannten erhält. Die Briefe ohne Absender erzählen einzelne Kapitel der verwickelten Geschichte. Während Camille anfangs noch vermutet, ein im Verlag geschmähter Autor wolle ihr auf diesem Weg sein Manuskript unterjubeln, wird ihr allmählich klar, dass die lange zurückliegenden Ereignisse nicht mit ihrem Beruf, sondern mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun haben.

Annie, Tochter armer Leute aus der Champagne, hatte sich einst mit der bürgerlichen Madame M. angefreundet, einer wohlhabenden Pariserin, die dem Mädchen eines Tages gesteht, unfruchtbar zu sein. Daraufhin schließen die beiden einen Pakt: Die eine soll für die andere ein Kind austragen. Als Vater soll Madame M.s Gatte herhalten. Es kommt, wie es kommen muss, so dass während der Schwangerschaft nicht nur die Kriegsfront im Land immer näher rückt, sondern auch der innere Frieden in die Brüche geht, als die Freundschaft der Frauen in Feindschaft umschlägt.

Hélène Grémillon beschönigt nichts. Zum einen, was die historischen Fakten betrifft, die nicht die große Politik in den Blick nehmen, sondern das Alltagsleben der Menschen. Diesen Aspekt hat die 1977 im westfranzösischen Poitou geborene Autorin penibel recherchiert. Was Frauen sich Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts für Martyrien unterzogen, um schwanger zu werden, ist nur teilweise komisch, überwiegend bestürzend zu lesen. Vor allem jedoch versteht Hélène Grémillon sich auf die Kunst der kühlen Beschreibung sämtlicher Formen von Gemeinheit, Täuschung und Verrat. Schuldlos, so viel steht bald fest, ist niemand hier. Mögen die biologischen Fakten noch so klar sein: Wer Täter und wer Opfer ist, bleibt offen bis zum furiosen Schluss.

In seiner verschachtelten Konstruktion liegt die Faszination des Romans, der bereits in zwanzig Sprachen übersetzt und in Frankreich mehrfach ausgezeichnet wurde. Das Spiel mit dem kaleidoskopischen Spiegel - vier Ich-Erzähler berichten jeweils ihre Version der Ereignisse aus stets anderer Perspektive - verändert ein ums andere Mal die Sicht auf die Dinge. Dieser Kunstgriff verrät Hélène Grémillons Herkunft, die bisher Drehbücher schrieb. Wie im Film erzeugt die Autorin nun in ihrer Prosa Spannung über den Schnitt. Am Ende, so viel darf man verraten, bleiben nur Verlierer übrig. Ein Verhängnis - hatten ursprünglich doch alle aus Liebe und anderen guten Gründen gehandelt.

SANDRA KEGEL

Hélène Grémillon: "Das geheime Prinzip der Liebe." Roman.

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2012. 352 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein Beziehungsdrama, fesselnd wie ein Krimi: In ihrem großartigen Debüt erzählt Grémillon mit viel Gespür für Dramaturgie eine Geschichte von Liebe, Hass und Misstrauen." Brigitte, 07.2012