Für mich lebt dieses Buch hauptsächlich von seiner Protagonistin: Felicity Morgan, die so gar nicht zum Klischee der typischen Fantasy-Heldin passt. Sie ist rundlich, hat strähniges Haar, kann sich nur alte, abgetragene Kleidung leisten und stinkt des Öfteren nach Alkohol, wenn sie mal wieder im Pub
ihrer Mutter schuften musste. Ihre Familie belächelt ihre Versuche, sich etwas Besseres zu…mehrFür mich lebt dieses Buch hauptsächlich von seiner Protagonistin: Felicity Morgan, die so gar nicht zum Klischee der typischen Fantasy-Heldin passt. Sie ist rundlich, hat strähniges Haar, kann sich nur alte, abgetragene Kleidung leisten und stinkt des Öfteren nach Alkohol, wenn sie mal wieder im Pub ihrer Mutter schuften musste. Ihre Familie belächelt ihre Versuche, sich etwas Besseres zu erarbeiten, und tut ihr Bestes, sie zu untergraben. Sie kam mir vor wie ein modernes Aschenputtel! Von den beliebten Mädchen der Schule, die quasi die Rolle der hochnäsigen Stiefschwestern übernehmen, wird sie abfällig "City" genannt.
Dabei ist sie durchaus intelligent und schlagfertig und hat das Zeug dazu, zu studieren und was was ihrem Leben zu machen! Dumm nur, dass es ihr am Selbstbewusstsein mangelt, das auch stolz zu zeigen... So nach und nach gewann ich jedoch den Eindruck, dass sie sich immer mehr aus der oberflächlichen Denkweise, dir ihr von den beliebten Mädchen vorgelebt wurde, befreite - anderen und sich selber gegenüber. Leider fiel sie bis zum Schluss zwischendurch dann doch immer mal wieder in extreme Selbstzweifel und fast schon Selbsthass zurück, was mir dann doch irgendwann etwas zuviel wurde. Egal, wieviel Lob und Aufmerksamkeit sie bekommt, sie sieht sich selber als die fette, doofe "City". Aber vielleicht ist das nur realistisch - sie wird an ihrer Schule schon seit Jahren gnadenlos gemobbt, und sowas kann das eigene Selbstbild grotesk verzerren.
Ihr männlicher Gegenpart, Lee, ist auf den ersten Blick ihr krasses Gegenteil. Er ist geradezu unverschämt attraktiv und weibliche Wesen jeden Alters fressen ihm praktisch aus der Hand. Er kam in seiner ersten Szene so eingebildet und arrogant rüber, dass ich gejubelt habe, als er den verdienten Dämpfer bekam! Er hat sich das Mädchen, dass ihm versprochen ist, nämlich schlank, wunderschön und beliebt vorgestellt und hat für die "Moppelige", wie er Felicity abschätzig in Gedanken nennt, nur eine Art herablassendes Mitleid über.
Er tut im Verlaufe des Buches alles, um diesen ersten Eindruck wieder auszubügeln, aber ich war mir nie sicher, wieviel davon ich im abkaufen sollte und wieviel nur gespielt war. Ich wurde nie so richtig warm mit ihm. Vielleicht kann mich Lee im nächsten Band mehr überzeugen! Noch nimmt die Romantik eher einen kleinen Teil des Buches ein.
Ich möchte hier nicht zu viel von der Handlung verraten, deswegen sei hier nur soviel gesagt: die Grundidee hinter der Geschichte ist wirklich originell und interessant! Da hätte ich nicht mit gerechnet. Allerdings kommt der Fantasy-Aspekt nur recht schleppend in Gang; ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit Felicities Selbstzweifeln, ihrem schwierigen Leben, ihren Freunden und Feinden... Zwar gibt es zwischendurch ein paar unerklärliche Geschehnisse, die Felicity selber aber eher verdrängt oder als Fantasie abtut. Bis zu einem gewissen Punkt ist das Buch vor Allem die Geschichte eines Aschenputtels, das die Prinzessin in sich entdeckt, und dann nimmt das Ganze auf einmal in eine unerwartete Richtung Fahrt auf und bleibt danach spannend bis zum (etwas abrupten) Ende!
Ich habe den Verdacht, dass Vieles, was in diesem Band nur angedeutet wurde, in den folgenden Bänden erst erklärt werden und dann auch eine größere Rolle spielen wird, man kann also gespannt sein.
Der Schreibstil ist einfach, aber für die Altersgruppe, an die sich der Roman wahrscheinlich richtet, passend locker und oft witzig. Nur die Dialoge waren mir manchmal ein bisschen zu platt... Aber im Großen und Ganzen fand ich das Buch angenehm und flüssig zu lesen.
Das Cover gefällt mir richtig gut, ich bin nur etwas verwirrt - denn ein Mädchen mit Flügeln kommt gar nicht vor. Aber vielleicht ist das ja auch sinnbildlich zu verstehen?