Wie jedes Jahr, so lädt auch im Winter 1931 der alte und geizige Adrian Gray seine ungeliebte Familie an Weihnachten zu sich ein. Seine zerstrittene Familie hofft auf Versöhnung, doch eigentlich möchte jedes der Kinder nur an das Erbe des alten Mannes. Fast jedes der Kinder befindet sich in
finanzieller Not, doch niemand weiß, dass der alte Gray selbst pleite ist, da er zu viel Geld in die…mehrWie jedes Jahr, so lädt auch im Winter 1931 der alte und geizige Adrian Gray seine ungeliebte Familie an Weihnachten zu sich ein. Seine zerstrittene Familie hofft auf Versöhnung, doch eigentlich möchte jedes der Kinder nur an das Erbe des alten Mannes. Fast jedes der Kinder befindet sich in finanzieller Not, doch niemand weiß, dass der alte Gray selbst pleite ist, da er zu viel Geld in die dubiosen Finanzgeschäfte seines Schwiegersohns gesteckt hat. So sind die Vorzeichen für ein harmonisches Weihnachten alles andere als gut und tatsächlich wird der alte Mann am Morgen des ersten Weihnachtstages tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden
„Das Geheimnis der Grays“ ist Teil einer Reihe von klassischen Kriminalromanen, die vom Klett Cotta Verlag wieder ausgegraben und neu und in ansprechender Optik verlegt wurden. Dabei handelt es sich bei Anne Merediths Krimi keinesfalls um den typischen englischen Rätselkrimi, denn der Mörder ist zwar nicht den im Buch beteiligten Charakteren, wohl aber dem Leser von Anfang an bekannt! Nun wird man sich fragen, wo da denn noch die Spannung herkommen soll, die zieht sich aber aus der wirklich grandiosen Charakterschilderung der einzelnen Personen und der Frage ob und wie der Mörder gestellt werden kann und wie die Mordtat den Täter verändert hat. Zudem hat der Mörder geschickte Spuren gelegt, die zur Verhaftung eines anderen führen. Hier gibt es also reichlich spannende Fragen zu klären.
Hauptaugenmerk liegt aber auf der Charakterdarstellung der einzelnen Familienmitglieder und ihren Beziehungen untereinander. Natürlich geht es um Geld, aber auch um unterdrückte Emotionen, enttäuschte Erwartungen, Fehleinschätzungen, unerfüllte Sehnsüchte und verpaßte Chancen. Dabei ist der alte Gray Dreh- und Angelpunkt, er besitzt das Geld und läßt damit alle nach seiner Pfeife tanzen, wer das nicht akzeptiert, dem wird der Geldhahn zugedreht und muß selbst sehen, wie er zurechtkommt und das gelingt dem Betreffenden mehr schlecht als recht. Daher ist sein Tod in gewisser Weise für alle Familienmitglieder ein Befreiungsschlag, der trotz der Pleite des Alten zu einem Neuanfang für alle wird.
Entsprechend dem ungewöhnlichen Konzept des Krimis, ist auch die Auflösung nicht wie man sie womöglich erwartet hätte und könnte bei dem ein oder anderen für Enttäuschung sorgen. Mir hat das Buch trotzdem sehr gut gefallen, eben weil es nicht nach den klassischen Maßstäben geschrieben wurde und das Ende trotz seiner untypischen Auflösung konsequent und plausibel ist.
FaziT: Anne Meredith zeichnet in ihrem Krimi das Porträt eines Mörders (so auch der Originaltitel) und liefert damit eine wirklich gelungene Figurenzeichnung aller beteiligten Personen ab. Ein ungewöhnlicher Krimi, der nicht den typischen Vorgaben entspricht und gerade dadurch besticht.