Jene Gegend im Norden Afrikas, die für Weidetiere nicht taugt, unfruchtbares Land ist und die ein muslimisches Sprichwort als "Allahs Garten" bezeichnet , nennen arabische Nomadenstämme nach der Farbe des Sandes "esssahra", die große Wüste, die ein Drittel des Kontinents bedeckt. Einer jener Abenteurer, die sich im 19. Jahrhundert aufmachten, die Sahara zu erkunden, nach den geheimnisvollen Quellen des Nils zu suchen oder Timbuktu, jenen sagenumwobenen Ort im Wüstensand zu entdecken, war Gerhard Rohlfs (18311896).
Rohlfs, in der Nähe Bremens geboren, liebte das Abenteuer zuerst floh er aus seinem Elternhaus in die Fremdenlegion, geriet nach Algerien und später nach Marokko als Leibarzt des Sultans und seiner Armee. Doch das Abenteuer seines Lebens fand er auch hier nicht. Also brach er auf, die Wüste zu erkunden, und aus dem Abenteurer wurde der Entdecker der großen Wüste, einer der letzten klassischen Afrikaforscher, deren Obsession vom deutschen Kaiserreich ebenso gefördert wie benutzt wurde.
RainerK. Langner verknüpft die aufregende Lebensgeschichte dieses Mannes mit der "Biographie" der Sahara und verbindet auf faszinierende Weise Natur und Kulturgeschichte Afrikas, gespiegelt am Kampf eines Mannes gegen sich selbst.
Rohlfs, in der Nähe Bremens geboren, liebte das Abenteuer zuerst floh er aus seinem Elternhaus in die Fremdenlegion, geriet nach Algerien und später nach Marokko als Leibarzt des Sultans und seiner Armee. Doch das Abenteuer seines Lebens fand er auch hier nicht. Also brach er auf, die Wüste zu erkunden, und aus dem Abenteurer wurde der Entdecker der großen Wüste, einer der letzten klassischen Afrikaforscher, deren Obsession vom deutschen Kaiserreich ebenso gefördert wie benutzt wurde.
RainerK. Langner verknüpft die aufregende Lebensgeschichte dieses Mannes mit der "Biographie" der Sahara und verbindet auf faszinierende Weise Natur und Kulturgeschichte Afrikas, gespiegelt am Kampf eines Mannes gegen sich selbst.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2005Unermüdlicher Pfadfinder
Je weiter Afrika politisch in den Schatten aufstrebender Weltgegenden rückt, desto interessanter scheint der Kontinent für die Literatur- und Geisteswissenschaften zu werden. Es sind keineswegs allein die Greuel, die dort vor der großen europäischen Katastrophe der Weltkriege wie zur Probe stattfanden, und es sind auch nicht mehr die exotischen Klischees, die eine neue Faszination ausgelöst haben. Vielmehr haben wir zu unserem Erstaunen festzustellen, daß das neunzehnte Jahrhundert in vieler Hinsicht neugieriger war auf fremde und fremdartige Kunst und Kultur als das zwanzigste. Das läßt sich nicht zuletzt bei dem großen Afrika-Reisenden Gerhard Rohlfs beobachten, dessen Berichte die Zeitgenossen so sehr schätzten, daß der Verkauf seiner Bücher dem Aussteiger zum Wiedereinstieg ins bürgerliche Leben verhalf. Ein ausführliche Biographie freilich fehlte bislang. Um so erfreulicher, daß Rainer-K. Langner diesem ungewöhnlichen Schicksal ein Werk gewidmet hat, das ganz zu Recht "Das Geheimnis der großen Wüste", die Sahara, in den Mittelpunkt stellt. In seiner dichten und spannenden Erzählung versteht es Langner, zum einen die persönlichen Antriebe Rohlfs aufzuspüren und verständlich zu machen; zum anderen fesselt sein Buch durch den Kenntnisreichtum des Autors in der arabisch-afrikanischen Kultur. Langner beschreibt den Sohn eines Bremer Arztes, der im April 1831 bei Bremen geboren wurde, die Schule mit sechzehn abbrach und zum Militär ging in die afrikanische Welt nicht wie eine Fata Morgana, sondern als einen Mann, dessen Wissensdrang gleichermaßen pathetisch wie nüchtern war. Während nahezu zur gleichen Zeit Karl May als großer Kulissenmaler die fernen Welten zur Projektionsfläche all jener Tugenden machte, die Deutsche sich gern selbst zuschrieben, und also ein ums andere Mal beschrieb, was alle schon immer gewußt hatten, machte sich Gerhard Rohlfs auf, das allererste zu tun: Er wollte vor allem beschreiben, was er sah, und fassen, wovon er sich umgeben sah. Der leidenschaftliche Gegner des Sklavenhandels, der Anfang 1860 in Algerien aufgebrochen war, um Timbuktu zu erreichen, die magische Wüstenstadt, widmete dann sein ganzes Interesse dem Unergründlichen der Sahara. Er zog an den Tschad-See und gelangte schließlich nach Lagos und an den Golf von Benin. Rohlfs war aber nicht nur ein unermüdlicher Pfadfinder seiner Neugier; er unternahm auch archäologische Grabungen, die wesentlichem Aufschluß über frühe afrikanische Kulturen den Weg bereiteten.
jei
"Das Geheimnis der großen Wüste - Auf den Spuren des Saharaforschers Gerhard Rohlfs" von Rainer-K. Langner. S.Fischer Verlag, Frankfurt 2004. 278 Seiten. Gebunden, 19,90 Euro. ISBN 3-10-043930-9.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Je weiter Afrika politisch in den Schatten aufstrebender Weltgegenden rückt, desto interessanter scheint der Kontinent für die Literatur- und Geisteswissenschaften zu werden. Es sind keineswegs allein die Greuel, die dort vor der großen europäischen Katastrophe der Weltkriege wie zur Probe stattfanden, und es sind auch nicht mehr die exotischen Klischees, die eine neue Faszination ausgelöst haben. Vielmehr haben wir zu unserem Erstaunen festzustellen, daß das neunzehnte Jahrhundert in vieler Hinsicht neugieriger war auf fremde und fremdartige Kunst und Kultur als das zwanzigste. Das läßt sich nicht zuletzt bei dem großen Afrika-Reisenden Gerhard Rohlfs beobachten, dessen Berichte die Zeitgenossen so sehr schätzten, daß der Verkauf seiner Bücher dem Aussteiger zum Wiedereinstieg ins bürgerliche Leben verhalf. Ein ausführliche Biographie freilich fehlte bislang. Um so erfreulicher, daß Rainer-K. Langner diesem ungewöhnlichen Schicksal ein Werk gewidmet hat, das ganz zu Recht "Das Geheimnis der großen Wüste", die Sahara, in den Mittelpunkt stellt. In seiner dichten und spannenden Erzählung versteht es Langner, zum einen die persönlichen Antriebe Rohlfs aufzuspüren und verständlich zu machen; zum anderen fesselt sein Buch durch den Kenntnisreichtum des Autors in der arabisch-afrikanischen Kultur. Langner beschreibt den Sohn eines Bremer Arztes, der im April 1831 bei Bremen geboren wurde, die Schule mit sechzehn abbrach und zum Militär ging in die afrikanische Welt nicht wie eine Fata Morgana, sondern als einen Mann, dessen Wissensdrang gleichermaßen pathetisch wie nüchtern war. Während nahezu zur gleichen Zeit Karl May als großer Kulissenmaler die fernen Welten zur Projektionsfläche all jener Tugenden machte, die Deutsche sich gern selbst zuschrieben, und also ein ums andere Mal beschrieb, was alle schon immer gewußt hatten, machte sich Gerhard Rohlfs auf, das allererste zu tun: Er wollte vor allem beschreiben, was er sah, und fassen, wovon er sich umgeben sah. Der leidenschaftliche Gegner des Sklavenhandels, der Anfang 1860 in Algerien aufgebrochen war, um Timbuktu zu erreichen, die magische Wüstenstadt, widmete dann sein ganzes Interesse dem Unergründlichen der Sahara. Er zog an den Tschad-See und gelangte schließlich nach Lagos und an den Golf von Benin. Rohlfs war aber nicht nur ein unermüdlicher Pfadfinder seiner Neugier; er unternahm auch archäologische Grabungen, die wesentlichem Aufschluß über frühe afrikanische Kulturen den Weg bereiteten.
jei
"Das Geheimnis der großen Wüste - Auf den Spuren des Saharaforschers Gerhard Rohlfs" von Rainer-K. Langner. S.Fischer Verlag, Frankfurt 2004. 278 Seiten. Gebunden, 19,90 Euro. ISBN 3-10-043930-9.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Andreas Eckert hält Rainer-K. Langners Biografie des Saharaforschers Gerhard Rohlfs für ein ganz "vorzügliches Buch". Eckert lobt, dass Langner die Biografie "geschickt" mit den Lebenswegen anderer "Entdecker" verknüpft, und sich das Buch somit auch als "Sozial- und Kulturgeschichte des Afrikareisens" in der vorkolonialen Zeit lesen lasse. Außerdem ergebe es auch eine passable "Geschichte der Sahara". Ansonsten befasst sich der Rezensent weniger mit dem Buch, als mit Rohlfs selbst. 1831 geboren in Vegesack bei Bremen, zog es Gerhard Rohlfs "nach einer als öde empfundenen Kindheit und Jugend" zum Militär, erzählt Eckert. Ein angefangenes Medizinstudium brach er ab, um als Fremdenlegionär in Nordafrika zu kämpfen. Nach vier Jahren schied er aus und fasste in Marokko den Entschluss, Timbuktu, das damals als sagenumwobene "goldene Stadt" galt, "zu entdecken". Die erste Reise war ein Fehlschlag; jedoch wurden Auszüge seines Reisetagebuchs in vielgelesenen geografischen Zeitschriften veröffentlicht, was die "Rohlfs'schen Abenteuer" zu "Forschungsreisen" aufwertete. Schnell fanden sich Geldgeber für weitere Expeditionen , die zwar ebenfalls Fehlschläge waren, aber zu sehr erfolgreichen Reiseberichten führten, die Rohlfs in Deutschland "Wohlstand und hohe Popularität" verschafften. Rezensent Eckert würdigt Rohlfs als wichtigen Anreger für Geografie und Völkerkunde, merkt jedoch kritisch an, dass Rohlfs die "Geschichte und Kultur Afrikas" immer "weitgehend ignorierte".
© Perlentaucher Medien GmbH
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