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Die Wunden der Vermissten6,90 €
Poesie und Abenteuer: ein unvergesslicher Sommer Seit Mo denken kann, lebt sie in der Fox Street. Sie liebt diese Straße, hier kennt sie jeden Winkel und die Schrullen aller Nachbarn. Und hierher gehören auch die Erinnerungen an ihre Mutter. Mo kann sich nicht vorstellen, jemals woanders zu leben. Aber in diesem Sommer wird auf einmal alles anders: Ihr Vater will das alte Haus verkaufen, ihre beste Freundin ist kaum wiederzuerkennen und als dann auch noch ein merkwürdiger Brief auftaucht, ahnt Mo, dass sie um die Dinge, die ihr wichtig sind, kämpfen muss. Ein hinreißendes Kinderbuch über die Kraft von Freundschaft, Familie und das Vertrauen in sich selbst. Warmherzig, zauberhaft und unwiderstehlich . Auch als E-Book erhältlich
„Das Geheimnis der vermissten Dinge“, ein besonderer Kinderroman, der sich durch Überraschungen, Magie und Witz auszeichnet
Es ist schon so: Jeder kann Erfahrungen machen, die man lieber vergisst, kann verlieren, was man für immer vermisst. Und dann? Wie geht es weiter?
Solche Gedanken macht sich die zehnjährige Mo Wren, schließlich ist sie eine, die den Dingen auf den Grund geht, zudem wirft ihr das Leben in der Fox Street einen Brocken nach dem anderen vor. Hier vermisst jeder etwas: Tru, die Großmutter von Mos bester Freundin Mercedes, vermisst vier Zehen, die entfernt werden mussten. Seitdem kann sie ihre Stöckelschuhe vergessen. Mrs Steinbott, die verschrobene alte Dame aus dem Nachbarhaus, vermisst ihren Mann und ihren Sohn. Beide sind tot. Fortan hält sie akribisch Ordnung, als ließe sich so gegen das Chaos des Schicksals ein Schutzwall errichten. Und die Wrens, Mo, ihre kleine Schwester Dottie und ihr Vater, vermissen die Mutter. Sehr.
Phantomschmerzen, wohin man sieht, dabei mag Mo die Dinge am liebsten ganz. Und so bemüht sie sich nach Kräften, das Leben auszugleichen. Immer will sie alles richtig und jedem recht machen, denkt nach, sorgt sich um die unbändige Dottie und den unglücklichen Vater – ein Schutzengel aller, nur nicht ihrer selbst. Und als der Sommer der großen Veränderungen mit Hitze und Dürre beginnt, als Mercedes und Mo sich nicht mehr verstehen, als Mos Vater das Haus in der Fox Street verkaufen will, um noch einmal von vorn anzufangen, werden dem Schutzengel die Flügel gestutzt.
Wer nun aber denkt, es handele sich um ein düsteres Buch, irrt. Gerade das ist das Herausragende an dem ersten ins Deutsche übertragenen Roman der 1950 geborenen amerikanischen Autorin Tricia Springstubb. Weil es nicht nur Schweres gibt, aber auch nicht nur Leichtes, hält sie sich nicht mit Idyllen oder durchweg ausweglosen Szenarien auf, sondern entwirft ein Mini-Universum als Abbild des großen Ganzen. Und das zeigt immer beides: Die Straße mit ihrer Handvoll Häuser endet auf der einen Seite am Abgrund, der aber zugleich Zugang zum Grünen Zauberreich der Kinder ist, auf der anderen Seite markiert die Paradise Avenue eine gefährliche Grenze. Und dass keiner in der Fox Street je einen Fuchs zu Gesicht bekommen hat, führt dazu, dass Mo einer Art Aberglauben folgt: Wenn die Füchsin sich ihr zeigt, wird alles wieder gut. So fasst Tricia Springstubb Kindererleben in Worte. Sie erzählt von der Gleichzeitigkeit, Unberechenbarkeit und Unverhofftheit des Lebens, vom Nah-Beieinander des Hellen und Dunklen, wenn Mütter sterben, Väter abgehen, aber Menschen füreinander da sind, wenn eine kleine Kämpferin endlich sagen kann „Ich habe wirklich, wirklich Angst“, um so überhaupt erst zu erfahren: Auch Schutzengel sind schutzbedürftig, und jeder, der fällt, hat Flügel.
„What happened on Foxstreet“ ist der Titel der Originalausgabe, Das Geheimnis der vermissten Dinge macht die Einsicht möglich: Dass auch ein untröstlicher Verlust nicht verhindert, dass das Leben mit aller Angst und Trauer in aller Freundschaft und Liebe gelebt werden will. Und kann. Für solche Aufrichtigkeit und dabei Zuversicht ist der Autorin zu danken, und Siggi Seuss für eine Übersetzung, die die Vielschichtigkeit sorgsam auslotet und stilsicher eigene Worte (er)findet: „Miniatursärge“ als Schuhe für Trus versehrte Füße oder ein „Wreneinander“ für das Durcheinander in einer Familie.
Das ist ein Kinderbuch, wie es lange nicht mehr zu lesen war. Voller Phantasie, Magie, Überraschungen und Witz, sehr menschlich und sehr hoffnungsvoll, nimmt es seine Figuren wie seine Leser ernst. Eine Kostbarkeit. (ab 12 Jahre) CHRISTINE KNÖDLER
Tricia Springstubb
Das Geheimnis der
vermissten Dinge
Aus dem Englischen von Siggi Seuss. Dressler 2011. 222 Seiten, 12,95 Euro.
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