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Hermes Trismegistos, der "dreimal größte Hermes", ist eine der rätselhaftesten Gestalten der Geistesgeschichte. Der legendäre weise Ägypter gilt seit der Antike als Autor einer Reihe von mystischen und magischen Schriften. Philosophen der Renaissance feierten Hermes Trismegistos als Begründer der Philosophie, Freimaurer machten ihn zu ihrem Ahnherrn, Aufklärer kämpften in seinem Namen für religiöse Toleranz. Bis heute ist Hermes Trismegistos eine der Zentralfiguren der Esoterik. Florian Ebeling bietet einen allgemeinverständlichen Überblick über das "Corpus Hermeticum", stellt die Schriften…mehr

Produktbeschreibung
Hermes Trismegistos, der "dreimal größte Hermes", ist eine der rätselhaftesten Gestalten der Geistesgeschichte. Der legendäre weise Ägypter gilt seit der Antike als Autor einer Reihe von mystischen und magischen Schriften. Philosophen der Renaissance feierten Hermes Trismegistos als Begründer der Philosophie, Freimaurer machten ihn zu ihrem Ahnherrn, Aufklärer kämpften in seinem Namen für religiöse Toleranz. Bis heute ist Hermes Trismegistos eine der Zentralfiguren der Esoterik. Florian Ebeling bietet einen allgemeinverständlichen Überblick über das "Corpus Hermeticum", stellt die Schriften vor, die darüber hinaus im Namen des Hermes verfaßt wurden und geht der Rezeptionsgeschichte des hermetischen Schrifttums von der Antike über Renaissance und Aufklärung bis zur Gegenwart nach. Damit liegt erstmals eine seriöse, von Mystifizierungen freie Einführung in die Geschichte des Hermetismus vor.
Autorenporträt
Florian Ebeling ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Ägyptologie der Universität Heidelberg. Zahlreiche Publikationen zum Hermetismus, zur europäischen Ägyptenrezeption und zur Operngeschichte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2006

Es verschmilzt
Florian Ebelings zugängliche Geschichte des Hermetismus
Hermes Trismegistos kann mit einigem Recht als eine dritte Identifikationsfigur europäischer Geistesgeschichte neben Moses und Platon gestellt werden. In grauer Vorzeit soll der ägyptische Gott der Weisheit und Schreiberkunst - im Ägyptischen ist es Thot, der seit Herodot mit dem griechischen Hermes identifiziert wurde -, seine Offenbarungen niedergelegt oder an Schüler weitergegeben haben. Auf dieses Urwissen berufen sich nicht nur die Verfasser der „hermetischen Schriften”, eines Textcorpus aus dem ersten Jahrhundert vor bis vierten Jahrhundert nach Christus in zumeist griechischer Sprache - Übersetzungen ins Lateinische und Koptische sind erhalten -, sondern auch die Verfasser magisch-alchemistischer und medizinischer Schriften.
Florian Ebeling untersucht in seiner inhaltsreichen und verständlich geschriebenen Studie die Traditionsgeschichte dieser beiden Textgruppen und stellt neben die bekanntere Rezeption des „Corpus Hermeticum” in der italienischen Renaissance, die von Marsilio Ficino ihren Ausgang nahm - im Jahre 1463 vollendete er seine epochemachende Übersetzung der griechischen Texte ins Lateinische -, gleichberechtigt eine nordalpine Tradition, die sich vor allem auf die „Tabula Smaragdina” und andere ursprünglich arabische Texte alchemistischen Inhalts beruft. Diese Tradition kulminiere, so der Autor, in Paracelsus, dem „deutschen Hermes”, und seinen Anhängern.
Ebelings Buch macht deutlich, dass beide Traditionsströme durchaus ihre Vorläufer im Mittelalter hatten, so dass weitaus mehr als bisher angenommen mit einer kontinuierlichen Rezeption gerechnet werden muss. Schwierig bleibt, das Gemeinsame beider Traditionen zu bestimmen. Es liegt nach Ebeling vor allem in der Berufung auf Hermes Trismegistos. Seinen Offenbarungen entspricht auf menschlicher Seite die Geheimhaltung, auf die in der Alltagssprache das Wesen des „Hermetischen”, des Geheimnisvollen, Unzugänglichen, zielt. Als nun die Autorität des Offenbarers durch Isaac Casaubon im Jahre 1614 durch die Infragestellung des hohen Alters der Texte untergraben wurde, bedeutete dies einen wesentlichen Einschnitt in der Geschichte des Hermetismus. Ebeling nennt deshalb das 17. Jahrhundert das „saeculum horribile des Hermetismus”.
Umberto Eco in Ägypten
Dennoch ist es beeindruckend, wie viele Texte aus dieser Zeit Ebeling für die Auseinandersetzung um Hermes Trismegistos anführen kann. Aber auch in späteren Jahrhunderten bleibt der ägyptische Gott und Weise eine Bezugsgröße: Neben den Freimaurern und Rosenkreuzern sind für das 20. Jahrhundert etwa Francesco Flora und die italienischen „poeti ermeti”, Adornos „hermetische Kunst” und nicht zuletzt Umberto Ecos Versuch zu nennen, den Hermetismus als alternatives Interpretationsmodell dem griechischen Rationalismus gegenüberzustellen. Diese Polarisierung entspricht allerdings nicht dem synkretistischen Wesen des ägyptisch-griechischen Gottes; Hermes steht eher für die Synthese unterschiedlichster Traditionen.
Bei der Lektüre des Buches drängt sich zuweilen der Gedanke einer Globalisierung des Geistes auf, wenn Hermes als Kronzeuge für eine Synthese von Christentum, griechischer Philosophie und orientalischer Weisheit in Gestalt des Zoroaster erscheint. Seine Anhänger suchen die Einheit des Geistig-Göttlichen, die sich in der Vielheit der irdischen Erscheinungen ausprägt und über der Vielheit der Religionen und Kulturen steht - Religion und Wissenschaft, Theologie und Philosophie, Forschung und Frömmigkeit verschmelzen. Diese Besinnung auf eine in der adamitischen Urgeschichte des Menschen angelegte Orientierung könnte vielleicht den Blick auf das Gemeinsame des vermeintlich Gegensätzlichen schärfen und angesichts eines immer weiter in Frage gestellten Fortschrittsglaubens die Erinnerung an ein ursprüngliches Wissen beleben?
JENS HOLZHAUSEN
FLORIAN EBELING: Das Geheimnis des Hermes Trismegistos. Geschichte des Hermetismus von der Antike bis zur Neuzeit. Verlag C. H. Beck, München 2005. 214 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Florian Ebeling habe eine gleichermaßen "inhaltsreiche" wie "verständliche" Geschichte des Hermetismus vorgelegt, lobt Rezensent Jens Holzhausen. Beide relevanten Textgruppen, der "Corpus Hermeticum" aus der Spätantike und magisch-alchemistische Texte von nördlich der Alpen, behandele der Autor in Hinblick auf ihre Traditions- und Rezeptionsgeschichten gleichberechtigt. Schwierig sei es hingegen, so der Rezensent, das Gemeinsame beider Traditionen zu benennen, wobei der Autor die Geheimhaltungstradition des Hermes Trismegistos für beide Textgruppen als Bezugspunkt angebe. Schlichtweg "beeindruckt" ist der Rezensent von der breiten, durch alle Jahrhunderte gehenden Auseinandersetzung mit dem Hermetismus. Ebeling könne von den Freimaurern und Rosenkreuzern bis zu Adorno und Umberto Eco eine Vielzahl von Texten anführen, die in der hermetischen Tradition eine Alternative zum griechischen Rationalimus gesucht hätten.

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