Walter Nigg (1903–1988) gehört zu den herausragenden Gestalten unter den Schweizer Theologen des 20. Jahrhunderts. In vielfältiger Weise hat er das spirituelle und politische Leben seiner Zeit kommentiert und begleitet. Als reformierter Seelsorger und spiritueller Lehrer suchte er glaubwürdige Vorbilder nicht nur in den offiziellen Heiligen, sondern auch in Aussenseitern der Kirchengeschichte: Nigg hatte die Vision einer neuen mystischen Spiritualität für das 21. Jahrhundert. 1946 erschien sein programmatisches Werk «Große Heilige», das zu den wenigen theologischen Werken gehört, denen eine erhebliche Breitenwirkung beschieden war. Über drei Millionen Exemplare seines Buchs wurden weltweit verkauft. Die Biographie und Werkmonographie zeigt Walter Niggs Weg von der Fachwissenschaft zur narrativen Hagiographie vor dem Hintergrund der Theologiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie leistet damit einen Beitrag zur Schweizer Kirchen- und Theologiegeschichte und zeigt, wie zeitgemäss der Unzeitgemässe inzwischen geworden ist.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Aus dieser "einfühlsamen" Biografie tritt der christliche Autor und reformierte Theologe Walter Nigg dem Rezensenten als eine Art menschenscheuer Lavater entgegen, dem es weder um dogmatische Streitereien noch um Konfessionsgrenzen ging, sondern um eine neue, alle Religionen und Konfessionen umfassende "narrative" Theologie und eine aus spiritueller Erfahrung schöpfende Religiosität, wie Bernhard Lang in seiner Besprechung zu Uwe Wolffs Buch schreibt. Diese Bedeutung des Schweizer Kirchenmannes findet Lang bei Wolff allerdings nur angedeutet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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