Ich finde es immer sehr spannend, wenn ein Roman historische Fakten mit uralten Mythen und moderner Fantasy verknüpft. Wenn das gut gelingt, macht es dem Leser das Unglaubliche glaubhaft und schlägt sozusagen die Brücke zwischen Realität und Fantasie. Und was soll ich sagen - meines Erachtens ist es
Rebecca Alexander in "Das Geheimnis von Leben und Tod" wunderbar gelungen! Das Buch hat mich von…mehrIch finde es immer sehr spannend, wenn ein Roman historische Fakten mit uralten Mythen und moderner Fantasy verknüpft. Wenn das gut gelingt, macht es dem Leser das Unglaubliche glaubhaft und schlägt sozusagen die Brücke zwischen Realität und Fantasie. Und was soll ich sagen - meines Erachtens ist es Rebecca Alexander in "Das Geheimnis von Leben und Tod" wunderbar gelungen! Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und unterhalten, ich konnte es wirklich kaum mal weglegen (und hoffe jetzt auf eine Fortsetzung). Was soll ich sagen: Schlaf wird überbewertet, manchmal ist ein gutes Buch einfach wichtiger...
Die Fakten, die die Grundpfeiler der Geschichte bilden:
Elisabeth Báthory gab es wirklich: sie war eine ungarische Gräfin, die im Jahr 1611 als Serienmörderin unschuldiger Kinder verurteilt wurde, woraus der Mythos der "Blutgräfin" entstand. Was damals wirklich geschah, darüber streiten sich die Gelehrten, aber die Autorin macht aus ihr in diesem Buch eine unheilvolle und dennoch merkwürdig tragische Präsenz, die im Zentrum einer originellen, frischen neuen Geschichte steht.
Auch über den zu gleicher Zeit lebenden Mathematiker und Astronom John Dee sowie seinen Gehilfen Edward Kelley gibt es historische Belege. Es wird überliefert, dass Eward Kelley laut eigener Aussage als Medium mit Engeln in Verbindung stand, und dass Dee und Kelley zusammen die henochische "Engelssprache" entwickelten. Zweifelsfrei ist auch, dass Dee einmal der schwarzen Magie angeklagt wurde.
Auf einer Zeitebene (spätes 16. Jahrhundert) folgt die Geschichte den Tagebüchern von Edward Kelley, der mit seinem Meister (mithilfe der Engel) die kränkliche Gräfin Báthory retten soll, aber zunehmend das Gefühl hat, in etwas Dämonisches verstrickt zu werden....
Die zweite Zeitebene (Gegenwart) folgt fiktiven Charakteren: zum Beispiel Professor Felix Guichard, der als Experte für archaische Glaubenssysteme von der Polizei zu einem Mordfall hinzugezogen wird, oder die junge Jackdaw Hammond, die am Tatort gesehen wurde und angewiesen ist auf Dinge, die die meisten Menschen entweder als abergläubigen Blödsinn oder bösartigen Okkultismus bezeichnen würden. Obwohl sie völlig unterschiedliche Dinge glauben, versuchen sie gemeinsam, ein junges Mädchen zu retten.
Ich fand alle Charaktere wunderbar geschrieben, die erfundenen genauso wie die historischen! Besonders Jack hat mich mühelos überzeugt. In vielen Dingen ist sie sehr unerfahren und unschuldig, da sie notgedrungen ein sehr abgeschiedenes Leben geführt hat, und andererseits kennt sie sich aus mit archaischen Ritualen und verhandelt knallhart auf dem magischen Schwarzmarkt... Sie ist eine widersprüchliche, schwierige aber auch interessante und liebenswerte Persönlichkeit!
Mich hat sehr beeindruckt, mit welch endloser Kreativität die Autorin immer wieder neue Ideen aus dem Hut zaubert, und ich fand die Geschichte sehr komplex, gut durchdacht und spannend. Wie sich die Puzzleteilchen nach und nach zusammensetzen, ist einfach genial!
Auch der Schreibstil hat mich überzeugt. Atmosphäre, Sprachrhythmus und Fluss - da stimmte für mich einfach alles.
Fazit:
In meinen Augen ist "Das Geheimnis von Leben und Tod" eine intelligente, gut geschriebene Mischung aus Fakt und Fiktion: Serienmord im 16./17. Jahrhundert, Alchemie, angebliche Engelsvisionen, die Leiche einer jungen Frau, die mit archaischen Symbolen übersät ist, Leihzeiter und Wiedergänger... Das fand ich überraschend und zutiefst originell - und vor allem machte es mir einfach jede Menge Spaß. So muss Fantasy für mich sein!