Dionysis Kapsalis, geboren 1955 in Athen, wird von der Kritik der sogenannten Generation von 1980 zugerechnet, von der zahlreiche neue Impulse für die griechische Lyrik ausgingen. Anders als die meisten Dichter, die im gleichen Zeitraum debütierten, setzt Kapsalis Motive und Stilmittel wie Ironie, intertextuelle Bezüge oder die skeptische Neudeutung antiker Mythen ein, allerdings häufig in Verbindung mit der gezielten Wiederaufnahme historischer Versmaße und fester lyrischer Muster, die er gleichzeitig subtil weiterentwickelt bzw. erneuert. Insofern bezeichnen seine Gedichte gerade keinen radikalen Traditionsbruch, sondern die bewusste Fortführung älterer Entwicklungslinien der griechischen und europäischen Literatur. Aber auch Kapsalis' metrisch freier gestaltete, inhaltlich ganz auf die Gegenwart bezogene Kompositionen - darunter viele narrative Langgedichte - sind von hohem Formbewusstsein und sprachlicher Eleganz geprägt. Das dezente Wechselspiel von Melancholie und subversivem Humor, das sein Werk durchdringt, verleiht diesem eine besondere Dynamik.Neben zahlreichen Gedichtbänden hat Kapsalis auch Essays, literaturkritische Beiträge und Übersetzungen vorgelegt, insbesondere aus dem Englischen. Er lebt in Athen.