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Die Zwillinge Jarik und Dima sind von Geburt an unzertrennlich. Nach dem Tod des Vaters wachsen sie auf dem Bauernhof ihres Onkels auf, die Tage verbringen sie in den Kornfeldern und die Nächte im Bann der mythischen Geschichten aus dem russischen Sagenschatz. Jahre später arbeiten die Brüder Seite an Seite in der Oranzeria, dem gigantischen Gewächshaus, das sich hektarweit in alle Richtungen erstreckt. Dieses gläserne Meer wird von im Weltall schwebenden Spiegeln beleuchtet, die das Sonnenlicht rund um die Uhr auf die Erde werfen - ein künstlich geschaffener ewiger Tag, der die Produktivität…mehr

Produktbeschreibung
Die Zwillinge Jarik und Dima sind von Geburt an unzertrennlich. Nach dem Tod des Vaters wachsen sie auf dem Bauernhof ihres Onkels auf, die Tage verbringen sie in den Kornfeldern und die Nächte im Bann der mythischen Geschichten aus dem russischen Sagenschatz. Jahre später arbeiten die Brüder Seite an Seite in der Oranzeria, dem gigantischen Gewächshaus, das sich hektarweit in alle Richtungen erstreckt. Dieses gläserne Meer wird von im Weltall schwebenden Spiegeln beleuchtet, die das Sonnenlicht rund um die Uhr auf die Erde werfen - ein künstlich geschaffener ewiger Tag, der die Produktivität der Region verdoppeln soll. Bald ist die Arbeit das Einzige, was sie verbindet: den robusten Jarik, verheiratet und Vater zweier Kinder, und Dima, den Träumer, der allein bei der Mutter lebt. Doch eine Begegnung mit dem Besitzer der Oranzeria verändert alles: Während Dima sich ambitionslos dahintreiben lässt, wird Jarik immer weiter befördert, bis sie schließlich zu Aushängeschildern gegensätzlicher Ideologien werden. 'Das gläserne Meer' ist ein großer Roman über den Preis unserer Träume und Ideale, hochpoetisch und angefüllt mit der Magie russischer Märchen.
Autorenporträt
Josh Weil, geboren 1976, wurde 2009 von der Jury des National Book Award zu den »5 Under 35« gezählt und erhielt 2010 für seine Novellensammlung 'The New Valley' (als 'Herdentiere' und 'Das neue Tal' bei DuMont erschienen) den Sue-Kaufman-Debütpreis. Er lebt mit seiner Familie in der Sierra Nevada. www.joshweil.com

STEPHAN KLEINER, geboren 1975, lebt als literarischer Übersetzer in München. Er übertrug u. a. Geoff Dyer, Chad Harbach, Tao Lin und Hanya Yanagihara ins Deutsche.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Der gewaltige Debütroman des 39-jährigen Josh Weil, sprachlich und stilistisch perfekt übersetzt von Stephan Kleiner, erzählt die Geschichte der Zwillinge Jarik und Dima, die auf einem Hof in Russland aufwachsen, jahrelang unzertrennlich sind, bis sie in einen Strudel von Habgier gerissen werden. Das Land wird beherrscht von einem gigantischen Gewächshaus, dem Oranzeria, das von Spiegeln im Weltall mit ewigem Licht versorgt wird und so eine dauerhafte Fruchtbarkeit von Pflanzen garantiert. Dieses "Spiegelmeer" gehört einem Oligarchen, der wie ein Despot regiert und durch die vielen Ernten unendlich viel Geld verdient. Im Dunstkreis dieses Mannes trennen sich die Wege der Brüder. Jarik heiratet, Dima bleibt ein weltfremder Träumer, gefangen in einer magischen Welt russischer Sagen und Märchen. Schließlich geraten die ungleichen Zwillinge ins Visier des Despoten, der sich ihre unterschiedlichen Charaktere und Lebensanschauungen zunutze macht. Sie finden sich im Brennpunkt einer weltweiten Verschwörung wieder. Weil mischt in seinem opulenten Roman Märchen und Mythen des alten Russlands, Science-Fiction und Utopien mit Thrillerelementen. Vor allem geht es aber um die Beziehung zwischen Jarik und Dima, die letztlich eins sind, auch wenn das Schicksal sie immer wieder trennt.

© BÜCHERmagazin, Margarete von Schwarzkopf (mvs)

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Tobias Döring kann auf vieles in diesem Roman von Josh Weil verzichten. Dass der Autor sowohl den Wirklichkeitssinn als auch den Möglichkeitssinn des Lesers ansprechen möchte, nimmt er zunächst hin, fragt sich aber schon bald, wozu eigentlich. Die im postsowjetischen Russland angesiedelte Geschichte erscheint ihm als Zwitter zwischen realistischem Politthriller, archaischem Bruderdrama und Putin-Parodie. Zu viel, meint Döring. Auch wenn der Autor sich 700 Seiten Zeit nimmt, bleibt die Handlung seltsam dünn, bleiben die Figuren starr und ikonenhaft, findet er. Fabel und Zeitgeschichte finden in diesem Roman nicht zueinander, kritisiert Döring.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2016

Unter der Glasglocke
Ein postsowjetischer Thriller von Josh Weil

Zwei Sorten von Romanen, grob gesprochen, gibt es: solche, die uns eine irgendwie vertraute Wirklichkeit wiedergeben und detailgenau beschreiben, und andere, die eine fremde Wirklichkeit vollständig selbst entwerfen, das heißt mit der Geschichte, die sie uns erzählen, immer zugleich auch die Welt, in der sie spielt, erst einmal erfinden und vermitteln müssen. Erstere setzen auf Wiedererkennung oder vielleicht Neuentdeckung einer vorfindlichen Welt, letztere auf Ausweitung des Vorstellungsvermögens zur Erkundung einer bislang unbekannten. Erstere mag man realistisch, letztere phantastisch nennen; erstere wollen unseren Wirklichkeitssinn, letztere unsern Möglichkeitssinn fordern. Josh Weils Debütroman will beides.

"Das gläserne Meer" will überhaupt eine ganze Menge: beispielsweise ein archaisches Familiendrama und zugleich ein aktueller Politthriller sein, eine Fabel vom archetypischen Bruderkrieg und zugleich eine vom Turbokapitalismus und Technikfetischismus erzählen, ein Heldenlied des vergeblichen Widerstands singen und eine Putin-Parodie bieten. Und vor allem will das Buch die ganz großen Fragen stellen: Was ist Glück? Was wollen wir vom Leben? Dafür nimmt er sich fast 700 Seiten, und dennoch wirkt das seltsam dünn und skelettiert.

Erzählt wird die Geschichte zweier Brüder, Dima und Jarik, Zwillinge, Mitte dreißig, die eigentlich seit Kindertagen unzertrennlich sind und doch unaufhaltsam in einen Sog politischer Entwicklungen geraten, die ihre Zweisamkeit zerreißen, bis beide sich schließlich als Gegner wiederfinden: Jarik wird zum Repräsentanten der Macht, Dima zum radikalen Außenseiter und Opponenten des Systems, das seinen Bruder erhöht und womöglich korrumpiert hat. Diesen Konflikt umkreist die gesamte Handlung; nur erstaunlich wenige Figuren spielen sonst noch eine Rolle. Die Mutter, die den frühen Tod ihres Mannes nie verwindet, ein Onkel auf dem Lande, der sich um die vaterlosen Jungen kümmert, ein Oligarch und eine Gruppe Anarchisten, die das System mit Leidenschaft bekämpfen: sämtlich Randfiguren, kaum mehr als Chiffren.

Angesiedelt im Norden Russlands in postsowjetischer Zeit, dreht sich die Geschichte um ein irres technokratisches Großprojekt: Die gesamte Stadt sowie zunehmend ihr Umland werden unter eine Glasglocke gestülpt, ein gewaltiges Gewächshaus, das die Effizienz der Produktion erhöhen und die Arbeiter vor störenden Natureinflüssen wie dem Wetter vollständig bewahren soll. Doch damit nicht genug: Auch der Tag-Nacht-Rhythmus ist abgeschafft und die Dunkelheit beseitigt worden, damit die wirtschaftliche Zukunft umso heller strahle. Dazu sind riesige Spiegel im All installiert worden, die rund um die Uhr Sonnenlicht einfangen und für Beleuchtung sorgen - ewige Weiße Nächte, wie es sie ansonsten nur zur Sommersonnenwende gibt. Dieser Wahnwitz hat nicht nur Methode, er hat auch Profiteure: ein ominöses Konsortium millionenschwerer Businessmen zieht im Hintergrund die Fäden. So weit, so konstruiert.

Natürlich steht es jedem Erzähler frei, sich eine Welt zurechtzufabulieren. Aber warum durchsetzt Weil dann seine Fabel mit so vielen Anspielungen auf russische Zeitgeschichte, mit Referaten zu Gorbatschows Glasnost-Politik, mit Klarnamen von Dissidenten wie Chodorkowski und so vielen Verweisen auf so viel Bekanntes, dass wir gar nicht anders können, als den Roman wie eine Darstellung zeitgenössischer Realien zu verstehen? Was er weder ist noch sein kann. Im Jahr 1991 verbrachte der Autor, wie er im Nachwort erzählt, einen Schüleraustausch in der zerfallenden Sowjetunion. Was ihm aus jener Zeit noch in Erinnerung sein mag, hat er jetzt zu einer Klischee-Collage ausgeweitet, die mit Russland mutmaßlich so viel zu tun hat wie Karl May mit Kurdistan.

Am ehesten mag man dieses Setting noch als Tarnanzug für eine kritische Studie zur amerikanischen Gegenwartsgesellschaft sehen, in der Baulöwen wie Donald Trump die Menschen verführen und Idealisten wie die Occupy-Aktivisten zivilen Ungehorsam üben. Doch wenn das sein eigentliches Thema sein sollte, warum dann die Erzählkulisse?Als Erzähler debütierte Josh Weil, Jahrgang 1976, vor sechs Jahren mit drei wunderbar bezwingenden Novellen (zwei davon bislang auf Deutsch erschienen, "Das neue Tal" und "Herdentiere") mit psychologisch nuancierten Figuren und subtil ausgearbeitetem Schauplatz in den Blue Ridge Mountains von Virginia. Gerade im Vergleich dazu erscheinen die beiden Zentralfiguren seines Romans ziemlich starr, bloße Ikonen höherer Bedeutsamkeit. So wirkt "Das gläserne Meer" auf monumentale Weise einfältig: weniger ein Zwillings- als ein Zwitterwesen aus realistisch konstruiertem Politthriller und imaginiertem Märchenstück in folkloristischer Einkleidung, das Familientrauma gibt es gratis dazu. Alles weitgehend entbehrlich.

TOBIAS DÖRING

Josh Weil: "Das gläserne Meer". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Stephan Kleiner.

Dumont Verlag, Köln 2015. 669 S., geb., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein impressionistisches Russland-Panorama." Katrin Hillgruber, DEUTSCHLANDFUNK "Noch interessanter als den Kampf der Systeme findet Weil die verwirrend intensive Liebe in einer Familie: Selten wurde eine Brüderbeziehung so genau beschrieben." NEON "Ein eindrucksvoller, 500 Seiten starker Roman, in dem er eine kapitalistische Zukunftsvision mit russischen Mythen verknüpft." PEOPLE MAGAZINE "Der Amerikaner Josh Weil legt mit seinem Debütroman nicht nur eine bewegende Geschichte der heimlichen Ängste und Wünsche zweier Brüder vor, sondern auch eine erzählerisch beeindruckende Dystopie (...)" Die Lektüre ist ein Ereignis." Thomas Hummitzsch, ROLLING STONE "Keine leichte Lektüre, doch sie entführt in eine Welt zwischen Märchen und Science-Fiction." HÖRZU/Bild und Funk "Ein magisches Epos über die Werte von Liebe, Verrat, Arbeit und die Frage , wie wir leben wollen. Zum herzergreifend spannenden Plot mit einem Set an liebenswert schrägen Figuren kommen die zauberhaften Beschreibungen bizarrer Landschaften und Szenarien. (...) Ein wundervoller Roman." Sabine Vogel, KÖLNER-STADTANZEIGER Bücher-Magazin / FRANKFURTER RUNDSCHAU "Er entwirft ein detaillreiches, eher dys- als utopisches Szenario, das Gesellschafts- und Zivilisationskritik in höchst fantasievolle Bilder packt (...) mit Fabulierlust erzählt." Rainer Moritz, DIE FURCHE "Der amerikanische Autor Josh Weil hat einen epischen, sprachgewaltigen Debütroman über eine Dystopie geschrieben, die gar nicht so weit entfernt scheint. Das ist keine schnelle, einfache Lektüre - aber eine absolut lohnende." BRIGITTE "'Das gläserne Meer' von Josh Weil ist ein großer Roman über die Macht von Träumen und Idealen sowie den Preis, den sie kosten!" BUCHAKTUELL "Ein Roman von bemerkenswerter Intensität." Peter Burri, BASLER ZEITUNG "Punktgenau, in wundervoll poetischen Bildern hat Josh Weil in Novellen die amerikanische Seele seziert." Ulrich Steinmetzger, HESSISCHE ALLGEMEINE "Grandios geschriebener Roman, eine klirrende Parabel über den Kapitalismus und seine Alternative." ANNABELLE "Ein eindrucksvoller Roman." ONE.LINE "Dem Autor gelingt ein nachdenklich machendes Buch, in dem es nur vordergründig um einen Bruderzwist geht." SÜDKURIER "Josh Weil füllt diese Brudergeschichte mit russischen Sagen, wunderbaren Landschaftsbeschreibungen und einzigartigen Charakteren an. Ein großartiger, wortgewaltiger Roman über Verrat, Liebe und unsere Zukunft." LITERATURKURIER "Ein großer, wundersamer Roman (...) Josh Weils stupende Detailkenntnis verblüfft durchgehend." Katrin Hillgruber, STUTTGARTER ZEITUNG "Ein großer Roman über Ideale und Träume." BIELEFELDER "Josh Weil entrollt in seinem Debütroman diese Dystopie weder als Thriller noch als Science-Fiction-Opus. Behutsam und mit langem Atem, manchmal pathetisch, immer detailscharf und mit wuchernder Wucht fand er eine von Stephan Kleiner grandios übertragene Sprache für das Fortleben des Archaischen in der russischen Seele." Ulrich Steinmetzger, THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG…mehr