Wie inszenieren Familien in Deutschland und Japan familiäres Glück? In ethnografischen Fallstudien fokussiert diese Darstellung die zentralen Familienfeste - in Deutschland das Weihnachtsfest und in Japan das Neujahrsfest. Es wird rekonstruiert und analysiert, wie mit Ritualen und Gesten Emotionen des Zueinandergehörens und der familiären Gemeinschaft erzeugt werden. Im Bewusstsein der kulturellen Differenz werden transkulturelle Elemente des Familienglücks wie Essen, Schenken, religiöse Praktiken, Erinnerungen und Zukunftsprojektionen sowie Formen unmittelbaren körperlichen Zusammenseins herausgearbeitet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2012Familienkörper
Ein Team aus deutschen und japanischen Glücksforschern hat in sechs Fallstudien rituelle Hervorbringung des Glücks in Ost und West ergründet. Als teilnehmende Beobachter des deutschen Weihnachtsfests und des japanischen Neujahrsfests in drei deutschen und japanischen Familien erörtern sie in diesem Band Inszenierungen des Glücks. Die christlichen, schintoistischen und buddhistischen Festpraxen werden dabei auf transkulturelle Elemente beim Essen, Beten, Schenken, Erinnern und Zusammensein untersucht. So reinigt und dekoriert man zu Neujahr in Japan die Häuser, um den einkehrenden "Jahresgott" günstig zu stimmen. Man verzehrt "Jahresübergangsnudeln", die ein langes Leben verheißen. Die auf die folgenden drei Tage verteilten Neujahrsgerichte werden in kleinen Holzschachteln aufbewahrt. Speisen wie Reiskuchen symbolisieren Glück, Bitterorangen Kindersegen. Im Osten wie im Westen werden religiöse Versatzstücke neu mediatisiert und trivialisiert. Doch bei aller Kommerzialisierung handelt es sich für die Autoren in Japan um ein "unscheinbares Glück", das seine Stärke aus der Vergemeinschaftung, einem kollektiven Familienkörper und "Körper-Gedächtnis" bezieht. Letzteres wird durch die Logik der Innenarchitektur - die Festessen finden auf Tatamimatten vor niederen Tischen statt, später wird auf diesen oft zum Schlafen ein gemeinsames familiäres Futon-Lager errichtet - verstärkt. So verortet das Buch japanisches Familienglück "in den Fugen des harmonischen Zusammenlebens". (Christoph Wulf, Shoko Suzuki u.a.: "Das Glück der Familie. Ethnographische Studien in Deutschland und Japan". VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011. 311 S., Abb., br., 39,95 [Euro].)
sg
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Team aus deutschen und japanischen Glücksforschern hat in sechs Fallstudien rituelle Hervorbringung des Glücks in Ost und West ergründet. Als teilnehmende Beobachter des deutschen Weihnachtsfests und des japanischen Neujahrsfests in drei deutschen und japanischen Familien erörtern sie in diesem Band Inszenierungen des Glücks. Die christlichen, schintoistischen und buddhistischen Festpraxen werden dabei auf transkulturelle Elemente beim Essen, Beten, Schenken, Erinnern und Zusammensein untersucht. So reinigt und dekoriert man zu Neujahr in Japan die Häuser, um den einkehrenden "Jahresgott" günstig zu stimmen. Man verzehrt "Jahresübergangsnudeln", die ein langes Leben verheißen. Die auf die folgenden drei Tage verteilten Neujahrsgerichte werden in kleinen Holzschachteln aufbewahrt. Speisen wie Reiskuchen symbolisieren Glück, Bitterorangen Kindersegen. Im Osten wie im Westen werden religiöse Versatzstücke neu mediatisiert und trivialisiert. Doch bei aller Kommerzialisierung handelt es sich für die Autoren in Japan um ein "unscheinbares Glück", das seine Stärke aus der Vergemeinschaftung, einem kollektiven Familienkörper und "Körper-Gedächtnis" bezieht. Letzteres wird durch die Logik der Innenarchitektur - die Festessen finden auf Tatamimatten vor niederen Tischen statt, später wird auf diesen oft zum Schlafen ein gemeinsames familiäres Futon-Lager errichtet - verstärkt. So verortet das Buch japanisches Familienglück "in den Fugen des harmonischen Zusammenlebens". (Christoph Wulf, Shoko Suzuki u.a.: "Das Glück der Familie. Ethnographische Studien in Deutschland und Japan". VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011. 311 S., Abb., br., 39,95 [Euro].)
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