Die Frage nach Glück (Eudämonie) und einem sittlich-schönen Leben (Ethos) bewegt die Menschen seit jeher. Wolfgang Janke stellt die verschiedenen einander ablösenden und ausgrenzenden Auffassungen im philosophischen, mythischen und dichterischen Denken des Abendlandes (von Homer und Pindar über Aristoteles, Thomas von Aquin, Leibniz und Kant bis Shakespeare, Nietzsche, Rilke) vor.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Albert von Schirnding zitiert eingangs einen Satz aus Freuds Schrift über "Das Unbehagen in der Kultur", wonach "die Absicht, dass der Mensch 'glücklich' sei, im Plan der 'Schöpfung' nicht enthalten" ist. Ein Satz, der laut Schirnding dazu geeignet ist, eine lange abendländische Reflexionsgeschichte über die Frage nach dem Glück der Sterblichen zusammenzufassen. Wolfgang Janke liefert nun mit seinem Buch einen großangelegten Überblick über diese Glückstheorien, den er laut Schirnding eine "Präzisierungsgeschichte" nennt, im wortwörtlichen Sinne von Präzision gleich "Abschneidung". Vor allem das scharfe Messer der Kantschen Kritik hat 2000 Jahre Glücksweisheit dahingesäbelt, erzählt der Rezensent. Gutsein und Glücklichsein schlossen sich seitdem aus. Das sehe Janke, der Philosophie als Lebenskunst betrachte, ganz anders: Die im Verlauf der Philosophiegeschichte abgeschnittenen Bezüge müssten eben wieder hergestellt werden, berichtet Schirnding, und zwar mit Hilfe des Begriffspaares "Adienz" und "Attinenz", das eine "unauflösliche Zweieinigkeit von Ich und Welt" beschwört. Glück resultiere nicht aus einer völlig selbstbestimmten Wahl, erläutert Schirnding, sondern aus einer Bejahung des auf uns Zukommenden: "wer's glaubt, wird glücklich", fügt der Rezensent etwas zweifelnd hinzu.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH