Es war eine kleine Sensation im Jahr 2019, als in der Mainzer St. Johanniskirche unter einem mittelalterlichen Fußboden ein Sarkophag entdeckt wurde, dessen äußere Gestaltung auf ein Bischofsgrab hinwies. Unter großer medialer Teilnahme wurde der Sarg geöffnet und Proben entnommen, die später
materialtechnisch untersucht wurden. Im Kontext von mittelalterlichen Quellen, der detailliert…mehrEs war eine kleine Sensation im Jahr 2019, als in der Mainzer St. Johanniskirche unter einem mittelalterlichen Fußboden ein Sarkophag entdeckt wurde, dessen äußere Gestaltung auf ein Bischofsgrab hinwies. Unter großer medialer Teilnahme wurde der Sarg geöffnet und Proben entnommen, die später materialtechnisch untersucht wurden. Im Kontext von mittelalterlichen Quellen, der detailliert dokumentierten Bauarchäologie der Johanniskirche und dem Befunden aus dem Bischofsgrab ergab sich ein erstaunlich kohärentes Bild, das letztlich keinen Zweifel daran ließ, dass es sich bei der Leiche um Bischof Erkanbald und bei der Johanniskirche um den alten Mainzer Dom gehandelt hat. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind im vorliegenden Band zusammengefasst.
Zunächst wird die Baugeschichte der Johanniskirche summarisch vorgestellt, wobei auch sehr aktuelle und bisher nicht publizierte Befunde berücksichtigt werden. Die Positionierung des Sarkophags und die darüber gefundenen Reste eines Tumbadenkmals wiesen schon früh auf eine hochrangige Bestattung hin. Vergleiche der Sarkophaggestaltung mit Exemplaren gleicher Zeitstellung werden dann im folgenden Beitrag untersucht. C14-Datierungen an verschiedenen Materialproben aus dem Grab passen genau in die Lebensspanne von Bischof Erkanbald, die angeschlossenen anthropologischen Untersuchungen sind aufgrund des schlechten Erhaltungszustands des Skeletts aber weniger aussagekräftig. Außerdem wurde der Leichnam weitgehend in situ belassen und nur fotografisch dokumentiert. Die technische Untersuchung der entnommenen Textilproben erlaubte allerdings eine ziemlich detaillierte Aussage zur Ausstattung, die zweifelsfrei zu einem Bischofsgrab gehörte. In der Gesamtschau blieb nur Erkanbald als möglicher Kandidat, was gleichzeitig die schon lange diskutierten Nutzung der Johanniskirche als erstem Dom in Mainz bestätigte. Den Abschluss bildet eine Biografie mit den Lebensdaten des dritten Mainzer Bischofs.
Der Band mag schmal sein, sein Inhalt ist es definitiv nicht. Die Autoren korrigieren wesentliche Teile der Mainzer Kirchengeschichte und stellen Erkanbald in den politischen Kontext seiner Zeit, in den er höchstwahrscheinlich auch aktiv eingebunden war, auch wenn die Quellenlage manchmal dünn ist.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)