Mit der politischen Öffnung und rapiden wirtschaftlichen Entwicklung seit Ende der 1970er-Jahre gewinnt China kontinuierlich an internationaler Bedeutung, der Bedarf an zuverlässigen Informationen über das 'Land der Mitte', das den Spagat zwischen Kommunismus und Kapitalismus versucht, nimmt stetig zu. Das von Brunhild Staiger, Stefan Friedrich und Hans-Wilm Schuette herausgegebene China-Handbuch, an dem 250 führende China-Wissenschaftler aus aller Welt mitgearbeitet haben, trägt diesem Bedarf endlich Rechnung: Rund 450 alphabetisch angeordnete Artikel zu den Sachgebieten Gesellschaft, Staat, Politik und Recht, Auswärtige Beziehungen, Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft, Informationswesen, Geographie, Geschichte, Ideengeschichte und Religion, Sprache und Schrift, Literatur und Kunst informieren fundiert, kompakt und gut lesbar über das moderne China und verdeutlichen den Zusammenhang zwischen Traditionen und gegenwärtigen Entwicklungen. Die Beiträge spiegeln den aktuellen Stand der China-Forschung. Jeder Beitrag enthält weiterführende Literaturangaben. Darüber hinaus bieten eine systematische Übersicht der Beiträge, Indices der Personennamen (inkl. chinesischer Schriftzeichen) und Ortsnamen sowie ein ausführliches Sachregister weitere, schnelle Zugriffsmöglichkeiten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2003Verdauliche Vielfalt
CHINA. Von den Merkwürdigkeiten der neuen Rechtschreibung einmal abgesehen, ist den Herausgebern und Mitarbeitern dieses Lexikons eine herausragende und trotz der gewaltigen Informationsmenge benutzerfreundliche Leistung zu bescheinigen. Umfangreiche Personen- und Sachregister weisen den Weg zu den Artikeln, von deren thematischer Vielfalt eine Übersicht am Anfang des Bandes zeugt. Neben zu erwartenden Themen wie politisches System, Außenbeziehungen und Verteidigungswesen wird zum Beispiel auch dem Alltagsleben in Form der Eß- und Trinkkultur Aufmerksamkeit geschenkt. Das Lexikon soll das vor dreißig Jahren erschienene China-Handbuch ersetzen, dessen Informationsstand allmählich mit der Realität nicht mehr viel zu tun hatte. Entsprechendes gilt natürlich für jedes Nachschlagewerk, mehr oder weniger schnell. Schon bei Drucklegung waren, wie die Herausgeberin im Vorwort darlegt, nicht mehr alle statistischen Angaben auf dem allerneuesten Stand, was bei einem über sieben Jahre entstandenen Band auch nicht erwartet werden kann. Deshalb habe man auf die Verläßlichkeit der Basisinformationen um so größeren Wert gelegt. Für jedes Stichwort sind weiterführende Literaturhinweise angegeben. Auch diese enthalten natürlich den Keim des Vergänglichen. Aber die Zielgruppe dieses Nachschlagewerks wird sich sowieso über aktuelle Medien über Neuerscheinungen informieren, so daß dieser "Mangel" zu verschmerzen ist. Auf biographische Artikel wurde verzichtet; dies hätte den Rahmen eines einbändigen Werkes gesprengt. Außerdem - möchte man hinzufügen - ist mittlerweile auch in China der "Personalverschleiß" so hoch, daß Angaben über die Position eines Politikers schnell veralten. Auch für so etwas gibt es bekanntlich andere Medien, zum Beispiel die im gleichen Haus erscheinende Monatszeitschrift "China aktuell". Die einzelnen Artikel haben in der Regel eine sehr gut "verdauliche" Länge. Unverständlich ist lediglich der rechtfertigende Hinweis auf die stetig wachsende Bedeutung Chinas in der heutigen Zeit im Klappentext. Für dieses Buch muß man sich nicht entschuldigen, auch nicht indirekt. Und diejenigen, die die Bedeutung Chinas immer noch nicht erkannt haben, verdienen das Buch sowieso nicht. (Brunhild Staiger/Stefan Friedrich/Hans-Wilm Schütte [Herausgeber]: Das große China-Lexikon. Geschichte, Geographie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Eine Veröffentlichung des Instituts für Asienkunde Hamburg. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003. XX und 974 Seiten, 128,- [Euro].)
pes.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
CHINA. Von den Merkwürdigkeiten der neuen Rechtschreibung einmal abgesehen, ist den Herausgebern und Mitarbeitern dieses Lexikons eine herausragende und trotz der gewaltigen Informationsmenge benutzerfreundliche Leistung zu bescheinigen. Umfangreiche Personen- und Sachregister weisen den Weg zu den Artikeln, von deren thematischer Vielfalt eine Übersicht am Anfang des Bandes zeugt. Neben zu erwartenden Themen wie politisches System, Außenbeziehungen und Verteidigungswesen wird zum Beispiel auch dem Alltagsleben in Form der Eß- und Trinkkultur Aufmerksamkeit geschenkt. Das Lexikon soll das vor dreißig Jahren erschienene China-Handbuch ersetzen, dessen Informationsstand allmählich mit der Realität nicht mehr viel zu tun hatte. Entsprechendes gilt natürlich für jedes Nachschlagewerk, mehr oder weniger schnell. Schon bei Drucklegung waren, wie die Herausgeberin im Vorwort darlegt, nicht mehr alle statistischen Angaben auf dem allerneuesten Stand, was bei einem über sieben Jahre entstandenen Band auch nicht erwartet werden kann. Deshalb habe man auf die Verläßlichkeit der Basisinformationen um so größeren Wert gelegt. Für jedes Stichwort sind weiterführende Literaturhinweise angegeben. Auch diese enthalten natürlich den Keim des Vergänglichen. Aber die Zielgruppe dieses Nachschlagewerks wird sich sowieso über aktuelle Medien über Neuerscheinungen informieren, so daß dieser "Mangel" zu verschmerzen ist. Auf biographische Artikel wurde verzichtet; dies hätte den Rahmen eines einbändigen Werkes gesprengt. Außerdem - möchte man hinzufügen - ist mittlerweile auch in China der "Personalverschleiß" so hoch, daß Angaben über die Position eines Politikers schnell veralten. Auch für so etwas gibt es bekanntlich andere Medien, zum Beispiel die im gleichen Haus erscheinende Monatszeitschrift "China aktuell". Die einzelnen Artikel haben in der Regel eine sehr gut "verdauliche" Länge. Unverständlich ist lediglich der rechtfertigende Hinweis auf die stetig wachsende Bedeutung Chinas in der heutigen Zeit im Klappentext. Für dieses Buch muß man sich nicht entschuldigen, auch nicht indirekt. Und diejenigen, die die Bedeutung Chinas immer noch nicht erkannt haben, verdienen das Buch sowieso nicht. (Brunhild Staiger/Stefan Friedrich/Hans-Wilm Schütte [Herausgeber]: Das große China-Lexikon. Geschichte, Geographie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Eine Veröffentlichung des Instituts für Asienkunde Hamburg. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003. XX und 974 Seiten, 128,- [Euro].)
pes.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Rezensent mit dem Kürzel "pes." mag die neue Rechtschreibung nicht. Dies ist jedenfalls die erste Information, die man aus seiner Rezension des vorliegenden Handbuches erhält. Davon abgesehen bescheinigt er den Autoren eine herausragende Leistung. Trotz der großen Menge an Informationen ist es den Autoren gelungen, diese den Lesern leicht zugänglich zu machen. Eingegangen werde hier nicht nur auf politische Themen sondern auch auf die Alltagskultur, so zum Beispiel auf die Ess- und Trinkkultur. Inhaltlich missfällt dem Rezensenten nur der rechtfertigende Hinweis zur wachsenden Bedeutung Chinas im Klappentext. "Diejenigen, die die Bedeutung Chinas immer noch nicht erkannt haben, verdienen das Buch sowieso nicht", so "pes.".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH