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Produktdetails
Autorenporträt
Marcel Feige, geboren 1971, arbeitete nach Abitur und Zeitungsvolontariat als leitender Redakteur bei verschiedenen Musik-, Lifestyle- und Stadt-Magazinen. Seit 1998 lebt er als Schriftsteller in Berlin. Im Jahr 2002 wurde Marcel Feige mit seinen Büchern »Schatten über Deutschland. 100 Jahre deutschsprachige Phantastik« und das »Fantasy-Lexikon« gleich zwei Mal für den Rheinischen Literaturpreis 2002 nominiert. Für »Nina Hagen. That s why the lady is a punk« erhielt er den renommierten Corine International Buchpreis 2003.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2002

Mancher Sprechblase fehlt die Denkblase
Anlauf zu einem Comic-Lexikon: Marcel Feige liest bei Asterix, Donald Duck und Superman nach

In Frankreich, jenem gesegneten Land der Comics, gibt es ein dickes Buch, das sich "Dictionnaire mondial de la bande dessinée" nennt; erschienen ist es beim renommierten Verlagshaus Larousse. Verfaßt haben es Patrick Gaumer und Claude Moliterni, zwei seit vielen Jahrzehnten ausgewiesene Fachautoren, und es ist gut, daß sich gleich zwei Autoren die Kompilations- und Auswahlarbeit teilten. Es gibt keine lange Einleitung, nur eine knappe Begriffsbestimmung, und dann folgen siebenhundert Seiten lexikalischer Einträge, bisweilen unterbrochen durch Farbseiten. Das Ganze wird im Großformat auf schönem Papier gedruckt, schön gebunden und zum Preis von mittlerweile mehr als sechzig Euro mehrfach aufgelegt.

In Deutschland, jenem wenig segensreichen Land für die Comics, gibt es seit kurzem auch ein dickes Buch. Es nennt sich "Das große Comic-Lexikon" und hat einen Untertitel, dessen barocke Weitschweifigkeit den Rahmen der Rezension sprengen würde, weshalb auf die untenstehende Bibliographie verwiesen sei. Erschienen ist es beim ob der Qualität seiner Produkte etwas umstrittenen "Lexikon Imprint Verlag", einer Tochter des erfolgreichen Verlagshauses Schwarzkopf & Schwarzkopf. Verfaßt hat es Marcel Feige, ein seit drei Jahrzehnten auf der Welt befindlicher Autor, der beim selben Verlag auch schon "Große Lexika" zu den Themen Fantasy, Stephen King, Aliens und Tattoo & Piercing veröffentlicht hat. Es ist schlecht, daß er sich die Kompilations- und Auswahlarbeit mit niemandem geteilt hat, denn dann wäre auf die knappe Einleitung nicht noch ein Interview mit dem Hattinger Comiczeichner Jan-Michael Richter alias Jamiri gefolgt, der zudem einen längeren Eintrag im Lexikon erhält als George Herriman, Winsor McCay, Art Spiegelman, Yves Chaland oder Jijé, um nur ein paar der größten Meister des Metiers zu nennen. Dann folgen sechshundert Seiten lexikalischer Einträge, bisweilen unterbrochen durch schlecht gedruckte Schwarzweiß-Vignetten. Das Ganze wird in stattlichem Format auf schlechtem Papier gedruckt, billig broschiert und zum Preis von 22,90 Euro vermutlich mehrfach aufgelegt werden. Soviel zur Wertschätzung von Comics in Deutschland.

Immerhin leistet Feige etwas, woran Gaumer und Moltinerni nicht einmal im Traum gedacht hätten: Er setzt einen Schwerpunkt auf den deutschen Comic, vor allem auch - die Geschichte des Verlagshauses verpflichtet - im Hinblick auf Bildgeschichten in der DDR. Da ist einiges Schöne zu lesen, und daß sogar eine Serie wie "Schweinevogel" von Schwarwel in seinen Blick gerät, zeigt echtes Interesse. Doch das ist auch schon das Beste, was man über das Buch sagen kann.

Es ist nicht allzu schwer, in einem Lexikon Fehler zu finden - man muß nur die Einträge zu den eigenen Spezialgebieten durchsehen. Das ist hier nicht anders, aber leider ganz besonders einfach. Daß etwa Troubadix und Mirakulix aus der "Asterix"-Reihe beide im Französischen den Namen Panoramix tragen - man mag es nicht ganz glauben. Daß Daniel Düsentrieb nicht erst 1962 das Licht der Welt erblickte, weiß man. Daß Hergé im wirklichen Leben nicht Rémis mit Nachnamen, sondern Rémi hieß, wäre ein läßlicher Druckfehler, wenn er sich nicht gleich mehrfach fände - und das direkt neben der richtigen Schreibweise. Und daß der Krimiautor Léo Malet die Vorlagen für Jacques Tardis Alben "Die Brücke im Nebel" und "Kein Ticket für den Tod" und gerade nicht für "Blei in den Knochen" schrieb, hätte ein kurzer Blick in die jeweiligen Bücher gelehrt.

All das ausgebreitete Wissen von Feige ist in weiten Teilen erkennbar nicht an-, sondern nachgelesen. Und ärgerlich wird es, wenn nicht einmal das versucht wurde: Nehmen wir als Beispiel gleich den allerersten Eintrag des Lexikons: "Abenteuer". Es sei "vielleicht eines der wichtigsten Genres der Comic-Kultur". Liebe Güte, wie meinungsfreudig! Kann man aber eine präzisere Auskunft erwarten von einem Autor, der Abenteuer in den Comics erst in den fünfziger Jahren beginnen läßt? Der kein Wort verliert über die drei Serien, die das Genre begründeten: "Buck Rogers", "Tarzan" und "Tim und Struppi", alle erstmals erschienen im Januar 1929? Geschweige denn über den ganzen Rest wie etwa "Terry and the Pirates", "Prinz Eisenherz", "Blake und Mortimer" und Hunderte andere Reihen vor 1950.

Immerhin ist Feiges Buch bisweilen recht aktuell; so findet sich etwa mit Joann Sfar der beste unter den jungen französischen Zeichnern, obwohl bislang nicht eben viel von ihm übersetzt worden ist. Der Eintrag umfaßt zweiundzwanzig Zeilen, und das ist viel, verglichen etwa mit den neun Zeilen, die Daniel Torres gewidmet sind, dessen deutsche Publikationsliste im Jahr 1990 endet, obwohl seitdem mindestens vier weitere Alben erschienen sind. Wie fängt der Eintrag zu Torres an? "In Spanien ein Star, hierzulande so gut wie unbeachtet." Stimmt. Deshalb auch nur sieben weitere Zeilen und eine Abbildung von Torres, die leider dem Zeichner Ted Benoît zugeschlagen wird. So bestätigt man die eigene These auf eindrucksvolle Weise.

ANDREAS PLATTHAUS.

Marcel Feige: "Das große Comic-Lexikon". Von Asterix und Akira über Donald Duck und Dad Dare bis Superman und Yps, Digedags und Hergé: Die ganze wunderbare Welt der Bildgeschichten, ihre Zeichner & Autoren, Magazine & Figuren. Lexikon Imprint Verlag, Berlin 2001. 598 S., Abb., br., 22,90 .

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Platthaus nimmt bei seinem Verriss des Comic-Lexikons kein Blatt vor den Mund. Nachdem er sich gründlich über die schlechte Qualität des Buches und die "schlecht gedruckten" Schwarzweiß-Abbildungen ausgelassen hat, geht er ans Eingemachte. Er wirft dem Autor vor, nur "angelesenes" Wissen zu bieten, dass zudem voller Fehler ist. Auch die Auswahl findet der Rezensent angreifbar. Er vermutet, dass es besser gewesen wäre, wenn sich der Autor seine Arbeit mit einem kompetenten Mitstreiter geteilt hätte. Einige der wichtigsten Schöpfer vor allem des französischen Comics sieht Platthaus viel zu kurz abgehandelt, und er findet es geradezu skandalös, dass der Comic vor 1950 derart sträflich vernachlässigt wird. Immerhin, so der Rezensent ein bisschen versöhnlicher, könne man über die Bildergeschichte der DDR "einiges Schöne" lesen.

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