Früherer gebundener Preis 22,00 €**

Als Restexemplar:
7,99 €
inkl. MwSt.
**Frühere Preisbindung aufgehoben

Sofort lieferbar
payback
4 °P sammeln

neue Bücher, die nur noch in kleinen Stückzahlen vorhanden und von der Preisbindung befreit sind. Schnell sein! Lieferung nur solange der Vorrat reicht!
  • Gebundenes Buch

Spätestens seit seinem Weltbestseller "Middlesex" wissen wir, dass Jeffrey Eugenides über Liebe, Ehe und Identitätskrisen wie kaum ein Zweiter schreiben kann. Die Sammlung von Erzählungen, in Amerika seine erste überhaupt, zeigt ihn nun wieder auf der Höhe seiner Kunst. "Das große Experiment " handelt von Menschen, die in Schwierigkeiten stecken - meist sind es Ehepaare, Paare. Da ist ein Familienvater, der im Garten an der Feuerstelle sitzt und auf sein Haus schaut, das er nach einem Seitensprung nicht mehr betreten darf. Da ist ein junges Mädchen, das von den indischen Eltern an einen…mehr

Produktbeschreibung
Spätestens seit seinem Weltbestseller "Middlesex" wissen wir, dass Jeffrey Eugenides über Liebe, Ehe und Identitätskrisen wie kaum ein Zweiter schreiben kann. Die Sammlung von Erzählungen, in Amerika seine erste überhaupt, zeigt ihn nun wieder auf der Höhe seiner Kunst.
"Das große Experiment " handelt von Menschen, die in Schwierigkeiten stecken - meist sind es Ehepaare, Paare. Da ist ein Familienvater, der im Garten an der Feuerstelle sitzt und auf sein Haus schaut, das er nach einem Seitensprung nicht mehr betreten darf. Da ist ein junges Mädchen, das von den indischen Eltern an einen Unbekannten verheiratet werden soll; um dem zu entgehen, verführt sie einen Mann, der nicht weiß, dass sie noch minderjährig ist, und wirft ihn dadurch aus der Bahn. Da ist ein Lektor, der viel arbeitet und trotzdem so wenig verdient, dass seine beiden Kinder oft woanders übernachten müssen, weil zu Hause das Geld fürs Heizen fehlt; also beschließt er, sich das dringend Benötigte selbst zu beschaffen, und veruntreut das Vermögen seines Chefs. Da ist die 88-jährige Della, die mit einer Demenz-Diagnose in ein Pflegeheim kommt; ihre langjährige Freundin entführt sie trotz Schneesturm-Warnung aus der Stadt. Und schließlich ist da noch die junge Frau, die sich per Bratenspritze ihren Kinderwunsch erfüllen will.
Verkappte Romane oder doch eher nicht? Jeffrey Eugenides, der "Epiker" unter den amerikanischen Romanautoren, ist auch ein Meister der kleineren Form - das zeigen diese virtuos komponierten und mit großer Menschenkenntnis erzählten Geschichten.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Eugenides, JeffreyJeffrey Eugenides, geboren 1960 in Detroit/Michigan, bekam 2003 für seinen weltweit gefeierten Roman "Middlesex" den Pulitzer-Preis und den "Welt"-Literaturpreis verliehen. Sein erster Roman "Die Selbstmord-Schwestern" wurde 1999 von Sofia Coppola verfilmt. Außerdem veröffentlichte er die Anthologie "Der Spatz meiner Herrin ist tot. Große Liebesgeschichten der Weltliteratur" und den Roman "Die Liebeshandlung", für den er den Prix Fitzgerald und den Madame Figaro Literary Prize erhielt. Er lehrt als Lewis and Loretta Glucksman Professor Amerikanische Literatur an der New York University in New York.
Rezensionen
Ein Cembalo geht flöten
Jeffrey Eugenides evaluiert "Das große Experiment"

Als ihm sein schwerreicher Chef Sozialleistungen verweigert, empfindet das der junge Lektor Kendall als derart ungerecht, dass er sich vom Buchhalter des Verlags in Chicago überreden lässt, den Chef mit fingierten Rechnungen zu betrügen. Zugleich arbeitet er an einer gekürzten Ausgabe von Alexis de Tocquevilles "Über die Demokratie in Amerika", das der Verleger unbedingt für die heutigen Leser herausbringen möchte. Erst diese Arbeit verschafft ihm die lang entbehrte Anerkennung durch den Chef, der am Ende auch noch ahnt, dass etwas mit den Abrechnungen nicht stimmt - und ausgerechnet Kendall zu seinem Vertrauten in dieser Sache macht. Die ersten Worte von Jeffrey Eugenides' Erzählung "Das große Experiment", im amerikanischen Original vor zehn Jahren und nun auch auf Deutsch erschienen, erweisen sich vor diesem Hintergrund als Kippfigur: "Wenn du so schlau bist, wieso bist du dann nicht reich?" hatte Kendall nach langem Zögern als Aufforderung genommen, seine Intelligenz für sein persönliches Fortkommen zu nutzen, durch Geschäftssinn, durch Betrug. Nun stellt sich die Frage, wie weit es mit der Schläue des Lektors tatsächlich her ist - oder ob dem Satz selbst ein falscher Schluss zugrunde liegt.

In seinem Erzählungsband, dem "Das große Experiment" auch den Titel gibt, versammelt Eugenides zehn Texte aus dreißig Jahren; ein gewichtiger Teil von ihnen ist in den späten Neunzigern entstanden, es finden sich aber auch zwei, die ganz frisch sind. Sie handeln von künstlicher Befruchtung, Sexforschern, einem ehebrecherischen Radiomoderator, zwei alten Frauen im Clinch mit den Anforderungen der Gesellschaft oder einem Erleuchtung suchenden jungen Amerikaner mit tagelangem Durchfall.

Was sie verbindet, erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Eugenides sucht ersichtlich das Staunen seiner Figuren, er spürt es auf und stellt es dar, ohne ihm dabei seine Dringlichkeit zu nehmen, ohne die Überwältigung der Staunenden abzuschwächen. Sie staunen über ihre eigene Lage und die der ganzen Welt, sie staunen darüber, wohin es mit ihnen selbst so schleichend gekommen ist und wohin mit der Gesellschaft, die sie umgibt, und oft genug fällt beides zusammen. Der Musiker, der sich vor Jahren ein Cembalo auf Kredit gekauft hatte, nun die Raten nicht mehr bedienen kann und das Instrument verlieren wird ("Alte Musik", 2005), sieht die Zeichen und sieht sie zugleich auch nicht, jedenfalls vermag er sie nicht zu deuten. Größere Energie als auf die Regelung der Finanzen wendet er daran, die Fassade aufrechtzuerhalten: vor der Welt, vor seiner Frau, am meisten aber vor sich selbst.

Die umgekehrte Perspektive, die des Beobachters eines nicht selbstverschuldeten Desasters, herrscht dann in "Timesharing" von 1997 vor. Ein junger Mann erzählt von seinem Vater, der immer neue Geschäfte anfängt und selten zu Ende führt und nun ein heruntergekommenes Hotel in Florida betreibt, das er währenddessen renoviert. Nicht ohne Erfolg: "Der Bau war eine Ruine, als mein Vater sich das Geld für den Kauf lieh, und nach dem, was meine Mutter mir sagt, sieht es hier jetzt schon um einiges besser aus" - die Reparaturen allerdings sind zu einem guten Teil kosmetischer Natur, und der schleichende Zusammenbruch des Projekts deutet sich in den Worten des wach registrierenden Erzählers an. Der aber kennt den Unternehmerdrang seines Vaters und weiß, dass er durch den Versuch einzugreifen nichts Wesentliches verhindern wird. Also nimmt er mit, was die Situation an Annehmlichkeiten zu bieten hat, hofft darauf, dass der große Knall ausbleibt, und ist doch mehr als darauf gefasst.

Überhaupt spielen Häuser und Interieurs in den meisten Geschichten dieser Sammlung eine große Rolle, und so wie von Eugenides' großem Roman "Middlesex" nicht zuletzt das mit Spuren des Verfalls gezeichnete Detroit in wacher Erinnerung bleibt, sind es hier die abgelösten Tapeten und undichten Dächer, die Bilder an den Wänden, die modernen Küchen und Penthousewohnungen, denen der Autor einige Sorgfalt widmet und die ihrerseits - wie in "Das große Experiment" - die Handlung motivieren und vorantreiben. Sie sind Ausdruck der Zustände, die von den Protagonisten hinterfragt werden, simpel wie in der Verlagserzählung, wo der Gegensatz zwischen dem glitzernden Penthouse des Verlegers und dem immer schäbigeren Heim der Lektorenfamilie die Frage nach der Gerechtigkeit im modernen Amerika aufwirft, gespiegelt in Tocquevilles fast zweihundert Jahre älterer Zustandsbeschreibung der Vereinigten Staaten.

Kaum ein Protagonist dieser Geschichten aus dem Amerika unserer Tage kommt ungeschoren davon. Und nimmt man den Titel der Sammlung wörtlich, dann fragt man sich, ob Eugenides dieses Experiment nicht als veritablen Fehlschlag ansieht.

TILMAN SPRECKELSEN

Jeffrey Eugenides:

"Das große Experiment".

Erzählungen.

Aus dem Englischen von Gregor Hens und anderen.

Rowohlt Verlag, Reinbek 2018. 336 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Jeffrey Eugenides' Erzählungsband "Das große Experiment" gehört zum Besten, was gerade in Amerika geschrieben wird. (...) zusammen ergeben die Erzählungen eine neue Form von großem amerikanischen Roman. Niklas Maak Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20181125