Während in Westeuropa weibliche Herrscherinnen stets eine Ausnahmeerscheinung geblieben sind, führten im 18. Jahrhundert vier russische Kaiserinnen die Reformen Peters des Großen fort. Eva Daniela Seibel legt mit diesem Buch die erste zusammenhängende Studie vor, die den zeitgenössischen Meinungsspiegel im Alten Reich zur russischen Frauenherrschaft im 18. Jahrhundert untersucht. Vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Diskurse zu Herrschaft, dem Russischen Reich und den Geschlechterkonzepten analysiert die Autorin, wie die russischen Kaiserinnen zu einer Projektionsfläche der eigenen Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste wurden. Die Entwicklung von der Euphorie und dem Eurozentrismus der Aufklärung, die Russland als gelehrigen Schüler des Westens betrachtete, über die mehrdeutige Rolle Russlands einerseits als Feind, andererseits als Bündnispartner deutscher Reichsterritorien im Siebenjährigen Krieg bis zur gefürchteten europäischen Großmacht unter Katharina der Großen dauerte nur wenige Jahrzehnte. Die zahlreichen im Buch präsentierten pointierten Quellenzitate zeigen eindrücklich, dass sich Russland- sowie weibliche Geschlechterstereotypen wechselseitig verstärkten und ebenso unreflektiert wie widersprüchlich verwendet wurden.
Seibels Studie leistet einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis darüber, wie sich das ambivalente deutsche Russlandbild in seinen Polarisierungen entwickelt hat und warum dominierende Diskurse mächtigen Frauen bis in die Gegenwart immer wieder mit Abwehr, Geringschätzung und Spott begegnen.
Seibels Studie leistet einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis darüber, wie sich das ambivalente deutsche Russlandbild in seinen Polarisierungen entwickelt hat und warum dominierende Diskurse mächtigen Frauen bis in die Gegenwart immer wieder mit Abwehr, Geringschätzung und Spott begegnen.