Wenn Bernie Krause seine Mikrofone in ein gesundes Korallenriff senkt, ist der Reichtum der Klänge überwältigend. Das kristallklare Wasser pulsiert mit der akustischen Bandbreite von Geräuschen, die Krustentiere und Fische, ja selbst Seeanemonen erzeugen. Einen Kilometer weiter, wo die Zerstörung sichtbar ist, hört man nur den Klang der Wellen und ein paar Krabben schnappen - trostlose Geräusche einer sterbenden Umwelt.Seine Leidenschaft für die Natur hat den Musiker Bernie Krause, der einst die elektronische Musik erfand und mit Popgrößen wie The Byrds, The Doors, Bob Dylan und George Harrison zusammenarbeitete, zum Forscher und Pionier der »Biophonie« gemacht. Vierzig Jahre lang hat er die Welt umreist, um den Reichtum der Arten und die einzigartigen Klanglandschaften ursprünglicher Habitate, aber auch deren fortschreitende Zerstörung zu dokumentieren. Er hat am Amazonas Jaguars bei ihrer nächtlichen Beutejagd belauscht, Diane Fosseys Gorillas besucht und den Gesang der Buckelwale aufgenommen. Sein Buch liest sich wie ein Abenteuerroman und ist zugleich ein leidenschaftliches Plädoyer für die Erhaltung einer übersehenen, aber nicht minder bedrohten Ressource: der Musik der Wildnis, die am Ursprung der des Menschen steht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2013Eine Schwirrammer
verschwindet
Der Klangkünstler und -forscher Bernie Krause
warnt vor dem Verstummen der Natur
VON ANDRIAN KREYE
Der kalifornische Bio-Akustiker Bernie Krause hat eines der besten Bücher über das Hören geschrieben. Der Titel, „Das große Orchester der Tiere. Vom Ursprung der Musik in der Natur“, führt freilich ein wenig in die Irre. Zum einen ist das Buch weniger eine Urgeschichte der Musik als ein ökologisches Manifest. Sein Hauptanliegen ist es, einen Zugang zur Welt über das Hören zu finden. Der sei gerade in ökologischen Fragen oft aufschlussreicher als die visuelle Kultur der Moderne. Krauses Erkenntnis daraus ist ernüchternd – das Ende der Welt wird nicht mit dem mächtigen Schlag einer Apokalypse kommen, sondern mit dem leisen Verstummen der Natur.
Zum anderen handelt das Buch in weiten Teilen von Krause selbst. Weil seine Biografie aber ein halbes Jahrhundert Kulturgeschichte umspannt, weil sie von der klassischen Musik über den Aufbruch des Pop in die Elektronik und die Aussteigerkultur der Hippie-Ära bis zur wissenschaftlich fundierten Ökologiebewegung des 21. Jahrhunderts führt, sind seine Thesen auf ein solides historisches Fundament gebettet.
Basis seines Buches sind seine Vorträge und Vorlesungen der letzten Jahre. Traf man ihn an einer der Universitäten oder am Rande einer Konferenz, begegnete man einem klassischen Vertreter jenes akademischen Amerika, das mit den Natur- und Technikwissenschaften eine direkte Linie von den Gegenkulturen der Fünfziger- und Sechzigerjahre in die techno-utopistische Aufbruchstimmung der vergangenen zwanzig Jahre zieht. Mit seinem grauen Haarschopf, der pazifiksonnengebräunten Haut und seiner Nickelbrille wirkt er jünger als seine 74 Jahre. Meist trägt er die inoffizielle Uniform seiner akademischen Zeitgenossen, die man vor allem an den besseren Universitäten an den amerikanischen Küsten findet – Breitcordhosen, Holzfällerhemden, Sportsakkos. Er strahlt diese innere Ruhe aus, die man nur erreicht, wenn man seine Bestimmung im Leben gefunden hat und weiß, dass man seinen eigenen Ansprüchen auch genügt.
Wissenschaftler wie Krause sind das wahre Vermächtnis der amerikanischen Gegenkulturen, die den Marsch durch die politischen Institutionen nie geschafft haben. Im Gegenteil. Die Counter Culture teilte sich schon bald nach dem Ende der Hippiebewegung in drei Stränge. Da waren die Halbherzigen, die sich in die Sicherheit des bürgerlichen Lebens zurückzogen und höchstens einen lässigen Umgang mit weichen Drogen bewahrten. Dann gab es die Verwirrten, die der Hang der Gegenkultur zur Weltfremdheit in den Glauben trieb, den sie mit der Penetranz der Konvertiten vertraten, egal ob sie in fernöstlichen Esoteriksystemen, kultischen Konstrukten wie der Church of Scientology oder einer der unzähligen Schattierungen des amerikanischen Christentums landeten.
Der Kreis derer, die den wachen Geist einer enorm kritischen und klugen Generation in die Wissenschaften retteten, war klein. Das Silicon Valley war von diesen Figuren geprägt, auch wenn die Welt der Hedgefonds-Manager die digitale Kultur in den vergangenen Jahren mit Wucht in die Verhärtungen der neoliberalen Ideologie trieb. Pioniere der psychedelischen und ökologischen Bewegungen wie Timothy Leary und Stewart Brand waren auch die ersten Propheten einer digitalen Welt.
Bernie Krause gehört durchaus in diese Liga. Nach Jahren als Wunderkind – er hat schon früh Meisterklassen bei Leonard Bernstein belegt und trat mit dreizehn als Solist mit dem symphonischen Orchester seiner Heimatstadt Detroit auf – landete er mit der Pubertät bei der Gitarre. Noch während seiner Schulzeit spielte er für Aufnahmen des Motown-Labels. 1963 wurde er bei der Folkgruppe The Weavers Nachfolger für Pete Seger. Danach studierte er am Mills College in San Francisco elektronische Musik bei Karlheinz Stockhausen und Pauline Oliveros. Entscheiden wurde allerdings seine Freundschaft zu Paul Beaver, einem Jazzmusiker, der sein Geld damit verdiente, elektronische Effekte für zweitklassige Filme zu produzieren.
Als Beaver & Krause etablierten sie die neuartigen Klanggeneratoren von Don Buchla und Robert Moog in der Popmusik. Sie gastierten 1967 auf dem Monterey Pop Festival, halfen im Studio Musikern wie George Harrison, Stevie Wonder, den Byrds und den Doors, mit dem Synthesizer umzugehen. Außerdem produzierten sie so genannte Soundscapes für Filme wie „Rosemary’s Baby“, „Apocalypse Now“ oder „Love Story“. Als Paul Beaver 1975 tot auf der Bühne zusammenbrach, zog sich Krause zurück. Er ging mit vierzig zurück an die Uni und promovierte mit einer Arbeit über marine Bioakustik.
Diese Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch Krauses Buch – manchmal der einzige, denn was Krause an Leidenschaft einbringt, fehlt ihm hin und wieder an Stringenz. Doch sie erklärt auch seinen Drang, mit seinen Theorien Praxis einzufordern. Im Zentrum steht die „Nischen-Hypothese“, die er Ende der Achtziger entwickelte, in ihr unterteilt Krause den Klang der Natur in verschiedene Sphären. Da ist zunächst das Grundschema der drei Klangfamilien auf dem Planeten Erde: Die Geophonie bezieht sich auf nicht-biologische Klänge von Wind, Wasser und Gestein. Die Biophonie umfasst alle natürlichen Klänge aus der Tier- und Pflanzenwelt. Die Anthropophonie schließlich reicht von Sprache und Musik bis zu Maschinenlärm und elektronischen Klängen.
Es ist vor allem die Biophonie, die Krause interessiert. Sie verteilt sich über ein Klangspektrum, in dem sich die Tiere, Vögel und Insekten ähnlich wie die Instrumente eines Orchesters Frequenzbereiche suchen, in denen sie kommunizieren können. Immer wieder zieht er mit Mikrofon und Aufnahmegerät in die Wildnis, hält fest, was immer rascher verloren geht. Seine Aufnahmen sind auch immer Abenteuer. Er reist an den Amazonas, in die Wüsten, zu den Polen, taucht in die Weltmeere. Über 4000 Stunden solcher Aufnahmen hat Bernie Krause in den letzten Jahrzehnten gesammelt. Die Hälfte dieser Biophonien, so schreibt er, sind verloren.
Wie genau diese Aufnahmen sind, beweist er etwa mit denen der Lincoln Meadow, eines Waldgebiets im Tahoe National Forest im Norden Kaliforniens. Dort experimentiert man mit kontrolliertem Holzschlag, einer angeblich umweltverträglichen Methode, Bäume systematisch aus einem bestehenden Wald herauszuschlagen, anstatt Teile des Waldes abzuholzen. Das graphische Spektrogramm eines Klanglandschaftsclips von 22 Sekunden zeigt 1988 vor dem Holzschlag ein dichtes Frequenzgewirr. „In der ersten Aufnahme waren der Kiefernsaftlecker, die Bergwachtel, die Schwirrammer, die Dachsammer, die Lincolnammer, das Rubingoldhähnchen und zahlreiche Insekten zu hören“, schreibt er. Ein Jahr danach kehrte er zurück. Mit bloßem Auge sah der Wald intakt aus. Doch auf dem Spektrogramm, das auch im Buch abgebildet ist, sieht man, dass nur noch ein Bruchteil der Frequenzen übrig geblieben ist. Unzählige solcher Beispiele führt Krause an, von den absterbenden Korallenriffen bis zu den stäbchenförmigen Eisformationen des Candle Ice in der Arktis. Weil die Klangbilder im Text ihre Grenzen haben, hat er auch für die deutsche Ausgabe eine Webseite eingerichtet, auf der man zu jedem Kapitel die wichtigsten Klangbeispiele anhören kann.
So findet man zwischen seiner Biografie und seinem ökologischen Anliegen auch immer wieder großartige Ausflüge in Nischenfelder des Hören. Doch letztlich ist es ein apokalyptisches Weltbild, das Bernie Krause aus der Schönheit seiner Klangwelten schöpft. Da nutzt es auch nicht, dass er das letzte Kapitel „Coda der Hoffnung“ überschreibt.
Bernie Krause: Das große Orchester der Tiere. Vom Ursprung der Musik in der Natur. Aus dem Englischen von Sonja Schumacher und Gabriele Gockel. Antje Kunstmann Verlag, München 2013. 272 Seiten, 22,95 Euro. E-Book 17,99 Euro.
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Der Klangkünstler und -forscher Bernie Krause
warnt vor dem Verstummen der Natur
VON ANDRIAN KREYE
Der kalifornische Bio-Akustiker Bernie Krause hat eines der besten Bücher über das Hören geschrieben. Der Titel, „Das große Orchester der Tiere. Vom Ursprung der Musik in der Natur“, führt freilich ein wenig in die Irre. Zum einen ist das Buch weniger eine Urgeschichte der Musik als ein ökologisches Manifest. Sein Hauptanliegen ist es, einen Zugang zur Welt über das Hören zu finden. Der sei gerade in ökologischen Fragen oft aufschlussreicher als die visuelle Kultur der Moderne. Krauses Erkenntnis daraus ist ernüchternd – das Ende der Welt wird nicht mit dem mächtigen Schlag einer Apokalypse kommen, sondern mit dem leisen Verstummen der Natur.
Zum anderen handelt das Buch in weiten Teilen von Krause selbst. Weil seine Biografie aber ein halbes Jahrhundert Kulturgeschichte umspannt, weil sie von der klassischen Musik über den Aufbruch des Pop in die Elektronik und die Aussteigerkultur der Hippie-Ära bis zur wissenschaftlich fundierten Ökologiebewegung des 21. Jahrhunderts führt, sind seine Thesen auf ein solides historisches Fundament gebettet.
Basis seines Buches sind seine Vorträge und Vorlesungen der letzten Jahre. Traf man ihn an einer der Universitäten oder am Rande einer Konferenz, begegnete man einem klassischen Vertreter jenes akademischen Amerika, das mit den Natur- und Technikwissenschaften eine direkte Linie von den Gegenkulturen der Fünfziger- und Sechzigerjahre in die techno-utopistische Aufbruchstimmung der vergangenen zwanzig Jahre zieht. Mit seinem grauen Haarschopf, der pazifiksonnengebräunten Haut und seiner Nickelbrille wirkt er jünger als seine 74 Jahre. Meist trägt er die inoffizielle Uniform seiner akademischen Zeitgenossen, die man vor allem an den besseren Universitäten an den amerikanischen Küsten findet – Breitcordhosen, Holzfällerhemden, Sportsakkos. Er strahlt diese innere Ruhe aus, die man nur erreicht, wenn man seine Bestimmung im Leben gefunden hat und weiß, dass man seinen eigenen Ansprüchen auch genügt.
Wissenschaftler wie Krause sind das wahre Vermächtnis der amerikanischen Gegenkulturen, die den Marsch durch die politischen Institutionen nie geschafft haben. Im Gegenteil. Die Counter Culture teilte sich schon bald nach dem Ende der Hippiebewegung in drei Stränge. Da waren die Halbherzigen, die sich in die Sicherheit des bürgerlichen Lebens zurückzogen und höchstens einen lässigen Umgang mit weichen Drogen bewahrten. Dann gab es die Verwirrten, die der Hang der Gegenkultur zur Weltfremdheit in den Glauben trieb, den sie mit der Penetranz der Konvertiten vertraten, egal ob sie in fernöstlichen Esoteriksystemen, kultischen Konstrukten wie der Church of Scientology oder einer der unzähligen Schattierungen des amerikanischen Christentums landeten.
Der Kreis derer, die den wachen Geist einer enorm kritischen und klugen Generation in die Wissenschaften retteten, war klein. Das Silicon Valley war von diesen Figuren geprägt, auch wenn die Welt der Hedgefonds-Manager die digitale Kultur in den vergangenen Jahren mit Wucht in die Verhärtungen der neoliberalen Ideologie trieb. Pioniere der psychedelischen und ökologischen Bewegungen wie Timothy Leary und Stewart Brand waren auch die ersten Propheten einer digitalen Welt.
Bernie Krause gehört durchaus in diese Liga. Nach Jahren als Wunderkind – er hat schon früh Meisterklassen bei Leonard Bernstein belegt und trat mit dreizehn als Solist mit dem symphonischen Orchester seiner Heimatstadt Detroit auf – landete er mit der Pubertät bei der Gitarre. Noch während seiner Schulzeit spielte er für Aufnahmen des Motown-Labels. 1963 wurde er bei der Folkgruppe The Weavers Nachfolger für Pete Seger. Danach studierte er am Mills College in San Francisco elektronische Musik bei Karlheinz Stockhausen und Pauline Oliveros. Entscheiden wurde allerdings seine Freundschaft zu Paul Beaver, einem Jazzmusiker, der sein Geld damit verdiente, elektronische Effekte für zweitklassige Filme zu produzieren.
Als Beaver & Krause etablierten sie die neuartigen Klanggeneratoren von Don Buchla und Robert Moog in der Popmusik. Sie gastierten 1967 auf dem Monterey Pop Festival, halfen im Studio Musikern wie George Harrison, Stevie Wonder, den Byrds und den Doors, mit dem Synthesizer umzugehen. Außerdem produzierten sie so genannte Soundscapes für Filme wie „Rosemary’s Baby“, „Apocalypse Now“ oder „Love Story“. Als Paul Beaver 1975 tot auf der Bühne zusammenbrach, zog sich Krause zurück. Er ging mit vierzig zurück an die Uni und promovierte mit einer Arbeit über marine Bioakustik.
Diese Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch Krauses Buch – manchmal der einzige, denn was Krause an Leidenschaft einbringt, fehlt ihm hin und wieder an Stringenz. Doch sie erklärt auch seinen Drang, mit seinen Theorien Praxis einzufordern. Im Zentrum steht die „Nischen-Hypothese“, die er Ende der Achtziger entwickelte, in ihr unterteilt Krause den Klang der Natur in verschiedene Sphären. Da ist zunächst das Grundschema der drei Klangfamilien auf dem Planeten Erde: Die Geophonie bezieht sich auf nicht-biologische Klänge von Wind, Wasser und Gestein. Die Biophonie umfasst alle natürlichen Klänge aus der Tier- und Pflanzenwelt. Die Anthropophonie schließlich reicht von Sprache und Musik bis zu Maschinenlärm und elektronischen Klängen.
Es ist vor allem die Biophonie, die Krause interessiert. Sie verteilt sich über ein Klangspektrum, in dem sich die Tiere, Vögel und Insekten ähnlich wie die Instrumente eines Orchesters Frequenzbereiche suchen, in denen sie kommunizieren können. Immer wieder zieht er mit Mikrofon und Aufnahmegerät in die Wildnis, hält fest, was immer rascher verloren geht. Seine Aufnahmen sind auch immer Abenteuer. Er reist an den Amazonas, in die Wüsten, zu den Polen, taucht in die Weltmeere. Über 4000 Stunden solcher Aufnahmen hat Bernie Krause in den letzten Jahrzehnten gesammelt. Die Hälfte dieser Biophonien, so schreibt er, sind verloren.
Wie genau diese Aufnahmen sind, beweist er etwa mit denen der Lincoln Meadow, eines Waldgebiets im Tahoe National Forest im Norden Kaliforniens. Dort experimentiert man mit kontrolliertem Holzschlag, einer angeblich umweltverträglichen Methode, Bäume systematisch aus einem bestehenden Wald herauszuschlagen, anstatt Teile des Waldes abzuholzen. Das graphische Spektrogramm eines Klanglandschaftsclips von 22 Sekunden zeigt 1988 vor dem Holzschlag ein dichtes Frequenzgewirr. „In der ersten Aufnahme waren der Kiefernsaftlecker, die Bergwachtel, die Schwirrammer, die Dachsammer, die Lincolnammer, das Rubingoldhähnchen und zahlreiche Insekten zu hören“, schreibt er. Ein Jahr danach kehrte er zurück. Mit bloßem Auge sah der Wald intakt aus. Doch auf dem Spektrogramm, das auch im Buch abgebildet ist, sieht man, dass nur noch ein Bruchteil der Frequenzen übrig geblieben ist. Unzählige solcher Beispiele führt Krause an, von den absterbenden Korallenriffen bis zu den stäbchenförmigen Eisformationen des Candle Ice in der Arktis. Weil die Klangbilder im Text ihre Grenzen haben, hat er auch für die deutsche Ausgabe eine Webseite eingerichtet, auf der man zu jedem Kapitel die wichtigsten Klangbeispiele anhören kann.
So findet man zwischen seiner Biografie und seinem ökologischen Anliegen auch immer wieder großartige Ausflüge in Nischenfelder des Hören. Doch letztlich ist es ein apokalyptisches Weltbild, das Bernie Krause aus der Schönheit seiner Klangwelten schöpft. Da nutzt es auch nicht, dass er das letzte Kapitel „Coda der Hoffnung“ überschreibt.
Bernie Krause: Das große Orchester der Tiere. Vom Ursprung der Musik in der Natur. Aus dem Englischen von Sonja Schumacher und Gabriele Gockel. Antje Kunstmann Verlag, München 2013. 272 Seiten, 22,95 Euro. E-Book 17,99 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Andrian Kreye liest Bernie Krauses Buch "Das große Orchester der Tiere" als einen apokalyptischen Abgesang an die Ökosysteme dieser Welt. Für ihn ist das Werk des Experten für Klangwelten eines der besten Bücher über das Hören überhaupt und gleichzeitig ein "ökologisches Manifest". Krause beschäftigte sich viele Jahre als Musiker mit den Klängen von Pop und Kino und ist nun dazu übergegangen, Töne in der Natur aufzunehmen. Seine Erkenntnisse schockieren Kreye, denn sie beweisen, in welch rasanter Geschwindigkeit Frequenzen im Tier- und Insektenreich verschwinden und damit auch ihre Erzeuger. Für ihn ist Krause ein Abenteurer, der von seinen Reisen in die ganze Welt fremde und aufregende Klänge mitbringt und mit seinen Lesern teilt. Der Kritiker bemerkt, dass sich Krauses eigene Geschichte dabei wie ein roter Faden durch das Buch zieht. An manchen Stellen fehlt dem Kritiker ein wenig Stringenz, dafür schätzt er Krauses Leidenschaft umso mehr.
© Perlentaucher Medien GmbH
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