Handschriftenfragmente sind die Überreste mittelalterlicher Bücher, die als Bestandteile von Bucheinbänden erhalten blieben. Ihre wissenschaftliche Bedeutung liegt in ihrem Quellenwert, da jedes Fragment für ein verlorenes Unikat steht. Insgesamt kompensieren Fragmente den Totalverlust von über 90 % der mittelalterlichen Handschriften. Der systematischen Fragmentforschung steht jedoch oft der eingeschränkte Zugriff auf mangelhaft bearbeitete Fragmentbestände entgegen. Deren Erschließung zählt somit in nächster Zukunft zu den wichtigsten, anspruchsvollsten Aufgaben der AltbuchbibliothekarInnen. Im Hinblick auf ihre Aufgabe, die Fragmente auf deren weiterführende wissenschaftliche Erforschung vorzubereiten, wird deutlich, dass eine bloße Abarbeitung von Fragmentbeständen nach Mindeststandards bzw. vorgegebenen Mustern nicht genügt. Neue Erschließungsformen müssen entwickelt werden, mit deren Hilfe sich die große Fragmentmenge in absehbarer Zeit bewältigen lässt und die zudem jene Informationen bereitstellen, die den Ansprüchen der statistischen Methoden der modernen Fragmentforschung entsprechen.