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Lily, eine junge Studentin, ist dem großen Architekten Klaus Lehmann auf der Spur. Seine Lebensgeschichte führt sie in das schöne entlegene Dorf Steerborough, an der lichtüberfluteten Küste Suffolks. Dort sind es die leidenschaftlichen Liebesbriefe, die Lehmann über Jahrzehnte an seine Frau Elsa schrieb, die sie gefangen nehmen und immer weiter in das Schicksal der beiden zurückführen, ein Schicksal, das zutiefst mit Steerborough verbunden ist. Allmählich setzt sich ein Mosaik von Passion und Verrat, von preisgegebener und wieder gefundener Nähe zusammen, und Lily sieht sich unausweichlich mit…mehr

Produktbeschreibung
Lily, eine junge Studentin, ist dem großen Architekten Klaus Lehmann auf der Spur. Seine Lebensgeschichte führt sie in das schöne entlegene Dorf Steerborough, an der lichtüberfluteten Küste Suffolks. Dort sind es die leidenschaftlichen Liebesbriefe, die Lehmann über Jahrzehnte an seine Frau Elsa schrieb, die sie gefangen nehmen und immer weiter in das Schicksal der beiden zurückführen, ein Schicksal, das zutiefst mit Steerborough verbunden ist. Allmählich setzt sich ein Mosaik von Passion und Verrat, von preisgegebener und wieder gefundener Nähe zusammen, und Lily sieht sich unausweichlich mit ihren eigenen Sehnsüchten konfrontiert. Und auch die komplizierten Telefonate mit Nick, ihrem Geliebten im fernen London, lassen sie dieses unerfüllte Verlangen nur noch deutlicher spüren. Mit großer erzählerischer Kraft erkundet Esther Freud die Gefühle und Leidenschaften dieser Paare und Personen.
Autorenporträt
Esther Freud, eine Urenkelin Sigmund Freuds, wurde 1963 in London geboren. 1991 veröffentlichte die ausgebildete Schauspielerin ihren ersten Roman "Hideous Kinky" (dt. 1999, Marrakesch), der 1998 mit Kate Winslet verfilmt wurde. Ihr zweiter Roman, "Peerless Flats", erschien 1993 (dt. 1996, "Blaues Wunder"), 1997 folgte "Gaglow" (dt. 1998, "Sommer in Gaglow"). Die Kulturzeitschrift "Granta" zählte Esther Freud 1993 zu den besten britischen Jungautorinnen. Ihre Bücher wurden in 13 Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2006

Die Flut heilt alle Wunden
Familienmeerespackung: Ein Liebesroman von Esther Freud

Ob ihr Familienname der englischen Schriftstellerin Esther Freud eher Segen oder Fluch beschert, bleibt ihr wohlgehütetes Geheimnis. Als Urenkelin des Wiener Psychoanalytikers Sigmund, Enkelin des Architekten Ernst und Tochter des Malers Lucian Freud tritt sie mit ihren Romanen das Erbe einer ganzen Dynastie an. Noch bevor man die erste Seite gelesen hat, lenkt der Name Freud die Aufmerksamkeit des Lesers in eine Richtung, die eine unbefangene Lektüre nahezu unmöglich macht. Daß ihre Familiengeschichte ganz unzweifelhaft Stoff genug für eine ganze Reihe von Büchern bildet, hat sie sich bereits in ihren vergangenen Werken zunutze gemacht. Auch ihren jüngsten Roman durchzieht ein dichtes Geflecht familiärer Reminiszenzen.

Inspiriert durch die Briefe ihres Großvaters, des Architekten Ernst, entfaltet Esther Freud eine Erzählung, die den englischen Küstenort Steerborough und dessen Einwohner im Jahre 1953 und in der Gegenwart porträtiert. Die Architekturstudentin Lily reist aus London in den idyllischen Ort, um dort ihre Arbeit über den deutsch-jüdischen Architekten Klaus Lehmann zu schreiben. Privat trägt sie schwer an der unglücklichen Beziehung zu ihrem Freund Nick. Im Gepäck hat sie ein Bündel Briefe, die Lehmann über Jahre an seine Ehefrau Elsa geschrieben hatte und die erzählerisch eine Brücke zu den Ereignissen des Jahres 1953 schlagen, als Steerborough nicht nur beschauliches Touristenziel, sondern bevorzugter Zufluchtsort jüdischer Emigranten war.

Zur Gruppe der verfolgten Flüchtlinge gehörte neben dem Ehepaar Lehmann der taube Maler Max Meyer. Er verliebt sich in Elsa, deren Mann immer wieder nach Deutschland zurückkehren muß, da ihm in England keine Aufträge erteilt werden. So entspinnt sich eine Affäre zwischen dem Maler und der Frau des Architekten, während sich in der Gegenwart eine analoge Liebesbeziehung zwischen Lily und ihrem neuen Nachbarn, dem alleinerziehenden Vater Grae, entwickelt. Die zeitweilige menage à trois verläuft auf den beiden Erzählebenen auf nahezu gleichförmige Weise. Beide Frauen kehren am Ende zu ihren einstmaligen Partnern zurück, nachdem jeweils eine symbolträchtige Flut den Küstenort heimgesucht hat.

Der Roman möchte gleichzeitig Liebesgeschichte, Künstlerbiographie und Emigrantendrama sein. Besonders lesenswert ist die eindringliche Darstellung der Emigrantenschicksale, die immer wieder zwischen verzweifelter Heimatlosigkeit und zuversichtlicher Lebenslust oszillieren. Daß Freud bei der Figurenauswahl auf nahezu sämtliche Familienerbstücke zurückgreift - Malerei, Architektur, Psychoanalyse -, wirkt nie aufgesetzt. Der Kontrast zwischen der sommerlichen Atmosphäre der englischen Küstenlandschaft, deren elegante Beschreibung mitunter an Virginia Woolfs "Zum Leuchtturm" erinnert, und den bedrückenden Lebensgeschichten der jüdischen Emigranten verleiht dem Roman den faszinierenden Charakter einer Hell-Dunkel-Studie im Stil eines Vermeer-Gemäldes. Einzig der holzschnittartige Verlauf der Liebesgeschichten wirkt zuweilen recht bemüht und willkürlich. Dennoch hat Esther Freud einen gelungenen Roman geschrieben, mit dem sie sich von dem Ballast ihres Familiennamens befreit hat.

GREGOR SCHUHEN

Esther Freud: "Das Haus am Meer". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Anke und Eberhard Kreutzer. Bloomsbury Berlin Verlag, Berlin 2005. 381 S., geb., 19,90 [Euro].

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