Man kennt die Synchronstimme am Ende von »Manche mögen's heiß«, die aus dem Mund eines liebestollen Millionärs die Worte »Niemand ist perfekt « hervornäselt: Das ist Freddy Balthoff. Als jüdischer Schauspieler, schwul und mit Liebhaberin der Wehrmacht, überlebten er und andere die Nazizeit versteckt im Berliner Villenvorort Schlachtensee - in einer Bauhausikone, erbaut von Peter Behrens, eingerichtet von Marcel Breuer, die noch heute dort steht. Sie gehörte dem jüdischen Schauspieler Fritz Wisten und dessen Familie. Wie diese Menschen überlebten, mit Naziprominenz als Nachbarn,welche Zufälle lebensrettend eingriffen, neben einem Reigen feindseliger und hilfreicher Menschen - davon erzählt Thomas Blubacher. Unter der Menge der Geschichten vom Überleben ist dies ein besonders bizarres Kapitel aus dem Berlin der Nazizeit -und eines mit Happy End.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Klaus Hillenbrand scheint ganz gebannt von der Lektüre von Thomas Blubachers Buch. Wie der Autor die Geschichte der Familie des Theaterregisseurs Fritz Wisten und die ihrer Villa im Waldsängerpfad in Nikolassee erzählt, findet Hillenbrand spannend. Von Verfolgung und einer Menge Glück ist da die Rede, von Inhaftierung, Zwangsarbeit und Freilassung, von der langsamen Veränderung des Bezirks Nikolassee in den dreißiger Jahren, von versteckten Juden und der Gewalt der Nazis, erklärt Hillenbrand. So detailreich das Buch ist, meint er, über die Beweggründe Wistens, in die SED einzutreten, hätte der Rezensent gern mehr erfahren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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